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Barakuda der Wächter 02 - Die Mördermütter von Padan

Barakuda der Wächter 02 - Die Mördermütter von Padan

Titel: Barakuda der Wächter 02 - Die Mördermütter von Padan
Autoren: Gisbert Haefs
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Personen von Gaia anfordern, keine Nachforschungen nach den Besitzern der Nadir anstellen, nichts, was jemanden alarmieren könnte.«
    Die Gouverneurin stimmte zu. »Dieses Matriarchinnenboot, Varli Soleyn, das klingt wie ein Personenname«, sagte sie.
    Barakuda hob die Brauen. »Wahrscheinlich. Aber der Name sagt mir nichts.«
    »Vermutlich unwichtig«, murmelte Hsiang. Dann sah sie Dante an. »Jedenfalls haben wir zunächst Zeit. Kein Grund also, Ihren Erholungsurlaub weiter hinauszuschieben. Ich möchte Sie auf dem Posten und in Form haben, wenn es los geht.«
    »Ist das ein Befehl?«
    »Ein dienstlicher Befehl. Und eine Empfehlung unter Freunden.«

 
    Aus: Tagebuch II von Florisa de Clare, Gaia 118
    (Manuskript)
     
    »… Die Gebietende Mutter, die mich nach der Ermordung meiner Begleiter gerettet hatte, zeigte mir eines Tages ein Exemplar des Heiligen Buches von Varli Soleyn. Über seinen Ursprung ist wenig bekannt; in Pasdan heißt es, die Schrift sei bereits alt gewesen, als die Urmütter nach Shilgat kamen. Das Werk enthält die Grundlagen der Weltsicht, aber auch Hinweise, wie zu verfahren sei, um das Große Ziel zu erreichen. Da ich nach der langen Zeit nicht wörtlich zitieren kann, muß ich mich auf Paraphrasen beschränken, so, wie mein Gedächtnis sie hergibt.
    Es heißt da gleich zu Anfang, das Große Ziel sei die Zerstörung der Staatsformen, die Abschaffung der unkreativen Arbeit und vor allem die Beseitigung des männlichen Geschlechts, das für all diese Monstrositäten verantwortlich sei. Man müsse die Fortpflanzung ohne Männer anstreben; dann seien nur noch Frauen zu zeugen. Ohnehin sei der Mann ein biologischer Unfall; sein Y-Chromosom sei ein defektes weibliches X-Chromosom, der Mann somit eine verkrüppelte Frau, eine wandelnde Abtreibung. Er übe negative Magie aus: Was er berühre, werde unweigerlich zu Exkrement. Da er kein Eigenleben besitze, begreife er das Leben als absurd und unterwerfe sich äußeren Zwängen – Kontrolle, Staat, Führerschaft, Religion –, um seine innere Leere zu vergessen. Eine Gesellschaft rationaler Frauen sei auf solcherlei Zwangsvorstellungen nicht angewiesen.
    (Varli Soleyn schrieb auch, Kriege und militärische Organisationen seien lächerliche Versuche der Männer, ihr minderwertiges Geschlechtsleben in einer kosmischen Penetration zu überkompensieren und dabei auch ihre – von den Frauen zu fördernde – Todessehnsucht zu erfüllen. Im Gegensatz hierzu sei das Zusammenleben von Frauen in militärischen Verbänden eine lobenswerte Kameradschaft.)
    Ich fragte weiter, weshalb die Mütter nicht wenigstens die Shil-Frauen zu befreien statt auszurotten suchten. Die Gebietende Mutter erklärte, es gebe eine starke Fraktion, die nur die in Pasdan geborenen Frauen als Auserwählte betrachte; selten komme es – wie bei mir – zu Ausnahmen, und in der Zukunft werde diese Fraktion wohl die Politik bestimmen. Außerdem seien alle Shil, gleich welchen Geschlechts, zur Bildung des angestrebten künftigen Gemeinwesens unfähig, da ihre Sprache es ihnen unmöglich mache, die grundlegenden Begriffe (ich nehme an, hiermit sind kosmische Ordnungsvorstellungen wie ›Welt‹, ›Realität‹ etc. gemeint) als wirklich hinzunehmen; alle Shil-Sprachen behandelten materiell nicht faßbare Dinge wie z. B. alles Weltanschauliche als ästhetisches Spiel ohne realen Wert und seien daher ungeeignet zur Errichtung dauerhafter Gebilde, die auf Wertvorstellungen beruhen …«
     
3. Kapitel
     
    Der Hafenort Tashila, am Ostgestade von Huasiringa, war eine alte Shil-Gründung mit etwa 5000 Einwohnern. In der fruchtbaren Ebene nördlich der Stadt wurde Landwirtschaft betrieben, südlich stieg das Land schnell an und wies nur noch Felsen und – in langen, einsamen Tälern – Einödhöfe und winzige Weiler auf. Die hohen Tamar-Berge grenzten das Ostteil Huasiringas vom niedrigen Sumpf- und Dschungelland ab, das die Hauptmasse und Hauptattraktion der Insel darstellte.
    Die Feriensiedlung existierte seit etwa 100 Jahren: ein großes Hotel, dazu Bungalows an einer flachen Bucht; Touristen konnten angeln, wandern, baden, Bootstouren unternehmen oder jenseits der Berge – die zu Fuß zu überqueren waren – Safaris auf die gefährliche Tierwelt unternehmen. Der Westteil war praktisch unbewohnt; die Küste bestand aus Lagunen hinter Riffen und Sandbänken, der Rest war Dschungel und Sumpf. Dort gab es Nattern, deren Biß innerhalb einer Stunde zum Tod führte. An verschiedenen
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