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Banana Pancake Trail: Unterwegs auf dem vollsten Trampelpfad der Welt (German Edition)

Banana Pancake Trail: Unterwegs auf dem vollsten Trampelpfad der Welt (German Edition)

Titel: Banana Pancake Trail: Unterwegs auf dem vollsten Trampelpfad der Welt (German Edition)
Autoren: Philipp Mattheis
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als Maßstab für jede weitere Erfahrung. Beim zweiten oder dritten Besuch scannt man den Ort nach dem ab, was man wiedersehen und spüren will. So ist es mit dem kleinen, abgelegenen Strandnest in Kolumbien, mit dem «mushroom omelette» auf den Gili-Inseln und mit der romantischen Ultrakurzbeziehung zu einer Australierin in Istanbul. Für neue Eindrücke ist kein Platz mehr, obwohl genau sie es waren, die den Ort damals so besonders machten. In der Zwischenzeit hat man die Erinnerung außerdem verklärt und es noch schöner gemacht, als er tatsächlich war. Jeder Strand wird beim zweiten Mal zugebauter sein, jedes Bergdorf touristischer, und die Gäste des Hotels von damals sind in der Zwischenzeit verprollt. Teurer ist es geworden, das Wetter ist nicht mehr so gut wie damals und das Meer nicht mehr so klar.
    Die Wirklichkeit hat überhaupt keine Chance mehr. So kann es nur anders, aber nie besser werden. Eine gute Zeit an einem guten Ort sollte man dort lassen, wo sie hingehört – in der Erinnerung. Besser, als das Glück vergangener Tage an alten Orten zu suchen und dann auf die Mannis dieser Welt zu treffen, ist es, irgendwo anders hinzufahren: auf die Philippinen, in den Senegal oder in Gottes Namen auch nach Bangladesch. Das Paradies ist immer in Bewegung, es bleibt nicht lange an einem Fleck.
    All das weiß ich jetzt, aber zwischen Erkenntnis und Realität klafft doch eine Lücke. Letztes Jahr war ich in China, in Yunnan. Das liegt im Südwesten, in der Nähe des Goldenen Dreiecks. Es gibt dort Backpacker, aber nicht zu viele, und diejenigen, die ich traf, wollte ich kennenlernen. Das Leben ist dort billig, das Essen gut, die Landschaft großartig. Man muss keine Angst vor Abiturienten auf Sauftour haben, und die Einheimischen sind gerade in dem Maße an Touristen gewöhnt, dass ich zum Frühstück einen Kaffee bekomme, ohne den ich nicht funktioniere. Chinesen trinken nämlich sonst keinen Kaffee. Ich schlenderte durch die Straßen, setzte mich mal in dieses, mal in jenes Café, trank Bier am Abend und rauchte. Und hin und wieder bestieg ich einen der Berge, mit denen der Himalaja beginnt. Es fühlte sich an wie damals in Thailand vor zehn Jahren.
    Ich muss unbedingt wieder hin.

[zur Inhaltsübersicht]
    Wieder daheim
    Wenn du zum ersten Mal ahnst, was dich erwartet, sitzt du noch im Flugzeug und blickst aus dem Fenster. Die klaren, parallelen Linien, die rechten Winkel, die präzisen geometrischen Formen der deutschen Äcker – dort unten scheint keine Fläche ungenutzt brachzuliegen. Die Welt am Boden ist wieder geordnet und ordentlich.
    Du hast noch Sand im Ohr und Freiheit im Kopf, als du zum ersten Mal nach Monaten wieder den Fuß auf den Boden eines deutschen Flughafens setzt. Mürrisch blickt der Beamte auf deinen zerfledderten Pass mit den Dutzenden Stempeln von Ländern, die die meisten Menschen nicht mal auf der Karte finden würden. Er sieht auf den Pass, dann in dein Gesicht. «Ist das wirklich dieselbe Person?», fragt er sich vielleicht. Du fragst es dich auch.
    Die Menschen, manche zielstrebig, manche hektisch, greifen nach ihren Koffern auf dem Fließband und hasten Richtung Ausgang. Du sprichst einen von ihnen an, fragst ihn, woher er gerade kommt, und erzählst, dass du ein Jahr lang auf Reisen warst. Er nickt, brummt etwas, das nach «keine Zeit» klingt, nimmt seinen Koffer und verschwindet. Niemand blickt den anderen an, es leuchtet kein Lächeln, es fällt kein freundliches Wort. «Interessant», denkst du dir, denn noch ist dieses Land nur ein weiteres auf einer langen Liste, durch die du als Beobachter gezogen bist. Erst Tage später wird dir klar, dass dies ein Land ist, das dich nicht in Ruhe lassen wird, das etwas von dir fordert, auf das du dich einlassen musst. Es ist deine Heimat. Dort hinten auf dem Band entdeckst du deinen Rucksack; er ist dreckig, abgenutzt und trägt die äußeren Spuren deiner Reise; die inneren kennst nur du selbst. Noch weißt du es nicht, doch bald wird dir klar: Niemand, weder deine Eltern noch deine besten Freunde, wird dich verstehen, auch wenn sie sich noch so viel Mühe geben.
    Doch zunächst fällst du deinen Eltern in die Arme. Sie weinen Freudentränen darüber, dich nach einem Jahr auf Reisen endlich glücklich und gesund wiederzusehen. Dein Lieblingsessen steht auf dem Tisch. Du hast mexikanische Tacos, indische Currys und vietnamesische Nudelsuppen gegessen, aber nichts davon hat so geschmeckt wie das Schnitzel deiner Mutter. Sie sagen, du
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