Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bannsänger

Bannsänger

Titel: Bannsänger
Autoren: Alan Dean Foster
Vom Netzwerk:
die Hand nach ihm ausstreckte.
    Sehnige Muskeln spannten sich unter seinen Armbeugen, als der Otter hinter ihn trat und ihn aufhob. »Bist 'n ziemlich Großer... 'ilf ein bißchen mit, ja, Kumpel?«
    Mit der Unterstützung des Otters stand Jon bald wieder auf den Füßen. Er schwankte ein wenig, aber der Nebel im Kopf hob sich.
    »Wo ist mein Zimmer. Wo ist die Uni?« Er drehte sich im Kreis, sah auf allen Seiten Bäume und nicht die Spur eines Gebäudes, das sich darüber erhob. Wieder begannen die Tränen zu fließen; überraschend für Jon, denn er war auf seine gefühlsmäßige Selbstkontrolle immer sehr stolz gewesen. Aber er war schwer, fast gefährlich desorientiert. »Wo bin ich? Was... wer bist du?«
    »Alles gute Fragen, Mann.« Ist das ein komischer Kerl! dachte der Otter. Paß bloß auf! »Was dein Zimmer und die, äh, Uni angeht, 'ab ich keine Ahnung. Wo wir sind, das is ganz einfach. Das 'ier sind die Glockenwälder, wie jeder Narr weiß. Wir sind 'n paar Tagesmärsche außer'alb von Lynchbany, und mein Name wäre Mudge. Wie wäre denn deiner, Verehrtester, falls du einen 'ast?«
    »Meriweather«, antwortete der junge Mann betäubt.
    »Jonathan Thomas Meriweather.«
    »Nun dann, Jnthin Tos Miwath... Joneth Omaz Morwoth... also 'ör mal, Mann, so geht das einfach nich! Das is kein richtiger Name. Bis man den ausgesprochen 'at, is man zweimal gegen die Sonne um die glatten Schenkel der samtpelzigen Felice getanzt, von der gesagt wird, daß sie mehr Männer zu Narren machte, als es Bürokraten in Polastrindu gibt. Ich werde dich Jon-Tom nennen, wenn es dir nichts ausmacht und wenn du drauf bestehst, mehr als einen Namen zu haben. Aber ich werde dir keine drei geben. Das rasselt ungeziemlich in den Ohren.«
    »Glockenwälder«, plapperte der schlacksige, desorientierte junge Mann. »Lynchbany... Lynchbany... ist das in der Nähe von Culver City? Es muß irgendwo an der South Bay liegen.« Der Otter legte die Hände um die Gelenke von Jon-Tom und drückte. Kräftig. »Also ' ör m al, J unge!« sagte er ernst. »Ich weiß nich, ob du nun verdreht oder ver'ext bist, aber am besten nimmst du dich jetzt zusammen. Ich 'ab nich die Zeit, deine Probleme zu lösen oder dir deine Kullertränen wegzuwischen. Du bist so wirklich, wie du dich fühlst, so wirklich wie unsereins, und wenn du nich anfängst, auf dich selbst achtzugeben, bist du 'ne wirkliche Leiche mit wirklichen Würmern, die an dir nagen und sich keinen Schlagenfurz drum scheren, woher du stammst, 'örst du, Junge?«
    Jon-Tom hörte auf zu schniefen und schien plötzlich wieder sein wirkliches Alter zu haben. Ruhig! sagte er sich. Nimm es für bare Münze, und beiß dich durch das Rätsel, was immer es ist. Richte dich nach der inneren Logik, und bete, daß du aufwachst, selbst wenn es in einem Krankenhausbett sein sollte. Ob dieses Tier nun real ist oder nicht, es ist alles, was du hast. Ist nicht nötig, daß du dich selbst zum Narren machst, selbst wenn es nur ein imaginärer Narr ist. »Das is besser.« Der Otter ließ die Gelenke los. »Du murmelst da Namen, von denen ich nie ge'ört 'ab.« Plötzlich schlug er die Pfoten zusammen und sprang erfreut in die Luft. »Natürlich! Kannst mich ruhig 'nen rattenköpfigen Narren nennen, daß ich nich früher daran gedacht 'ab! Das muß Clodsa'amps Werk sein. Der alte Säufer hat wieder mal mit den Kräften der Natur 'erumgespielt.« Sein Verhalten war augenblicklich verständnisvoll – mitfühlend, die Schnurrhaare bebten, als er dem staunenden Jon-Tom wissend zunickte.
    »Jetzt is alles ganz klar, du armer Kerl. Is überhaupt kein Wunder, daß du so verwirrt und benommen bist und daß ich dich über'aupt nich begreifen konnte.« Er trat heftig mit dem Fuß in den Boden; Blumen flogen davon. »Du bist 'ier'er magieriert worden.«
    »Magieriert?«
    »Jawohl! Oh, sieh mich nich so an, Chef! Ich glaube nich, daß es schlimm is. Der alte Clodsa'amp is 'n ehrbarer Gelehrter und 'n ziemlich gerissener 'exer, wenn er nüchtern und bei Verstand is. Und die schlimmste Landplage, wenn er in Altersschwachsinn abgleitet, was in letzter Zeit 'äufiger vorkommt. Is manchmal schwer zu sagen, ob er noch ganz klar is. Nich, daß es sein Fehler war, daß er alt und spinnig wird. Passiert uns schließlich allen, würd ich meinen. Ich 'alt mich von ihm fern, 'alt ich mich. Wie jeder, der Köpfchen genug 'at. Man weiß nie, in was für 'ne verrückte Beschwörung er einen vielleicht reinzieht.«
    »Dann ist er also ein
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher