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Barcelona. Eine Stadt in Biographien: MERIAN porträts (MERIAN Digitale Medien) (German Edition)

Barcelona. Eine Stadt in Biographien: MERIAN porträts (MERIAN Digitale Medien) (German Edition)

Titel: Barcelona. Eine Stadt in Biographien: MERIAN porträts (MERIAN Digitale Medien) (German Edition)
Autoren: Wolfhart Berg
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vorbeischreitet, da mischt sich viel Stolz in die Jubelrufe. Prinzessin Cristina heiratet einen Lokalhelden, den Handballstar des FC Barcelona,
Iñaki
Urdangarín.
Damit die an siebter Stelle der Thronfolge stehende Braut einigermaßen standesgemäß heiraten kann, hat König Juan Carlos seiner Tochter und ihrem Iñaki kurz zuvor noch einen katalanischen Titel verliehen, beide zu Herzögen von Mallorca ernannt, der größten Insel der katalanischen Balearen.
    Prinzessin Cristina ist seitdem von den Barcelonern eingemeindet, anerkannt und sogar sehr geliebt.
    Sie spricht fließend Català, und das honoriert man hier besonders. Also sie ist »von uns«. Später bringt sie alle ihre vier Kinder in Barcelona zur Welt:
Juan
1999 ,
Pablo
2000 ,
Miguel
2002 und
Irene
2005 . Vier echte Barceloner, die in der spanischen Thronfolge gleich hinter Cristina kommen. Das erfreut die Nation, die katalanische selbstverständlich. Und Ihre Königliche Hoheit Cristina Federica Victoria Antonia de Borbón, Infantin von Spanien und Herzogin von Palma de Mallorca, hat sogar familiäre Bande zum Grafen von Barcelona. Denn das ist der Titel, den jeder spanische König seit Carlos I im Jahr 1517 führt. Womit wir einen kurzen Abstecher in Cristinas Ahnengalerie machen müssen.
    Ihr Urgroßvater
Alfonso  XIII
kann zu Beginn des vorigen Jahrhunderts weder durch Gesetze noch durch eine Militärregierung die instabilen Verhältnisse in Spanien kontrollieren. Korruption, Arbeitslosigkeit und sozialer Unfrieden beherrschen die industrialisierte Gesellschaft; Gewerkschaften und Anarcho-Organisationen sind besonders in Barcelona sehr präsent. In Madrid wird die Republik ausgerufen, König Alfonso  XIII dankt im April 1923 ab und flieht mit seiner Familie ins Exil nach Rom.
    Sein Sohn und Thronerbe
Don Juan
, der Großvater Cristinas, wird nie König werden, denn die Anarchisten in Madrid und Barcelona sind um 1930 nicht gerade royal eingestellt. Und mit dem Bürgerkrieg ab 1936 kommt dann General
Francisco Franco
an die Macht, initiiert mörderische Verfolgung von Hunderttausenden von Republikanern und regiert mit eiserner Faust bis zu seinem Tod 1975 .
    Der Diktator duldet keine Könige neben sich. Doch Franco ist ein Fuchs, er weiß, dass Spanien nach seiner Diktatur durch einen friedlichen Übergang in die Familie der europäischen Demokratien eingebettet werden muss. Er weiß aber auch, dass die Spanier überzeugte Monarchisten sind. Also schlägt er Don Juan in dessen neuem Exil, im portugiesischen Estoríl, ein Geschäft vor: Der Thronerbe soll auf seine Ansprüche verzichten, Don Juan darf dafür den Titel »Graf von Barcelona« führen, muss aber seinen Sohn Juan Carlos, 1938 im römischen Exil geboren, als 15 -Jährigen nach Madrid schicken – in die erzieherische Mühle des Diktators.
    Don Juan verzichtet, um die 500 -jährige Dynastie zu retten. Und Cristinas Vater Juan Carlos, Enkel des abgedankten Königs Alfonso  XIII , wird nach Schule, Studium, Militärlaufbahn und US -Aufenthalten 1975 tatsächlich König von Spanien, nicht von Gottes, sondern von Francos Gnaden, was die Anzahl der überzeugten Monarchisten zunächst ziemlich überschaubar hält. Doch 1981 vereitelt Juan Carlos im bereits demokratisch regierten Spanien eindrucksvoll einen Militärputsch, und schlagartig wird er von allen Spaniern, ja sogar von den Katalanen als Bürger-König geachtet und geliebt.
    EINE HOCHZEIT ALS SCHACHZUG
    Als ihm dann seine Tochter Cristina ihre Liebe zu dem Barceloner Handballstar mit dem baskischen Namen Iñaki gesteht, da sieht er sie als Königin-Figur auf seinem gesamtpolitischen Schachbrett. Auf dem liegt das zentralistisch-autoritäre Madrid in der Mitte, oben im Norden die beiden Provinzen mit eigener Sprache und größtmöglichen Autonomie-Forderungen: das Baskenland und eben Katalonien.
    Das ist für den harmoniesüchtigen König die Chance: Jetzt kann er den mit überhöhten Steuern, Sprachverboten und kulturellen Repressalien jahrzehntelang gepeinigten Basken und den Barcelonern zeigen, dass Madrid doch ein Herz für die beiden widerspenstigen Provinzen hat. Er unterstützt die Liebesheirat nach Kräften und freut sich am 4 . Oktober 1997 ganz besonders über den »Cristina-Cristina«-Jubel der Barceloner für »unsere« Prinzessin.
    Die Königstochter findet schnell in ein bürgerliches Leben. Das junge Paar kauft sich oberhalb der Diagonal im noblen Stadtteil Pedralbes eine Villa mit Garten und Pool. Rundherum eine hohe
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