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Der Cocktailparty-Effekt

Der Cocktailparty-Effekt

Titel: Der Cocktailparty-Effekt
Autoren: Patricia Thivissen , Mihrican Oezdem , Christine Amrhein
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Seinem Ärger Luft zu machen tut gut, oder?
    Manchmal kann es befreiend sein, Dampf abzulassen. Psychologen raten aber trotzdem nicht dazu. Denn meist verstärkt sich der Ärger sogar noch. Dies zeigen verschiedene Studien. So fragten Psychologen 100 Ingenieure und Techniker, denen von einem Luftfahrtunternehmen gekündigt worden war, nach ihrem Ärger über ihre Entlassung. Sie konnten ihrer Wut richtig Luft machen, zum Beispiel indem sie sich an Situationen erinnerten, in denen sie sich unfair behandelt gefühlt hatten. Doch statt dadurch gelassener zu werden, verstärkte sich ihre Wut. Im Vergleich zu weiteren Mitarbeitern, deren Ärger auf die Firma von den Wissenschaftlern nicht geweckt worden war, beurteilten sie ihr Unternehmen anschließend negativer.
    Auch das Einschlagen auf einen Punching-Ball bringt nicht viel, zeigt eine andere Untersuchung. Hier wurden die Versuchspersonen vorher provoziert – und sie glaubten sogar daran, dass das Sich-Abreagieren befreiend sein würde. Das Gegenteil war der Fall. Die provozierten Personen wurden durch das Malträtieren des Punching-Balls noch aggressiver. Und wenn sie über die Person nachgrübelten, auf die sich ihr Ärger richtete, verstärkte sich ihr Wunsch, an dieser Rache auszuüben. Dies macht aber auch deutlich: Ärger in sich hineinzufressen, indem man immer wieder darüber nachdenkt, hilft ebenfalls nicht weiter. Stattdessen sollten wir versuchen, unseren Ärger zu kontrollieren. Dies funktioniert manchmal durch einen ganz einfachen Trick: abwarten. Einige Menschen zählen bekanntlich innerlich bis 10. Da Ärger sich auch durch körperliche Erregung äußert, kann sich diese so wieder beruhigen, und meist gelingt es uns dann leichter, die Situation neu zu betrachten.
    Untersuchungen haben zudem ergeben, dass es einen Zusammenhang zwischen Ärger und dem Auftreten von Herzkrankheiten sowie Bluthochdruck gibt. Dann doch lieber gelassen gesund bleiben – und nicht mehr in die Luft gehen!
    Zu den Literaturtipps

Was verbirgt sich hinter dem Cocktailparty-Effekt?
    Dahinter steckt die Fähigkeit, unsere Aufmerksamkeit selektiv einzusetzen: Wir richten sie auf einen Aspekt und blenden andere Informationen aus. So können wir auf einer lauten Party unserem Gesprächspartner zuhören und andere Geräusche unterdrücken, so dass diese nicht bewusst verarbeitet, aber trotzdem wahrgenommen werden. Denn wenn jemand im Raum plötzlich unseren Namen nennt, schwenkt unsere Aufmerksamkeit sofort zu diesem Gespräch, damit wir mitbekommen, was über uns gesagt wird.
    Zu den Literaturtipps

Eigentlich sind Horrorfilme ziemlich grausam – warum schauen wir sie trotzdem gerne?
    Dahinter steckt ein Gefühl, das Emotionspsychologen als Angstlust oder Thrill bezeichnen: Wenn im Horrorfilm der Hauptdarsteller vom personifizierten Bösen angegriffen wird, aber auch beim Achterbahnfahren oder Bungee-Springen setzen wir uns einer vermeintlichen Gefahr aus, um anschließend wieder zu Sicherheit und Geborgenheit zurückzukehren. Reizvoll ist dabei die angenehme Spannung zwischen diesen beiden Polen. Angstlust erleben wir schon in unserer Kindheit, zum Beispiel beim Versteckenspielen oder bei der Nachtwanderung.
    Zu den Literaturtipps

Warum sind Sonderangebote verlockender, wenn der Preis in mehreren Schritten gesenkt wird?
    Zu den typischen Denkfehlern, die viele Menschen machen, gehört es, im Alltag nicht ganz sicher mit Bruchteilen eines Ganzen oder Prozentwerten umzugehen. Wird beispielsweise der Preis einer Ware zunächst um 15 Prozent und dann nochmals um 10 Prozent gesenkt, tendieren die meisten Menschen dazu, die Zahlenwerte einfach zu addieren. Sie kommen dann zu dem Ergebnis, dass der Preis insgesamt um 25 Prozent gesunken sei. Tatsächlich bezieht sich die zweite Senkung aber bereits auf einen niedrigeren Ausgangswert – die reale Vergünstigung beträgt daher nur 23,5 Prozent. Bei einer Preissteigerung ist es dagegen genau umgekehrt: Wird der Preis zuerst um 15 Prozent und dann nochmals um 10 Prozent erhöht, beträgt die Preissteigerung nicht 25, sondern 26,5 Prozent.
    Dieser Effekt führt dazu, dass Kunden sich bei Kaufentscheidungen leicht hinters Licht führen lassen. Teilnehmer eines Experimentes waren z. B. bei einer Aufgabe eher bereit, Benzin bei einer Tankstelle zu kaufen, wenn der Benzinpreis schrittweise um einige Prozent gesenkt worden war. Auch wenn der Benzinpreis in mehreren Prozentschritten erhöht wurde, war die Kaufbereitschaft größer als bei einer
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