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Ballsaison: Palinskis siebter Fall

Ballsaison: Palinskis siebter Fall

Titel: Ballsaison: Palinskis siebter Fall
Autoren: Pierre Emme
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schließlich aber stolz. Sehr sogar. Denn einen Sohn zu haben, der ein Naturtalent war, gefiel ihm nicht schlecht. Wirklich nicht.
    Da Harry noch etwas Zeit hatte, bis er Irmi traf, um zur Probe zu gehen, machte er einen kleinen Umweg über den Stephansplatz. Obwohl das große Fußballfest erst in einigen Tagen beginnen sollte, war das Zentrum bereits von zahlreichen Schlachtenbummlern bevölkert, die in ihrer teilweise komischen Bekleidung und den mitgeführten Fähnchen das ohnehin schon bunte Stadtbild noch mehr belebten. Ebenso bemerkenswert war aber auch die nicht zu übersehende Präsenz der teilweise sehr martialisch wirkenden Burschen in Kampfanzügen und mit automatischen Waffen, die die Polizei verstärkten und das Geschehen genau beobachteten. Das schuf eine etwas beklemmende Atmosphäre, die auch durch die beiden, wie zwei putzige Alpen-Meckies im Eingangsbereich des Haas-Hauses herumalbernden EM-Maskottchen Trix und Flix nicht aufgelockert wurde. Kein Witz, die beiden hießen so. Sie verdankten ihre Namen einem kollektiven Kraftakt zentraleuropäischer Originalität.
    Vor dem Haupttor war der Zugang in den Stephansdom durch eigens aufgebaute Metallbarrieren auf eine Breite von vielleicht 1,5 bis 2 Metern verengt worden. Menschen, die in den Dom wollten, mussten sich ausweisen und eine Untersuchung mit einem Metalldetektor über sich ergehen lassen. Da die Prozedur einige Zeit in Anspruch nahm, hatte sich eine lange Schlange gebildet, die weit in den Platz hineinreichte.
    Harry wunderte sich über diese seinem Empfinden nach übertriebene Maßnahme, die ihm irgendwie Unbehagen bereitete. Die Antwort auf seine unausgesprochene Frage erhielt er von einem neben ihm stehenden älteren Paar. »Angeblich hams a Attentatdrohung kriegt«, erklärte der Mann der Frau. »Irgendwöche Irre wolln den Stephansdom in’d Luft sprengn .«
    Das rechtfertigte wahrscheinlich das rigorose Vorgehen der Polizei, musste Harry einräumen, die über der Szene lastende Stimmung wurde dadurch aber noch bedrückender. Aber es entschuldigte sicher nicht das teilweise etwas ruppige, ja grobe Verhalten einiger junger Beamter im Kampfanzug. Gerade hier und jetzt hätte es besonderer Höflichkeit bedurft, um die Lage zu entspannen. Aber entweder waren die Burschen selbst so unsicher und versteckten diese Unsicherheit hinter schlechtem Benehmen. Oder sie machten sich einen Spaß daraus, die Menschen zu schikanieren, und damit schlichtweg einen schlechten Job.
    Komisch, wunderte sich Harry, dass so viele kleine Kinder mit ihren Eltern in den Dom wollten. Wenigstens gegenüber den Kleinen waren die Vertreter der Ordnungsmacht etwas umgänglicher, nicht so geschäftsmäßig grob. Sie untersuchten die Kinder, wenn überhaupt, nur höchst oberflächlich und versuchten dabei, freundlich zu blicken. Ja, einer der Beamten riskierte sogar ein bescheidenes Scherzlein mit einem kleinen Buben in einem roten T-Shirt mit der Nummer 8 am Rücken. Und der Versuch stand dem Mann gar nicht schlecht zu Gesicht.
    In den zehn Minuten, die Harry die Szenerie beobachtet hatte, hatten etwa ebenso viele Kleinkinder mit ihren Eltern den Dom betreten. Buben und Mädchen, Schwarzhaarige, Blonde und Brünette, modisch und ärmlich gekleidete sowie brave und schlimme Kinder. Trotz aller Unterschiede hatten sie aber eines gemeinsam: etwas sehr Banales, in der konkreten Situation aber doch höchst Ungewöhnliches. Das sollte Harry allerdings erst später bewusst werden und noch viel später sehr seltsam vorkommen.

     
    * * *

     
    Nachdem das Bombenentschärfungsteam am Flughafen Frankfurt angerückt war, alle Zivilpersonen vom Ort des Geschehens verwiesen und das auf keiner Ladeliste verzeichnete Paket oberflächlich untersucht hatte, herrschte zunächst Ratlosigkeit. Zwar deutete nach dem derzeitigen Erkenntnisstand nichts darauf hin, dass es sich bei dem Inhalt um einen Explosivstoff handelte. Andererseits arbeiteten die internationalen Bombenleger in den letzten Jahren auf einem derart hohen technologischen Niveau, ja, waren den Sicherheitskräften häufig sogar einen Schritt voraus, sodass alleine der Transport des herrenlosen Frachtgutes von seinem derzeitigen zu einem sichereren Standort nicht ohne erhebliche Risiken möglich war.
    Deshalb entschieden sich die Verantwortlichen dafür, das Paket durch einen eigens dafür vorgesehenen Roboter an eine weniger exponierte Stelle und dort zur Explosion bringen zu lassen. Der Plan war gut, alleine, er funktionierte
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