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Banditenliebe

Banditenliebe

Titel: Banditenliebe
Autoren: Massimo Carlotto
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Schnappmesser.
    »Versuch’s gar nicht erst«, zischte ich, bemüht, die Angst nicht zu verraten, die meine Eingeweide gepackt hielt. »Draußen sind meine Freunde, bewaffnet. Du kämst nicht lebend hier raus.«
    Er schrie mir eine Reihe von Beleidigungen in seiner Sprache ins Gesicht, alle drehten sich nach uns um.
    »Beruhige dich und denk nach. Wir wollen dich nicht verarschen, wir wollen nur gut davonkommen.«
    »Hau ab und lass dich nie wieder blicken.«
    Ich stand auf. »Noch ein Rat: Lass den Schmuck möglichst schnell einschmelzen. Er ist zu leicht zu identifizieren, und du riskierst, in den Prozess gegen die Serben mit hineingezogen zu werden.«
    Dann ging ich rasch hinaus. Hinter einer Säule, wo er die ganze Zeit gewartet hatte, tauchte Rossini auf. Dort hatte er neben Max gestanden und dank der Wanze auf meiner Brust jedes Wort des Gesprächs mit Arben mitbekommen. Wenn der versucht hätte, mich kaltzumachen, wäre Beniamino eingeschritten. Jedenfalls war das der Plan gewesen …
    Mit zitternden Händen zündete ich mir eine Zigarette an. Allmählich hatte ich den ganzen Mist wirklich satt.
    Der alte Schmuggler lächelte. »So, dann hätte das auch geklappt.«
    Im Wagen machte ich mein Handy an und entdeckte ein Dutzend Nachrichten von Attilio Carini. Ich rief ihn zurück.
    »Was heißt hier Sauerei«, jammerte er. »Ich hab regelrecht Salto schlagen müssen, um keinen Ärger zu kriegen.«
    »Jetzt hör auf zu winseln. Ich hab dich im Fernsehen gesehen und die Zeitungen gelesen. Du bist der berühmteste Bulle des ganzen Nordostens.«
    »Du hattest mir Alshabani versprochen.«
    »Das war leider ein Schlag ins Wasser.«
    »Du könntest ja noch ein bisschen daran arbeiten …«
    »Nein. Es ist Zeit, Lebewohl zu sagen.«
    »Das entscheide ich.«
    Ich prustete los. Immer dasselbe mit den Bullen. »Sollen wir’s machen wie die Kinder? Aufs Klo gehen und schauen, wer den Längeren hat?«
    Er lachte laut auf und hängte ein. Ich nahm die SIM -Karte aus dem Handy und warf sie aus dem Fenster. An der nächsten Ampel schenkte ich den Apparat einem Blumenverkäufer.
    »Um die Wahrheit zu sagen«, platzte Rossini heraus, »mag ich diese gegenseitigen Gefallen mit den Bullen nicht. Können wir nicht ohne die auskommen?«
    »Dabei solltest du dem Gott der korrupten Bullen dankbar sein«, entgegnete ich polemisch. »Heute ist es nicht mehr so wie früher, wo du immer wusstest, wer dir gegenübersteht. Heute ist das Hauptproblem, an Informationen zu kommen, und die Bullen sind die beste Quelle, denn sie sammeln, bündeln und verkaufen sie.«
    »Außerdem«, ergänzte der Dicke, »benutzen die Mafiosi die Bullen, um die Konkurrenz zu ficken. Alles ein einziges Durcheinander.«
    Der alte Schmuggler löste eine Hand vom Lenkrad, um mit seinen Armbändern zu spielen. »Das ist wirklich das Problem. Wenn du nicht in dieser Scheiße untergehen willst, musst du in der Vergangenheit leben. Musst Leute finden, die so denken wie du und Archäologie der Halbwelt betreiben: Schmuggel und Coups im alten Stil. Das Problem sind deine beschissenen Ermittlungen, Marco, von früh bis spät rührst du in der Scheiße. Wenn das hier geschafft ist, hoffe ich wirklich, du suchst dir einen anderen Beruf.«
    Er maulte nur an mir allein herum, dabei wusste er genau, dass Max mein Partner war. Ganz offensichtlich hatte der Dicke ihm von Fratta Polesine und Irma erzählt. Aber das war jetzt nicht der richtige Moment für diese Themen. Vor allem, weil mir die Lust dazu fehlte.
    »Und wie schaffen wir das hier? Wir haben noch gar nicht darüber geredet, wie wir Greta Gardner auftreiben wollen.«
    »Ich für meinen Fall fahre nach Paris, peile die Lage, bringe sie um und kehre zu Sylvie zurück.«
    »Und du?«, fragte ich Max.
    »Vielleicht gelingt es uns ja tatsächlich, unseren Arsch zu retten und ein bisschen Geld auf die Seite zu tun«, sagte er und blickte aus dem Fenster. »Wenn meine Gegenwart nicht unentbehrlich ist, würde ich hier aussteigen.«
    Der alte Rossini drückte ihm voller Zuneigung den Arm. »Das ist der letzte Akt. Von hier ab schaffen wir es wunderbar allein.«
    Ich tat so, als würde ich protestieren. »Heh, wie kannst du so sicher sein, dass ich mitkomme?«
    »Weil du hier nichts verloren hast.«

Samstag, 16. Mai 2009
    Natalija Dini ć , alias Greta Gardner, alias Ivana Biserka, war sehr schön. Auf der Fotokopie des Passes hatte sie wie eine etwas fade Blonde gewirkt, dabei war sie eine Frau der Art, die mein Freund, der
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