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Bassus (German Edition)

Bassus (German Edition)

Titel: Bassus (German Edition)
Autoren: Annette Eisenmann
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„Vollbild“, und ein riesiger Steinquader füllte den Bildschirm.
    Sie brauchten eine Weile, bis sie Einzelheiten sehen konnten. Aber schließlich wurde der Umriss eines Mannes auf einem Pferd deutlich. Er hielt einen Speer in der Hand. Unter den Hufen des Tieres lag ein gefallener Germane. Die Mähne des Pferdes war auf der Stirn geflochten und ragte wie ein Horn zwischen den Ohren empor. Im Hintergrund stand ein Calo mit einem Ersatzspeer. Darunter stand:
    T FLAVIVS BASSVS MVCALAE
    F DANSALA EQ ALAE NORI
    CORV TVR FABI PVDENTIS
    AN XXXXVI STIP XXVI H F C
     
    Gwanwyn berührte Tony an der Schulter.
    „Geh weg!“, schrie er.
    Doch sie blieb und sagte immer wieder: „Es tut mir so leid.“
     
    Später war Gwanwyn aufgestanden und hatte sich in der Küche etwas zu essen gemacht.
    Sie dachte an ihre glückliche Kindheit in Wales, bevor die Römer gekommen waren. Obwohl diese Welt so viele Jahre zurücklag und es außer Tony niemanden gab, der auch nur eine Ahnung davon hatte, waren die Menschen jener Zeit immer bei ihr. Sie träumte oft von ihren Eltern und Geschwistern. Und auch von den Tieren, den Hühnern, Ziegen und Schafen. Sie wusste noch alle Namen. In ihren Träumen lebten sie. Aber wenn sie erwachte, sah sie ihre zerstückelten Leichname und die brennenden Häuser und Ställe. 
    Als sie ins Wohnzimmer zurückkehrte, richtete Tony sich auf. „Du hast es die ganze Zeit gewusst“, sagte er.
    Noch nie hatte sie ihn so bitter gesehen. Sie schwieg. Er erwartete auch gar keine Antwort. Sollte sie ihm sagen, dass es noch mehr gab über Bassus? Und auch über ihn? War jetzt der richtige Zeitpunkt? Aber was, wenn es gar nicht stimmte? Denn die Informationen widersprachen einander. Nein, sie würde schweigen.
    Lange konnte sie in der Nacht nicht einschlafen. Tony hatte sich ohne ein Wort und ohne zu essen hingelegt. Nur getrunken hatte er. Ein Bierglas voll Leitungswasser.
     
    Gegen drei Uhr morgens schreckte sie hoch und folgte dem Lichtschein. Tony saß vor dem Bild des Grabsteins.
    „Er lebt“, sagte er.
    „Was?“
    „Bassus lebt. Hier, sieh. Da steht, dass er im Alter von 46 Jahren nach 26 Jahren Militärdienst gestorben ist. Als wir getrennt wurden, war er aber schon 47 Jahre alt und seit 27 Jahren Soldat.“
    „Ich verstehe nicht.“
    Ungeduldig rief Tony: „Wenn wir uns nie begegnet wären, hätte er diesen Grabstein bekommen, denn dann wäre er mit 46 Jahren gestorben! Aber wir sind uns begegnet. Und deshalb spielt er keine Rolle mehr!“
    Das leuchtete ein. Vielleicht stimmte die andere Information dann ebenfalls. Sollte sie das Tony jetzt sagen? Oder noch warten?
    Nachdenklich fügte Tony hinzu: „Das ist natürlich kein hundertprozentiger Beweis dafür, dass er nicht doch bei unserem letzten Überfall gestorben ist. Schließlich könnte es ja noch einen zweiten Grabstein geben.“
    Er stand auf.
    „Aber dieses Risiko werde ich eingehen.“
     
    Er würde auch den anderen sagen, dass er in die Römerzeit zurückwollte, denn er brauchte ihre Hilfe. Und dazu musste er ihnen die ganze Geschichte erzählen.
    Heute war es soweit. Sie hatten sich alle vor der Webcam der Schefflers versammelt und sahen ihn erwartungsvoll an.
    Zuerst erzählte er zögernd und stockend. Aber Ralf half ihm, indem er immer wieder die richtigen Fragen stellte.
    Am Ende schwiegen sie lange.
    Schließlich sagte Irmtraud: „Was, wenn das mit der Zeitreise nicht noch einmal funktioniert? Oder du in einer ganz anderen Zeit landest? Zum Beispiel im Dreißigjährigen Krieg?“
    „Das Medaillon wird dafür sorgen, dass ich wieder in die richtige Zeit komme“, sagte Tony ruhig. „Das ist seine Aufgabe. So hat es der Druide damals vorausgesagt.“
    Dann sprach Franzi. „Ich hätte Bassus auch gerne gekannt.“
    Die anderen nickten.
    „Schade, dass wir ihn nicht hierher holen können“, sagte Elisabeth nachdenklich. „Oder könnten wir?“
    „Dann müsste aber auch Flavia kommen“, sagte Ralf.
    „Ach so. Ja, natürlich.“
    „Und dann sind da auch noch Marcia und Severus und Aurelius, Fabius Pudens und Wackeron und Morvran, Donatus, Ildiger…“ Tony hielt inne.
    Sie schwiegen
    „Wirst du dort denn nicht viele Dinge vermissen?“, fragte Wolfgang nach einer Weile. „Weißt du, auf der einen Seite würde ich ja auch gerne mal in die Römerzeit reisen, aber ich würde niemals für immer dort leben wollen. Schon allein wegen der medizinischen Versorgung.“
    „Ja, genau“, sagte Franzi, „Wie kommst du als Arzt damit
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