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Banditenliebe

Banditenliebe

Titel: Banditenliebe
Autoren: Massimo Carlotto
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Stojkovi ć beglichen.

Montag, 23. März 2009
    Dafür, dass vor zwei Tagen Frühlingsanfang gewesen war, herrschte eine Saukälte. Halb acht Uhr morgens, nichts deutete darauf hin, dass der Winter beendet wäre. Der Typ rangierte seinen Lieferwagen aus seinem Garten vorm Haus. Er bog auf einen Feldweg ein, doch nach ein paar hundert Metern stand unser Wagen schräg auf der Straße. Max, Beniamino und ich waren konzentriert mit einem Hinterrad beschäftigt.
    Er hielt in etwa zehn Metern Abstand und reckte den Kopf aus dem Fenster. »Kann ich helfen?«
    Rossini ging hin und hielt ihm die Pistole unters Kinn. »Heute wird ein etwas besonderer Tag.«
    Der Fahrer wirkte nicht besonders erschrocken. »Der Wagen ist leer, und ich habe hundertfünfzig Euro in der Tasche.«
    »Du heißt Fabio, oder?«, erkundigte sich der alte Schmuggler in väterlichem Tonfall.
    »Ja …«
    »Also, Fabio, wir brauchen deinen Wagen. Später lassen wir dich wissen, wo du ihn wiederfindest.«
    »Ich brauche ihn für die Arbeit.«
    »Wir erstatten dir den verlorenen Tag.«
    »Aber ihr entführt mich nicht und fesselt mich irgendwo, oder?«
    Beniamino lächelte ihm beruhigend zu. »Jetzt gehst du zurück nach Hause zu deiner Frau und den beiden Kleinen und wartest auf unseren Anruf.«
    Der junge Mann wurde blass. Die Erwähnung seiner Familie hatte ihn ernsthaft erschreckt. Das war von uns nicht besonders freundlich, aber wir konnten nicht riskieren, dass er den Diebstahl seines Wagens meldete. Das ist die Art von Vergehen, auf die die Bullen neugierig reagieren.
    Max sagte die Telefonnummer aus dem Gedächtnis auf. »Stimmt doch so, oder?«
    Fabio schluckte. »Ich mache alles, was ihr wollt, aber …«
    »Wenn du dich benimmst, passiert niemandem etwas«, beruhigte ich ihn. Dann deutete ich in Richtung Haus. »Geh ins Bett und bleib schön im Warmen. Du hast heute Fieber.«
    Unsicheren Schrittes ging er los, dann rannte er. Wir waren ausgesprochen unvorsichtig, aber vielleicht begriff Fabio das nicht. Vielleicht fiel er auf unseren Bluff herein.
    Beniamino stieg in den Lieferwagen und kam mit einem Klemmbrett wieder heraus; die Klammer in Form einer Bierflasche hielt das Blatt mit der Tagesroute fest.
    »Balkan Market: 9 Uhr 30.«
    Der Dicke stieg mit dem alten Rossini in unseren Wagen, ich folgte ihnen mit dem Renault. An einer Ampel betrachtete ich mich im Rückspiegel. Jacke und Krawatte, frisch rasiert. Es war mir schon fast zur Gewohnheit geworden. Ich sah aus wie der Inhaber irgendeiner Werkstatt, der seinen kranken Mitarbeiter vertrat. Niemand würde etwas Seltsames daran finden. Das war der Nordosten.
    In Treviso stellten meine Freunde den Wagen ab und stiegen mit unseren Taschen, die alles Material enthielten, hinten in den Lieferwagen. Zur auf Fabios Liste vorgesehenen Zeit rollte ich auf die Rampe zum Lagerraum. Ich klappte die Sonnenblende herunter und tat so, als würde ich mir die Nase putzen, aber Bo ž idar schaute nur auf den Wagen.
    Er schob das schwere Tor beiseite, ohne zu bemerken, dass Beniamino schon ausgestiegen war und hinter ihm stand, die Pistole in der Hand. Als er sie ihm brutal in den Rücken stieß, erstarrte der Serbe und hob die Hände. Die Durchfahrt war breit genug, ich ließ den Wagen hineinrollen. Drinnen stieg auch Max aus. Das Erdgeschoss maß rund hundert Quadratmeter; an allen Wänden Regale voller Schachteln.
    Rossini ließ den Gorilla hinknien, der Dicke und ich banden ihm Hände und Füße mit Kabelbindern. Israelische Methode. Nicht die kleinste Chance, sich zu befreien. Dann fesselten und knebelten wir ihn und schleiften ihn in eine Ecke.
    Er wehrte sich nicht. Als Profi wusste er genau, wann er die Überlegenheit des Gegners hinzunehmen hatte. Unterdessen hatte Beniamino die Innentreppe gefunden, die wir lautlos hinaufgingen. Wir gelangten in ein kleines, fensterloses Gelass, das leer war bis auf einen Schreibtisch mit vier Monitoren von Überwachungskameras. Auf dem einen davon sah man Bo ž idar, der versuchte, sich auf die Seite zu wälzen.
    Wir blickten einander besorgt an. Hatte Vladan uns beobachtet und Alarm ausgelöst?
    Rossini schüttelte den Kopf. Dafür war es zu ruhig. Er ging weiter, die Pistolen im Anschlag, wir waren wenige Schritte hinter ihm. Die Stimme der telefonierenden Frau war deutlich zu hören; kurz darauf sahen wir sie durch eine halb offene Tür. Vladan entdeckten wir dank seiner Angewohnheit, beim Teekochen leise zu pfeifen. Er befand sich in einer kleinen Küche, in der
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