Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bannsänger

Bannsänger

Titel: Bannsänger
Autoren: Alan Dean Foster
Vom Netzwerk:
Gesicht, und er trat fehl. Er beäugte seinen größeren Begleiter unsicher.
    »Du 'ast das richtige Ausse'en, und du fühlst dich auch richtig an, aber bei Magie kann man nie sicher sein. Du ‘ast doch warmes Blut, Kumpel, oder?«
    Jon-Tom stöhnte und sackte links zusammen. Ein kräftiger Arm stützte ihn. »Danke«, sagte er zu dem Otter. »Du solltest es eigentlich wissen, du hast genug davon vergossen.«
    »Jawohl, es schien ziemlich warm, obwohl meine Gedanken woanders waren.« Er zuckte mit den Schultern. »Du ‘ast dich jedenfalls als ziemlich 'armlos erwiesen. Clodsa'amp wird wissen, warum er dich 'ergerufen 'at.«
    Was will dieser Hexer von mir? fragte sich Jon-Tom. Warum wird das mir angetan? Warum nicht Shelly oder Professor Stanhope oder sonst jemandem? Warum ich? Er bemerkte, daß sie stehengeblieben waren.
    »Sind wir da?« Er sah sich um, erwartete irgendwie eine malerische Hütte mit Strohdach. Doch es war keine Hütte zu sehen, überhaupt kein irgendwie geartetes Haus. Dann traf sein Blick auf die dunklen Fenster im Stamm der massigen alten Eiche, den Rauchfaden, der träge aus dem Schornstein zwischen den Hauptästen hoch oben aufstieg, und die bescheidene Tür, die zwischen einem Paar gewaltiger knorriger Wurzeln zermalmt zu werden schien.
    Sie gingen auf den Einlaß zu, und Jon-Toms Aufmerksamkeit wurde nach oben gelenkt.
    »Was is los?« fragte Mudge, der bemerkte, daß sein überwältigter Begleiter nicht mehr aufmerksam seinen Beschreibungen der zunehmenden Sonderlichkeiten Clodsahamps lauschte.
    »Ein Vogel. Ein richtiger, diesmal.«
    Mudge blickte uninteressiert in den Himmel. »Natürlich is es ein Vogel. Was ‘ast du denn erwartet?«
    »Eins von diesen hybriden Echsen-Dingern, wie sie uns im Wald begegnet sind. Der hier sieht aus wie ein echter Vogel.«
    »Du ‘ast verdammt recht, es is einer. Und sei froh, daß er dich nich so reden 'ören kann.«
    Es war eine Wanderdrossel, indes mit einer Flügelspanne von knapp einem Meter. Sie trug eine Weste aus seetanggrünem Satin, eine Kappe, ähnlich der von Mudge, sowie einen rot und umbrafarben gemusterten Kilt. Vor der Brust war ein Sack festgeschnürt. Außerdem stellte sie einen halbdurchsichtigen Augenschutz zur Schau, der mit unbekannten Buchstaben beschriftet war.
    Drei Stockwerke über dem Boden ragte ein hölzerner Pflock aus dem massigen Baum. Die Drossel kam mit einem eleganten Landemanöver darauf zur Ruhe. Sie langte mit überraschend beweglichen Flügelspitzen in den Brustsack, kramte herum und zog einige kleine Zylinder heraus, bei denen es sich um Schriftrollen handeln mochte.
    Der Vogel schob sie in eine dunkle Vertiefung, einen Schlitz oder ein kleines Fenster in der Flanke des Baums. Er trillerte zweimal durchdringend und klang den Drosseln sehr ähnlich, die die Akazie vor der Kinsey-Halle der Uni bevölkerten.
    Er beugte sich zu dem Schlitz, bog eine Flügelspitze zum Schnabel und rief deutlich vernehmbar: »Hee, Blödian! Komm hoch mit deim fetten Arsch und sammel deine Post ein! Die verschimmelt hier schon seit drei Tagen, und wenn ich morgen vorbeikomm, und sie ist immer noch da, werd ich sie zum Nestfüttern benutzen!« Es folgte eine Kette von Obszönitäten, die überhaupt nicht zu dem ansonsten freundlichen Verhalten des Vogels passen wollten. Er wandte sich mit mürrischem Tschirpen vom Schlitz weg und murmelte etwas vor sich hin.
    »Horace!« rief der Otter. Der Vogel blickte nach unten und ließ sich von der Sitzstange fallen, um über ihnen zu kreisen.
    »Mudge? Was machst 'n du hier?« Die Stimme erinnerte Jon an eine andere, die er hin und wieder während einer Reise zu einem anderen exotischen Teil der Welt gehört hatte, einem Bereich, der als Brooklyn bekannt ist. »Hab dich inner letzten Zeit nicht viel inner Stadt gesehn.«
    »Bin jagen gewesen, bin ich.«
    »Wo haste diese komische Type aufgegabelt?«
    »Laaange Geschichte, Kumpel. 'Ab ich recht ge'ört, daß der alte Knacker seit drei Tagen nicht zu 'Ause war?«
    »Oh, der is da«, erwiderte der Vogel. »Hexend und zaubernd wie immer. Ich weiß das, weil's immer wieder anders aus diesem Postschlitz stinkt, wenn ich vorbeikomm. Du hast nich zufällig 'n Wurm bei dir, hm?«
    »Tut mir leid, Kumpel, mein Geschmack sind e'er Austern und Krabben.«
    »Jaa, weiß ich. Fragen kostet nichts.« Er warf Jon-Tom einen hoffnungsvollen Blick zu. »Wie steht's mit dir, Freundchen?«
    »Leider nicht.« Begierig, zu gefallen, fummelte er in seinen Jeanstaschen herum.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher