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Banditenliebe

Banditenliebe

Titel: Banditenliebe
Autoren: Massimo Carlotto
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kleine, aber leistungsfähige Organisation aufgebaut, die jede, aber auch jede Fantasie eines reichen Arschlochs befriedigen konnte. Und »jede« bedeutete auch die verbotenste und krankhafteste.
    Unterdessen hatte sie den Gedanken an Rache nie aufgegeben und nur auf die passende Gelegenheit gewartet. Die bot sich, als Pavle begann, mit Agim Bytyçi Geschäfte zu machen. Sehr, sehr geheime Geschäfte, wenn man den tiefverwurzelten Hass zwischen Serben und Kosovaren bedachte.
    Agim hatte nicht die geringste Absicht, seinen Bruder umzubringen, jedenfalls bis jener Hochzeitsplan ruchbar wurde. Die Fatjion Versprochene liebte Agim abgöttisch, der ihre Gefühle ganz und gar erwiderte und es nie geduldet hätte, sie in den Fingern dieser entarteten Bestie zu sehen.
    »Ich kümmere mich darum«, hatte Pavle zu ihm gesagt und ein Komplott organisiert, mit der Erfahrung, die er in vielen Jahren ehrenvollen Wirkens für den jugoslawischen, dann den serbischen Geheimdienst erworben hatte.
    Er hatte sich bei Greta gemeldet, die sofort auf die Idee kam, Fatjion mit einem Bordell für Gruppenvergewaltigungen zu erfreuen. Schließlich war nicht nur die Vorliebe des Kosovaren für reife, sinnliche Frauen bekannt, sondern auch für diese spezielle Spielart …
    Ich drehte mich rasch zu Rossini, denn ich dachte, jetzt erschießt er ihn.
    Beniamino hatte die Hände um die Waffen gekrampft, aber die Zeigefinger waren fern vom Abzug. Zwei dicke Tränen machten sich auf den Weg über seine Wangen.
    »Das ist die Geschichte im Groben«, sagte Pavle. »Wollt ihr die Einzelheiten auch hören?«
    »Erspar sie uns«, antwortete Beniamino, die Stimme hohl vor Schmerz.
    Gretas Liebe. Agims Liebe. Pavles Geschäfte. Was für eine Scheißgeschichte.
    Apropos. »Was für Geschäfte machst du eigentlich mit dem Kosovaren?«, fragte ich unvermittelt.
    »Warum soll ich euch das nicht erzählen, ich glaube sowieso, ich muss mich demnächst auf etwas anderes verlegen.«
    Der serbische Gangster führte uns ins Lager. Ohne seinen geknebelten und gefesselten Mann eines Blickes zu würdigen, schnitt er mit einem Teppichmesser eine der Schachteln auf, deren Inhalt sich auf den Boden ergoss: Arzneimittelpackun-
gen.
    Max hob eine davon auf. »Ein Mittel gegen die Vogelgrippe.«
    »Das sind alles gefälschte Medikamente«, erklärte Stojkovi ć mit einer Rundgeste zu den Regalen. »Gegen Impotenz, gegen Diabetes, gegen Herzprobleme … Die meisten werden via Internet verkauft, aber es kommen immer mehr in den Handel, und heute findet man sie überall. Vor allem bei den Illegalen, die sich nicht mehr trauen, zum Gesundheitsamt oder ins Krankenhaus zu gehen. Produziert werden sie im Kosovo. Agim hat mehrere Labore aufgezogen, mit indischen und pakistanischen Chemikern. Er ist ein kluger Junge, hat an einer amerikanischen Uni Wirtschaft studiert und neue Ideen mit nach Hause gebracht …«
    Man konnte hören, wie eine Pistole entsichert wurde. Rossini zielte dem Serben mit einer seiner 45er ins Gesicht. »Ich hätte nicht übel Lust, unsere Absprache zu kündigen.«
    Ich vertrat ihm die Schusslinie. »Erst muss er uns sagen, wo wir Greta Gardner finden.«
    »Diese gefälschten Medikamente, das ist einfach zu widerlich, um ihn weiterleben zu lassen.«
    »Das sehe ich auch so, aber wir müssen entscheiden, was uns mehr interessiert und was für Sylvie das Beste ist.«
    »Eben, Sylvie. Wisst ihr was? Das Arschloch hier hat dir die Fotos von Sylvie in den Briefkasten geworfen und hinterher die Rolle dessen gespielt, der mein Drama begreift.« Mit einer raschen Bewegung senkte er die Pistole. »Wenn ich dich jemals wiedersehe, Pavle, dann bring ich dich um.«
    Der Serbe seufzte erleichtert. Es war keine gute Idee gewesen, mit den Medikamenten anzugeben.
    Max holte die Frau ins Erdgeschoss, dann nahm er eine der Taschen aus dem Lieferwagen und öffnete sie. »So, jetzt ladet ihr beiden den Inhalt der Taschen in diese beiden Tüten um.«
    Die Frau griff hinein und zog Armbänder, Ketten, Ringe heraus. »Das ist Gold.«
    Der Serbe tat es ihr gleich und begriff. »Mit unseren Fingerabdrücken.«
    Ich nickte. »Intelligenter Junge.«
    »Woher?«
    »Den Zeugen zufolge sprachen die Diebe Serbisch. Ich denke, es ist besser, du fliehst sehr, sehr weit.«
    Dann blickte ich auf die Uhr. »Zeit zu gehen. Bald kommt Arben Alshabani. Du kannst uns gerade noch sagen, wo wir Greta Gardner finden.«
    Er leierte eine Adresse in Paris und einen Decknamen herunter.
    »Nicht, dass du
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