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Barakuda der Wächter 02 - Die Mördermütter von Padan

Barakuda der Wächter 02 - Die Mördermütter von Padan

Titel: Barakuda der Wächter 02 - Die Mördermütter von Padan
Autoren: Gisbert Haefs
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ist der Boden Ihrer Stadt profan.«
    Er nickte den Soldaten zu. Sie präsentierten die Karabiner und nahmen neben dem Portal Aufstellung. Auf dem Platz bildeten die Gardistinnen weiter ihren Kreis.
    »Aller Boden in Pasdan ist heilig«, sagte die Erzmutter.
    »Heilig«, widersprach Barakuda uninteressiert, »sind die Herzen der Menschen und ihre guten Absichten.«
    »Wozu bringen Sie Waffen, Emissär?«
    »Ein in Frieden kommender Gast sollte nicht mit Waffen begrüßt werden«, gab Barakuda zurück. Die Konversation spielte sich jedesmal gleich ab. »Die Anwesenheit Wehrhaf ter Jungfrauen beleidigt und bedroht den Emissär.«
    »Kommen Sie in den Freihafen, wenn Sie unbedingt kommen wollen«, sagte die Erzmutter. »Dort entweihen Sie keinen Boden, und dort brauchen Sie keine Eskorte.«
    »Der Emissär des Gouvernements entweiht nirgends Boden und ist überall willkommen, denn er vertritt das Gou vernement.«
    »Hier ist er nicht willkommen. Das Abkommen ist für uns ohne Bedeutung, wie alle Machenschaften minderer Tiere.«
    »Sie irren. Das Shilgat-Abkommen ist für Sie von großer Bedeutung, denn es hindert Sie daran, die Bevölkerung dieser Welt auszurotten. Es ist gegen Sie gerichtet, also sollten Sie es besser hinnehmen. Können wir nun zur Sache kommen?«
    Die Lust hatte ihn verlassen, weiter mitzuspielen. Die Erzmutter verzog keine Miene, während die beiden anderen Mütter kein Hehl aus ihrer Mißbilligung machten. Schweigend gingen die drei Frauen vor Barakuda her durch einen kahlen Korridor und traten in einen Raum.
    Er brachte seine Anliegen vor. Es ging, wie üblich, um nicht eingehaltene Lieferverträge, Auseinandersetzungen mit anderen Schiffen und deren Besatzungen, Anfragen nach veränderten Lieferbedingungen oder geänderten Warenmen gen, Verstöße von Jungfrauen und Offizierinnen gegen Praktiken und Verhaltensweisen, die in den angelaufenen Häfen üblich waren. All dies wurde schnell und eisig erörtert.
    Schließlich stellte Barakuda einige vorsichtig formulierte Fragen. Man habe, wie den Müttern sicher bekannt sei, Probleme mit bewaffneten Banditen in der Steppe, und Gerüchten zufolge seien im Bereich des Binnenmeers ebenfalls Feuerwaffen gesehen oder verwendet worden. Die Erzmutter erwiderte lediglich, Auseinandersetzungen unter Tieren seien für Pasdan gänzlich bedeutungslos. Dante gab den Versuch auf; es war nichts zu erfahren. Zumindest nicht, solange nichts Greifbares vorlag, dem man nachgehen konn te.
    Nach dem Start herrschte zunächst Schweigen. Dann schob Timoara seufzend seinen leichten Helm in den Nac ken und meinte: »Und auch beim dritten Mal hatte ich dauernd das Gefühl, jemand steht hinter mir und fährt mit einem eis kalten Messer einen Millimeter über meiner Wirbelsäule entlang.«
    Ping goß mit Schnaps versetzten Kaffee in Becher und verteilte sie. Barakuda würgte den in ihm aufsteigenden Ekel, Begleiterscheinung der Visiten in Pasdan, Gashiri und Banyadir, hinunter, nippte an dem heißen Gebräu und zündete sich eine Zigarette an. Dann legte er die Füße auf einen Sitz. »Was, glauben Sie, ist mit meiner Wirbelsäule, wenn ich da im Ratsgebäude sitze, Sten?« fragte er.
     
    Acht Stunden, mit kurzen Pausen, arbeitete er jeden Tag im Palais mit der Gouverneurin über den Listen. Sie hatten ei nen kleinen Konferenzraum ausgewählt, dessen Balkon über dem Meer lag. Die Einrichtung war teils funktionell, teils erlesen. Schlichte Stühle aus schwarzem Tungbaholz, bespannt mit P’aodhuleder, und ein großer, ebenfalls schwarzer Tisch, auf dem sich Papiere stapelten, versanken in kostbaren, weichen Teppichen aus der Nordsteppe. An einer Wand hingen, über einer mit Polarfellen bezogenen Couch, alte Kartendrucke aus Sa’orq in Eisenholzrahmen. Das Regal an der gegenüberliegenden Wand enthielt Bücher, zum Teil aus Sa’orq oder Kelgarla, und neben der Tür stand ein unbezahlbarer Schrank aus altem Eisenholz, dessen Oberfläche Szenen aus einer längst aufgegebenen Mythologie von Golgit zeigte, teils als Relief, teils eingeätzt.
    Sie tranken teuren Importtee, und zum gegenseitigen Re spekt kam eine gewisse Vertrautheit, die nicht durch per sönliche Worte entweiht wurde. Am dritten Abend bat Barakuda: »Exzellenz, geben Sie mir doch bitte dieses Blatt da.«
    Die Gouverneurin reichte es ihm, ohne aufzublicken; dann hob sie den Kopf und sah ihn an. Sie hatte Schatten unter den Augen, trug einen hellgrünen Kaftan, war barfuß und wie immer souverän. »Hören Sie, Dante«,
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