Barcelona. Eine Stadt in Biographien: MERIAN porträts (MERIAN Digitale Medien) (German Edition)

wird für drei Monate wegen »Unterstützung des Katalanismus« des Landes verwiesen, Barça darf sechs Monate nicht im eigenen Stadion spielen.
    Diese politische Kriegsführung des zentralistischen Madrids trifft den Verein während des Bürgerkriegs 1936 bis 1939 noch wesentlich härter. Barças Vereinspräsident Sunyol wird von Francos Soldaten festgenommen und erschossen. 1937 fliehen zwölf Spieler während einer Auslandsreise nach Mexiko. 1939 , als die Franquisten Barcelona eingenommen haben, stehen alle Gründungs- und Präsidiumsmitglieder neben Anarchisten und Kommunisten auf der Säuberungsliste. In den nächsten Jahren eskalieren die sportlichen Duelle zwischen Real Madrid und FC Barcelona jeweils zum patriotischen Machtkampf zwischen Katalonien und Madrid. Für die Barceloner ist jeder Sieg auch eine Bestätigung für ihre Heimatfarben, sie sehen die Barça-Spieler als ihre heroische Streitkraft für die Autonomiebewegung. Bis zu Francos Tod 1975 werden viele Schiedsrichter verdächtigt, zugunsten von Madrid Spielergebnisse manipuliert zu haben.
    EIN SPIEL GEGEN MADRID IST MEHR ALS EIN SPIEL
    Auch heute noch hat ein Spiel Barça gegen die Königlichen aus Madrid mehr Sprengstoff als Begegnungen von Manchester gegen Liverpool oder Schalke gegen Dortmund. Selbstverständlich beherrschen seit dem Ende der Franco-Diktatur katalanische Fahnen und Fangesänge auf Català das Camp Nou. Das »neue Stadion« war 1957 gebaut worden, weil immer mehr Barceloner ihren Club sehen wollen. Und weil es da einen Spieler gibt, der seit 1951 die Massen bewegt und für den allein das alte Stadion zu klein wird:
Laszló Kubala
, ein gebürtiger Ungar und nationalisierter Spanier ( 1927 – 2002 ), spielt technisch perfekt und führt Barça in den 50 er-Jahren zu vielen Meisterschaften und Pokalsiegen.
    Dass ihr Held Kubala ein Nicht-Katalane ist, stört die selbstbewussten Barceloner wenig. Sie haben seit Jahrhunderten gelernt, über den Tellerrand hinaus in die Welt zu blicken und das Beste in ihre Heimat zu holen. Siehe Lionel Messi, den überirdisch-außerirdischen Argentinier. Bei
Ricardo Zamora
, einst weltbester Torwart und ebenfalls eine Barça-Legende, ist das nicht notwendig. Er ist ein Eigengewächs, 1901 in Barcelona geboren und 1978 gestorben. 1920 und 1922 gewinnt er mit Barça die Copa del Rey und sichert der spanischen Nationalelf 1920 die Olympia-Silbermedaille. Vor allem seinen Glanzleistungen ist es zu verdanken, dass Spanien 1929 als erste ausländische Mannschaft den Engländern in deren Heimat eine 3 : 4 -Niederlage beibringt. Zamora wird zum Nationalhelden, als bekannt wird, dass er das Spiel mit gebrochenem Brustbein durchgestanden hat.
    Auf Zamora folgen Kubala, später
Johan Cruyff, Bernd Schuster Diego Maradona
und
Gary Lineker
und in diesem Jahrhundert Lionel Messi. Seine Geschichte ist wie viele Fußballgeschichten ein Märchen, das sich die Fans in den schummrigen Bars von Barcelona immer wieder erzählen.
    Der spätere Fußballgott Lionel Andrés Messi wird am 24 . Juni 1987 in Rosario in Argentinien geboren. Mit fünf Jahren meldet ihn sein Vater in einem Fußballclub an; sehr schnell erkennt man dort das außergewöhnliche Talent des Kindes, das ungewöhnlich zart und klein ist, was sich später als Wachstumsstörung herausstellt. Der kleine Lionel, kurz Leo genannt, leidet an Somatropinmangel, die Behandlung ist teuer. Die 900  Dollar im Monat sind viel zu teuer für die Familie Messi. Und weil er so mickrig wirkt, winken argentinische Vereine trotz seines überragenden Talents ab.
    Verzweifelt wenden sich seine Eltern an den FC Barcelona. Leo absolviert ein Probetraining, der Jugendtrainer ist völlig aus dem Häuschen, er spricht mit den Eltern und lässt sie sofort einen Vertrag, notdürftig auf einer Serviette formuliert, unterschreiben. So zieht der 13 -Jährige mit seinen Eltern und drei Geschwistern nach Barcelona. Barça zahlt ein Einstiegsgehalt von 600  Dollar und die monatlichen Therapiekosten. Man kauft der Familie Messi ein Haus unweit des Stadions, Lionel wächst im gewohnten familiären Umfeld auf. Eine Haushälterin, ein Sekretär, ein Chauffeur, ein Gärtner und ein Behördengänger regeln seitdem alles für die Messis.
    MESSI IST DER CHOREOGRAF DES SPIELS
    Es hat sich für Barça gelohnt. Lionel Messi, mittlerweile 1 , 69  Meter groß, wird zum Symbol katalanischer Fußballmacht und 2011 zum dritten Mal zum weltbesten Fußballer gewählt. Mit den