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Banana Pancake Trail: Unterwegs auf dem vollsten Trampelpfad der Welt (German Edition)

Banana Pancake Trail: Unterwegs auf dem vollsten Trampelpfad der Welt (German Edition)

Titel: Banana Pancake Trail: Unterwegs auf dem vollsten Trampelpfad der Welt (German Edition)
Autoren: Philipp Mattheis
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Deutsch und fotografierte Manni mit seiner Digitalkamera.
    Manni rappelte sich wieder auf. Eines der Mädchen in den knappen Bierkostümen kam angelaufen und begann sofort, Mannis Kotze aufzuwischen. «No problem», sagte sie grinsend zu der Gruppe. «No problem. You like more beer?»
    Manni klatschte sich jetzt mit dem Rest der Gruppe ab. Alle brüllten «Abi 2009!» und bestellten eine Runde Bier, worauf das Mädchen noch mehr lächelte.
    Ich beschloss, Bangkok zu verlassen. Ich kaufte ein Allroundticket. Wer sich in seinem Besitz befindet, wird von einem Kleinbus am Hotel abgeholt und zu einem größeren Bus gebracht, dessen Fahrer es dank einer Großpackung Amphetamine schafft, 18 Stunden durchzufahren. Anschließend wird man auf eine Fähre verfrachtet, die einen auf eine der zahlreichen Inseln im Golf von Thailand bringt. Leider hatten Manni und seine Freunde dieselbe Idee. Die Gruppe hatte sich mit genügend Thai-Red-Bull und Mekong-Whiskey eingedeckt für drei Tage Komasaufen. Manni sagte immer wieder: «Das ist das Geilste! Das ist das Geilste!» Mit «das» meinte er, Thailand, seine Reisegruppe, sein gerade bestandenes Abitur, den Mekong-Whiskey und den bevorstehenden Besuch der Full-Moon-Party. Über die Fernsehbildschirme des Busses lief The Beach , was den Passagieren suggerierte, sie befänden sich gerade am Beginn eines waghalsigen Abenteuers.
    «Koh Phi Phi», sagte eine Engländerin. «Die haben das auf Koh Phi Phi gedreht.»
    «Wow, da fahren wir jetzt hin!», sagte ihre Freundin.
    «Nein, das glaube ich nicht. Wir fahren auf eine andere Insel.»
    «Zwei Wochen durchsaufen», sagte Mannis Freund, der noch immer sein Beerlao-Shirt trug, und Manni erwiderte: «Das ist das Geilste!» Manni musste aufstoßen, und der Rest der Gruppe bekam schon Angst, dass er wieder kotzen könnte. Aber Manni beherrschte sich.
    Am frühen Morgen trafen wir auf fünf weitere Busse voller Backpacker. Wir wurden in den Unterleib einer vollklimatisierten Fähre verfrachtet. Manni übergab sich dann doch noch, was aber wohl auch am Seegang lag.
    Nach vier weiteren Stunden kamen wir müde und stinkend auf Koh Phangan an. Ich verabschiedete mich von Manni und seinen Freunden. Ich wollte auf keinen Fall, dass sie an «meinen» Strand fuhren. An meinem Strand hatte ich sechs Wochen in einer Hängematte und einer Bambushütte gelebt. Hier hatte ich versucht, so lange nichts zu denken, bis ich das Gefühl hatte, mein Kopf würde implodieren. Hier hatte ich Bang Lassi getrunken und war von einem monströsen Affen belauert worden. Das Moon Sunshine gab es nicht mehr. Zumindest gab es keine Bambushütten mehr für 100 Baht die Nacht. Joe erinnerte sich nicht an mich, was mich nicht ärgerte; es hätte mich aber wahnsinnig gefreut, wenn er es getan hätte.
    «You pay 400 baht now. You have own bathroom, you have air conditioning and you have your own TV. Much better now. Five years ago only shitty bamboo hut. Now concrete, much better now!»
    Anstelle der Bambushütten verschandelten kleine Betonhäuschen mit Ziegeln und schlecht isolierten Glasfenstern den Strand. In den Häuschen wohnten Pärchen, Pärchen, Pärchen und Jungsgruppen. Hinter dem Moon Sunshine begann jetzt eine geteerte Straße. Es gab einen Supermarkt, ein Internetcafé, einen Friseur- und einen Massagesalon. Ständig brauste ein Motorrad mit einem Touri darauf oder ein Pick-up mit einem grinsenden Thai am Steuer vorbei.
    «Vermisst du nicht die alte Zeit?», fragte ich Joe.
    «What you mean?»
    «Die Bambushütten, die Ruhe, die Natur?»
    «No miss. Now we have TV, E-Mail and Supermarket. Money much better.»
    Ich fuhr an andere Strände, doch es war überall dasselbe. Nämlich nicht mehr wie früher. Oder nicht wie meine Erinnerung an früher.
    Alles war dahin. Der Zustand, den ich so lange in mir konserviert, gehegt und gepflegt hatte, entpuppte sich als Schimäre. Ich hatte mir jede erdenkliche Mühe gegeben, alles genauso zu machen wie damals – und wurde nur immer verkrampfter. So ähnlich muss es Junkies gehen, die sich immer wieder nach diesem Tausendmal-so-geil-wie-dein-bester-Orgasmus-Gefühl zurücksehnen. Man probiert es immer wieder, aber es ist nie mehr so schön wie beim ersten Mal.
    Das ist der Grund, warum man niemals zweimal an denselben Ort fahren sollte. Beim zweiten Mal kann man nur verlieren. Der paradiesische Zustand, den man einmal erlebt hat, wird im Gehirn abgespeichert, er brennt sich ein wie eine Kindheitserinnerung und dient fortan
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