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Ballsaison: Palinskis siebter Fall

Ballsaison: Palinskis siebter Fall

Titel: Ballsaison: Palinskis siebter Fall
Autoren: Pierre Emme
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zunehmend zu einer begeisterten Akklamation des Bundestrainers. Diese eindrucksvolle Demonstration patriotischen Optimismus in Verbindung mit einem kleinen, aber nicht zu übersehenden Touch von Naivität, die man bei diesem Mann ganz und gar nicht vermutet hätte, berührte alle Anwesenden sichtlich. Wie schön, dass es noch Visionäre gab in dieser ach so pragmatischen, von Vernunft erdrückten Zeit
    Ehe sich das Ganze zu einer etwas peinlich wirkenden Huldigung mit ›Standing Ovation‹ und so auswuchs, wurde plötzlich die Türe aufgerissen und ein aufgeregter, seiner völligen Auflösung entgegenschwitzender Alois Mengler, seines Zeichens Tormanntrainer, stürmte in den Raum.
    »Hannes, Hannes«, schrie er, »eine Katastrophe! Der Pkw vom Lumpi ist auf der Fahrt nach Wien in einen Verkehrsunfall verwickelt worden. Er und der Hatscherte sind verletzt und ins Unfallkrankenhaus Meidling gebracht worden .«
    »Jetzt habe ich echt ein schlechtes Gefühl«, murmelte Nickelsbacher, und damit war es ihm diesmal ernst. Er stand auf. »Meine Damen und Herren, wir müssen die Pressekonferenz …« leider abbrechen musste er schon gar nicht mehr sagen, denn die Journalisten waren bereits unterwegs zu ihren Fahrzeugen. Um so rasch wie möglich ihre Redaktionen zu informieren und dann ins Krankenhaus zu rasen. Lumpi und der Hatscherte verletzt. Gott, was für eine Schlagzeile das wieder geben würde!

2
    Dienstag, 3. Juni, nachmittags
    Die Nachricht von Arthur Mellnigs Tod hatte im Hauptquartier der UEFA eingeschlagen wie eine Bombe. Die Information war zuerst bei einer noch in Probezeit befind-lichen Mitarbeiterin im Generalsekretariat gelandet, die ihre Bedeutung zunächst nicht erkannte und sie erst mit einiger Verzögerung an ihren Chef weiterleitete.
    Nun war der unnatürliche Tod eines Schiedsrichters, korrekter formuliert, eines UEFA-Schiedsrichters , schon an und für sich keine erfreuliche Angelegenheit. Und schon gar nicht einige Tage vor Beginn einer Megaveranstaltung der Art, wie sie nun bevorstand. Der Grund, warum sich die größtenteils in Nyon anwesenden Mitglieder der UEFA-Schiedsrichterkommission innerhalb einer knappen Stunde zu einer ersten Krisensitzung zusammenfanden, war aber ein ganz anderer.
    Sportliche Großereignisse wie eine Fußballeuropameisterschaft setzten unvorstellbare Geldmengen in Bewegung. Darunter auch in Bereichen, die es Menschen ermöglichten, in kürzester Zeit viel Geld zu machen. Oder, die zumindest als Möglichkeit dafür angesehen wurden. Wie vor allem das schon immer und derzeit mehr denn je boomende Wettgeschäft.
    Off- oder online, offiziell oder schwarz, in Zeiten wie diesen wurde gezockt, als ginge es um das ewige Leben und auch noch die Zeit danach.
    Zur Durchsetzung egoistischer Interessen und zur Verbesserung der eigenen Chancen wurde dabei auch nicht auf den Einsatz krimineller Methoden verzichtet. Einzelne Fälle von Manipulationen und Wettbetrug im normalen Spielbetrieb waren ja aus der jüngeren Vergangenheit noch in Erinnerung.
    Wenn aber jetzt schon Spiele wie ›Muttersberg gegen Grabanz‹ oder ähnliche Highlights von bestenfalls regionaler Bedeutung zigtausende Euro an Bestechungsgeldern zum Fließen brachten, um wie viel mehr war der globalen Wettmafia dann ein ›vorhersehbares‹ Ergebnis bei ›Italien gegen Spanien‹ oder ›Deutschland gegen England‹ wert?
    ›Wette‹ wurde definiert als ›unbestimmtes, in Zukunft liegendes Ereignis‹. Auf den Ausgang dieses unbestimmten Ereignisses wurde nun gewettet. Und je vorhersehbarer der Ausgang, desto geringer die Quote für den Fall, dass man mit seiner Einschätzung richtiglag.
    Umgekehrt bedeutete das aber auch, dass die Quoten förmlich in das Universum schossen, falls man auf einen höchst unwahrscheinlichen, ja fast unmöglichen Ausgang setzte. Da war viel, sehr viel Musik drinnen.
    Wie schön wäre es erst, dachten einige böse Buben, scheinbar höchst unwahrscheinlich, ja unmöglich erscheinende Ausgänge unbestimmter zukünftiger Ereignisse für eine ganz kleine, exklusive Gruppe ein wenig wahrscheinlicher, möglicher werden zu lassen. Nämlich indem man mittels entsprechenden Kapitaleinsatzes den Wettausgang beeinflusste. Bei den enormen möglichen Gewinnen geschickt manipulierter Wetten konnte man sich das schon einiges kosten lassen.
    Hohe Gewinnchancen bei geringem Verlustrisiko, das machte das Zockerleben erst so richtig schön. Obwohl, mit Zocken hatte das dann eigentlich nichts mehr zu
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