Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Baltrumer Bitter (German Edition)

Baltrumer Bitter (German Edition)

Titel: Baltrumer Bitter (German Edition)
Autoren: Ulrike Barow
Vom Netzwerk:
ich helfen? Suchen Sie jemanden?« Kleemann
schreckte zusammen. In der Haustür stand eine kräftig gebaute Frau in blauer Leinenhose
und einem knappen lila T-Shirt, das ihre Rubensfigur nur mangelhaft verhüllte.
Mit einem rot-weiß karierten Handtuch rieb sie sich die Finger trocken.
    »Entschuldigung. Sie sind Frau …?« antwortete Kleemann so
leise, wie es eben möglich war.
    »Wer will das wissen?« Ein verschmitztes Lächeln nahm den
Worten die Schärfe.
    Im gleichen Moment hatte Klaus Kockwitz seinen Ausweis aus der
Tasche gezogen und hielt ihn der erschrockenen Frau vor die Nase. »Kockwitz.
Polizei Aurich. Und das ist mein Kollege Kleemann.«
    »Aber, aber was …« Ihre Stimmlage hatte sich um mindestens eine
Oktave gehoben.
    Kleemann legte den Finger auf die Lippen. »Leise, Frau …«
    »Kramer. Jessica Kramer. Uns gehört das Haus. Sind Sie etwa
wegen Hanefeld hier?«
    Kleemann nickte verblüfft. »Warum fragen Sie?«
    »Ach, in seinem Gartenhaus, da waren so komische Geräusche
heute Nacht. Ich hab gleich zu meinem Mann gesagt, wir sollten den Michael
anrufen. Aber der hat gesagt, wir sollten uns nicht einmischen. Der Hanefeld
entwickelt nur wieder seine Bilder. Da geht uns nix was von an. Ich fand’s aber
schon komisch irgendwie. Hatte auch das Gefühl, dass der nicht alleine war.«
Jessica Kramers Stimme hatte sich jetzt ebenfalls auf ein Flüstern reduziert.
»Und dann war da noch dieser Schrei. Mein Mann hat gesagt, das ist bestimmt ein
Fasanenhahn gewesen. Die schreien ja immer so, wissen Sie. Ich bin aber sicher,
dass der Schrei von einem Menschen stammte. Und zwar aus Hanefelds Garten. Aber
mein Mann …«
    Noch einmal schaute Kleemann nach der Uhrzeit. Sieben Uhr
neunzehn. Was war mit seinen Kollegen? Warum kam keine Rückmeldung? Er hielt es
nicht mehr aus. »Danke, Frau Kramer. Bitte bleiben Sie im Haus, bis ich Ihnen Bescheid
gebe. Kommt. Wir gehen hinterher.«
    Betont unauffällig verließen sie die Terrasse, gingen am
Kramerschen Haus vorbei und bogen dann auf Hanefelds Grundstück ab. Um das Haus
herum herrschte Stille. Die Haustür war geschlossen. Von Michael und Berend
keine Spur. Blieb noch das Gartenhaus. Sie folgten dem Muschelpfad, der in den
Garten führte, und blieben hinter einem großen Holunder stehen, der direkt
neben dem Kellereingang stand. Angespannt bog Arndt Kleemann die Zweige des
Busches zur Seite, um sich bessere Sicht zu verschaffen.
    »Haut ab. Macht, dass ihr wegkommt. Ich will euch hier nicht
haben«, schallte eine schrille Stimme über das Grundstück.
    Michael Röder stand vor der geschlossenen Tür des Gartenhauses,
Berend Luiken mit gezogener Pistole eng an die rechte Wand gepresst. Arndt
Kleemann hörte verzweifeltes Schluchzen aus dem kleinen Holzhäuschen. War das
Hanefelds Schluchzen? Dann schien der Mann fix und fertig zu sein, aber
offensichtlich noch nicht bereit, aufzugeben. Er wusste aus Erfahrung, dass
Menschen in solchen Extremsituationen unberechenbar waren. Was er nicht wusste,
war, was den Mann in dem Haus gefährlich machte. Hatte er Waffen bei sich? Wie
ging es Arnold Steenken, den Hanefeld – das wurde jetzt immer klarer – in seine
Gewalt gebracht hatte?
    »Georg, mach die Tür auf.« Röders Stimme war energischer
geworden. »Das bringt doch nichts. Lass Steenken frei. Wir können über alles
reden. Zwing uns nicht, dich mit Gewalt da rauszuholen.«
    »Versucht es doch. Na los. Aber dann ist Arnold auch hin. Alles
voll Benzin. Los, Röder, schau durchs Fenster. Alles voll Benzin. Und siehst du
das hier in der Hand? Kannst du es sehen? Ein Feuerzeug.«
    Was hatte Frau Steenken gesagt? Der Mann wollte Hilda. Konnte
man ihn damit rauslocken? Normalerweise würde kein Mensch auf so etwas reinfallen.
Jedem wäre klar, dass es sich nur um eine Falle handelte. Aber der Mann schien
mit den Nerven am Ende. Vielleicht hatten sie Glück und er durchschaute in
seinem Wahn nicht, was dahintersteckte.
    »Michael«, rief Kleemann laut. »Michael, Hilda ist hier. Sie
möchte zu Herrn Hanefeld. Sie wartet draußen.« Kleemann sah die zweifelnden
Blicke seines Kollegen. »Bitte, Michael. Sag es ihm. Sie ist hier!«, rief er
eindringlich.
    Michael Röder nickte und wiederholte die Worte seines Kollegen.
Die Antwort darauf war irres Gelächter.
    »Geht weg. Ihr lügt doch alle. Hilda kommt nicht. Ich liebe sie
und sie liebt mich. Aber ihre Eltern, die wollen das gar nicht. Ihre Mutter
würde sie nie gehen lassen. Verschwindet. Es ist alles zu spät.«
    Was
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher