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Baltrumer Bitter (German Edition)

Baltrumer Bitter (German Edition)

Titel: Baltrumer Bitter (German Edition)
Autoren: Ulrike Barow
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mögen«,
sagte Kleemann ernst. »Aber was Ihren Aufenthaltsort anbelangt, wäre es nicht
schlecht, wenn wir Bescheid wüssten. Je mehr Wahres Sie uns erzählen, desto
mehr können wir Ihnen glauben.«
    »Ich möchte darüber nichts sagen. Es ist – das versichere ich
Ihnen – für Sie auch völlig unwichtig.«
    Wybrands machte plötzlich einen sehr entschlossenen Eindruck.
Röder hatte das Gefühl, dass sie bei diesem Thema einfach vor die Wand laufen
würden. »Nun gut, lassen wir es dabei. Sie haben uns ja einiges Neues zu erzählen
gehabt. Warten wir ab, was die Rechtsmedizin zu Ihrer Geschichte mit dem
Giftfisch sagt.«
    »Kann ich denn jetzt die Insel verlassen? Ich habe an Land doch
einiges zu tun. Die Beerdigung, Sie verstehen. Und mein Geschäft verlangt
dringend nach meiner Anwesenheit.«
    »Und der Richter, vor dem Sie
sich für die zu viel kassierten Gelder verantworten müssen, auch, nicht wahr?«
    Röder sah, wie Wybrands bei Kleemanns Frage rot anlief, dann
nickte. »Ja, der wohl auch.«
    Der Bauunternehmer schwieg
einen Moment, dann richtete er sich auf. »Ach ja, eines noch. Sie werden es
sowieso erfahren. Das Blut an meiner Aktentasche stammt von Lohmann. Ich habe
ihm damit am Nachmittag in seinem Büro eine verplättet. Im Nachhinein tut es
mir leid. Nicht was ich ihm zugefügt habe, sondern dass er es geschafft hat,
mich so zu provozieren, dass ich ausgerastet bin. Und dazu gehört schon eine
ganze Menge. So, das war’s, was ich zu sagen hatte. Darf ich jetzt gehen?«
    »Sie dürfen. Allerdings kann es gut sein, dass unsere Auricher
Kollegen noch einmal auf Sie zukommen werden.«
     
    Arndt Kleemann starrte ungläubig seine Kollegen an, während
er zuhörte, was der Arzt, der die Obduktion vorgenommen hatte, an Neuigkeiten
für ihn hatte. »Was sagen Sie? Wie heißt der Fisch? Petermännchen? Das ist ja
ein sehr braver Name für ein derart giftiges Tier. Erzählen Sie mir mehr.« Eine
ganze Weile schwieg Kleemann, dann bedankte er sich bei dem Mediziner und
wandte sich an seine Kollegen. »Den Namen dieses Fisches habt ihr gerade schon
mitbekommen: Petermännchen. Eins der zehn giftigsten Tiere auf der Welt.«
    »Und so was schwimmt in der Nordsee herum?«, fragte Luiken
einigermaßen fassungslos.
    Kleemann nickte. »Das war mir bis dato völlig neu. Aber der
Arzt hat mir erklärt, dass Lohmann in dieser Saison bereits der zweite Patient
ist, der mit solchen Vergiftungserscheinungen ins Krankenhaus gekommen ist. Das
andere Opfer kam von Langeoog. Allerdings ist die Giftmenge normalerweise nicht
tödlich. Aber bei Lohmann kamen wohl noch andere Umstände dazu, nehmen wir zum
Beispiel seine Fettleibigkeit und eine leichte Herzschwäche. Dies alles führte
dann letztendlich zum Tode.«
    »Und – wissen wir sonst noch was über diesen Fisch?«, fragte
Kockwitz interessiert.
    »Genaueres müssten wir im PC nachschauen. Angler machen halt
Bekanntschaft mit ihm. Außerdem gräbt dieser Fisch sich angeblich zur Laichzeit
im Frühjahr und Sommer gerne im flachen Gewässer in den Sand ein. Dann schauen
nur die Stacheln mit den Giftdrüsen raus. Wenn man da reintritt …« Kleemann
stockte.
    »… dann verspürt man die gleichen heftigen Schmerzen wie
Lohmann«, beendete Röder den Satz. »Deshalb also die Wasserblasen am Körper.
Und die blaue Hautverfärbung. Das Anschwellen seines Körpers. Oh, Mann, mit
diesem Fisch möchte ich nicht aneinandergeraten. Ich werde, sollte ich jemals
angeln gehen, nur noch Handschuhe tragen, und natürlich nur mit Badeschuhen an
den Strand gehen.« Röder schüttelte sich. Ein kleines Lächeln erschien auf
seinem Gesicht. »Ein winziger Fisch es also geschafft, unseren Bürgermeister
aus dem Verkehr zu ziehen. Das ist ja fast schon Ironie des Schicksals, wenn
man bedenkt, mit welch einer Sucht er das Angeln betrieben hat.«
    Einen kurzen Moment hingen alle ihren Gedanken nach, dann
fragte Luiken: »Gibt es ein Gegengift?«
    »Nein, sagt der Arzt«, antwortete Kleemann. »Bedauerlicherweise
nicht. Als erste Maßnahme gilt: Die Wunde von Stacheln befreien und dann, um
die Schmerzen zu bekämpfen, die befallenen Extremitäten in, wie sagte der Mann
so schön, tolerierbar heißes Wasser legen. So fünfundvierzig Grad.«
    »Ja, prima, wo kriegt man denn am Strand so schnell heißes
Wasser her? Und – war das heiße Wasser nun wirklich für den Patienten oder zum
Kochen des Petermännchens gedacht?« Luiken blickte betont ahnungslos in die
Runde.
    »Das bleibt dann deiner
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