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Baltrumer Bitter (German Edition)

Baltrumer Bitter (German Edition)

Titel: Baltrumer Bitter (German Edition)
Autoren: Ulrike Barow
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…«
    »Ja, was?«
    »Dann habe ich zugeschlagen. Ihn im Tarzanwald versteckt. Er
durfte das nicht tun. Durfte sie nicht ansehen. Wir lieben uns.« Hanefelds Kopf
fiel wieder zur Seite.
    »Hanefeld. Was war dann? Haben Sie …« Kleemann wollte, dass der
Mann weitersprach, dass er erklärte, wie sich alles zugetragen hatte, doch die
Ärztin winkte ab.
    »Schluss jetzt. Du hast gehört, was du wissen wolltest.
Hanefeld muss jetzt weg zur Behandlung. Sprich mit ihm, wenn er wieder klar im
Kopf ist.«
    Kleemann sah ein, dass die Ärztin recht hatte. Der Mann gehörte
ins Krankenhaus. Bei seinen Kollegen dort würde Hanefeld in den besten Händen
sein, wenn er wieder einigermaßen ansprechbar war. Spätestens dann, wenn er aus
dem Krankenhaus entlassen worden war.
    *
    Gierig griff Michael Röder nach der Kaffeetasse, die Margot
Steenken gerade gefüllt hatte. Noch immer steckte ihm der Schock über die
Ereignisse der letzten Stunden in den Knochen. Das Geräusch der brechenden
Handgelenkknochen von Georg Hanefeld ging ihm nicht aus dem Kopf.
    »Ich habe Frau Ufken Bescheid gesagt. Sie wird gleich
runterkommen«, sagte Margot Steenken.
    »Berend Luiken wird auch gleich hier sein«, sagte Röder. »Er
spricht gerade noch mit Jan Wybrands. Der Mann hat wohl ein Recht darauf zu
erfahren, wer seinen Sohn getötet hat. Mein Kollege Kockwitz ist mit dem
Rettungsboot und dem Verletzten rübergefahren.«
    »Wie bedauerlich«, sagte Margot leise und ein ironisches
kleines Lächeln umspielte ihre Lippen.
    Auch Michael Röder lächelte. »De een so, de anner anners!«,
sagte er und nahm sich ein großes Stück Erdbeertorte.
    Arnold Steenken hatte schweigend zugehört. Ein dickes Pflaster
klebte auf seiner Wange. Er sah müde, eingefallen aus, und die Ärztin hatte ihm
dringend geraten, im Bett zu bleiben, wenn er sich denn schon weigerte, sich
vorsichtshalber im Krankenhaus untersuchen zu lassen.
    Er hatte zugestimmt, zugleich jedoch festgestellt, er würde
sich um nichts in der Welt entgehen lassen, den Erdbeerkuchen seiner Frau zu
probieren und bei dem Gespräch mit den Polizisten dabeizusein. Danach würde er
sich eine Auszeit nehmen.
    »Hilda«, wandte sich Michael Röder an die junge Frau, die
ebenfalls blass und verstört neben ihm saß. »Hilda, kannst du uns was sagen?«
    Sie schien zu überlegen, dann redete sie. Langsam und bedächtig
sprach sie aus, was sie die Tage vorher so gequält hatte. »Er hat mir Angst
gemacht. Hat gedroht, er will euch töten, wenn ich was verrate.« Noch immer sah
Röder die Angst in ihren Augen.
    »Wie konnte es denn dazu kommen, dass er sich so in dich
verliebt hat? Habt ihr euch getroffen?«, fragte ihre Mutter, doch Röder
wiegelte ab.
    »Ich denke, dass solltet ihr in aller Ruhe besprechen. Jetzt,
wo Hilda wieder …«
    »Das stimmt wohl«, nickte Arnold Steenken. »Da gibt es einiges
zu bereden. Der Mann hat Hilda sicher geliebt. Aber es war eine falsche Liebe.
Er wollte sie besitzen, genauer gesagt betrachtete er sie als sein Eigentum.«
Dann wandte er sich an den Inselpolizisten. »Deine Kollegin hat die Bilder ja
mitgenommen. Ich hoffe, ich muss sie mir nie wieder ansehen.«
    »Das kann ich natürlich nicht versprechen. Das wird das Gericht
entscheiden.«
    Gerade als Röder sich ein zweites Stück Kuchen vom Blech nehmen
wollte, klopfte es. Arndt Kleemann und Berend Luiken standen vor der Tür,
gleich darauf folgten Klara Ufken und Sonja Bartels.
    »Na, nun wird unsere Küche aber voll.« Margot Steenken war
aufgestanden und holte weitere Teller und Tassen aus dem Schrank.
    Mit Bedauern erkannte Röder, dass er den wundervollen Kuchen
nun mit vielen Mündern teilen musste. Als alle saßen und etwas Ruhe eingekehrt
war, wollte er gerade Arndt Kleemann fragen, ob mit dem Transport des Mannes
ans Festland alles klargegangen wäre, als Klara Ufken sich zu Wort meldete.
    »Ich wollte nur sagen, Sonja und ich haben eine ganze Menge zu
bereden. Wenn es vielleicht möglich ist, Frau Steenken, würden wir gerne noch
eine Nacht hierbleiben und erst morgen fahren. Ich habe eben mit meinem Chef
telefoniert. Wir haben uns für morgen Nachmittag in seinem Büro verabredet.
Auch da wird wohl noch so allerhand Erklärungsbedarf sein.«
    Margot nickte. »Sie hatten die Wohnung sowieso bis morgen
gemietet. Wenn auch unter anderen Voraussetzungen«, sagte sie bedauernd.
    »Es tut mir unendlich leid, dass Frank tot ist«, antwortete
Klara, was ihr einen verkniffenen Blick von ihrer Freundin eintrug.
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