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Banditenliebe

Banditenliebe

Titel: Banditenliebe
Autoren: Massimo Carlotto
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glauben, aber falls du recht haben solltest, was machen wir dann?«
    »Lass mich improvisieren.«
    Wir gingen ins Büro zurück. Stojkovi ć hatte sich keinen Millimeter gerührt. Ich beobachtete ihn noch kurz, dann beschloss ich, meiner Intuition und der Eingebung des Augenblicks zu folgen.
    »Wir wüssten gern, wo wir Greta Gardner finden.«
    Er räusperte sich. »Wie ich bereits gelegentlich sagte, haben wir sie nicht auftreiben können.«
    »Was sagt dir der Name Arben Alshabani?«
    Er schüttelte den Kopf. »Muss ein Kosovare sein.«
    »Genau. Ein hirnloser junger Kerl, der hier in der Gegend die Familie von Peja kommandiert, weil sein Boss, Florian Tuda, im Knast gelandet ist. Er kann es gar nicht erwarten, dich in die Finger zu kriegen, er will seinem alten Chef und Agim eine Überraschung machen, indem er ihnen deinen Kopf und deine Hände schickt. Klar? Er ist der Einzige, der weiß, dass wir jetzt hier sind.«
    Er ballte ein paarmal die Fäuste. Entweder seine Selbstsicherheit bekam Risse, oder aber ihm schliefen nur einfach die Arme ein. Ich beschloss, es zu wagen.
    »Wenn wir hier ohne dich rausgehen, kommt er und schneidet euch alle in kleine Stücke. Was er wohl mit der Frau machen wird, hm? Und denkst du, er hört zu, wenn du ihn anflehst, Agim zu holen?«
    Ich spürte die Blicke meiner Freunde auf mir. Sie mussten denken, ich wäre verrückt geworden.
    Aber ich hatte richtig gelegen, das zeigte Stojkovi ć s Frage:
    »Was könnt ihr mir anbieten?«
    »Flucht«, log ich. »Nur du. Die beiden Gorillas und die Frau kriegt Alshabani.«
    »Sie heißt Slavka und ich lasse sie nicht allein. Ich lebe weiter, wenn auch sie weiterlebt.«
    Banditenliebe auf Serbisch. Für seine Hübsche wollte er sterben, mit Sylvie hatte er nicht das geringste Mitleid gehabt. Es war weder der Ort noch der Moment für so eine Frage, aber ich konnte sie nicht zurückhalten: »Wie kommt es, dass ihr nicht zusammenlebt?«
    »Sie ist mit einem Italiener verheiratet.«
    Ich sah Beniamino an, der mit den Schultern zuckte. »Du brauchst nur zu reden, das ist alles.«
    Ich wandte mich zu Max, der überzeugt nickte. »Arben wird sich mit den beiden Gorillas begnügen müssen.«
    »Was wollt ihr wissen?«
    »Die Wahrheit«, antwortete ich, bevor mir klar wurde, was für eine Dummheit da gerade aus meinem Mund gekommen war. Einer wie Stojkovi ć wusste nicht mal, was das sein sollte, die Wahrheit, und wenn, dann hätte er sie nie erzählt, sondern sich auf das beschränkt, was er für unbedingt nötig hielt, um seine Haut zu retten. Wir mussten präziser werden.
    »Wir wollen wissen, wie wir in diese Sache hineingezogen worden sind, und wir wollen brauchbare Informationen, um Greta Gardner zu finden und kaltzustellen.«
    Unbemerkt zog Max ein kleines Aufnahmegerät aus der Tasche und schaltet es an.
    Der Ex-Geheimdienstmitarbeiter schwieg eine Weile und ordnete seine Gedanken. Dann fing er an zu erzählen. Vom Anfang, vom fernen 2004 an.
    Der serbische Geheimdienst wollte die Wahrheit über den Drogenraub aus dem Rechtsmedizinischen Institut in Erfahrung bringen, um die Kosovaren international bloßzustellen, und hatte dazu zwei Agenten nach Italien geschickt.
    Der Typ, der uns zwingen wollte, für ihn zu arbeiten, und alles tat, um sich von Rossini umbringen zu lassen, hieß Milan Markovi ć . Er war Greta Gardners Geliebter seit der Zeit, als sie studierte und er abgestellt war, um darauf zu achten, dass die Studenten keine Flausen in den Kopf bekamen. Die kreuzartige Form auf seinem Siegelring zeigte den Schnitt, den sie sich mit einem Küchenmesser zugefügt hatten, um ihr Blut zu mischen, nachdem sie zum ersten Mal miteinander geschlafen hatten.
    Milan, zehn Jahre älter als sie, war gutaussehend, aber ganz gewiss kein großes Kirchenlicht. Das bewies allein schon die Art und Weise, wie er zu Tode gekommen war.
    Der Kopf des Paars war Greta. Die in Wirklichkeit Natalija Dini ć hieß, doch das wusste nur Pavle, der sie auf Milans Anraten engagiert hatte. Er hatte persönlich für ihre Ausbildung gesorgt und sie dann beide ins Ausland geschickt. Dann kam der Bürgerkrieg, und beide agierten unter der Fahne von Großserbien.
    Als Pavle den Geheimdienst verließ, um sich einer Gangsterbande anzuschließen, hatte er die beiden aus den Augen verloren. Aber er hatte gehört, dass Greta nach Milans Tod und dem Scheitern der Aktion aus dem Dienst entfernt worden war und sich auf Luxusprostitution verlegt hatte. Binnen kurzem hatte sie eine
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