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Ballsaison: Palinskis siebter Fall

Ballsaison: Palinskis siebter Fall

Titel: Ballsaison: Palinskis siebter Fall
Autoren: Pierre Emme
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Freund Mario Palinski, mit dem gemeinsam er schon einige ›Schlachten‹ geschlagen hatte.
    Ein Blick auf seine Uhr zeigte Wiegele, dass sie gut im Zeitplan lagen. Und der Hauptkommissar im Urlaub hoffte schon, dass dem für 12.30 Uhr terminierten Abflug der Sondermaschine von Frankfurt nach Wien nichts im Wege stand, als sein Blick auf ein etwa ein Meter im Kubik großes Paket fiel, das sich gerade das Förderband hinaufbewegte und in Kürze im gewaltigen Schlund der Maschine verschwinden würde.
    »Band anhalten !« , rief Wiegele mit befehlsgewohnter Stimme, die auch sofort gehört wurde. »Was ist das für ein Paket ?« , er deutete auf das in braunes Packpapier gewickelte Ding. Eine Schachtel, wie er vermutete. »Ist dieses Gepäckstück überhaupt in den Transportpapieren verzeichnet ?«
    War es nicht, und damit hatte sich die Situation innerhalb einer Sekunde um 180 Grad gewandelt. Der bislang freundliche, vielversprechende Tag hatte plötzlich etwas Feindliches, Gefährliches angenommen, das den Beamten trotz der angenehmen Außentemperaturen eine Gänsehaut über den Rücken jagte.
    Wiegele musste nicht überlegen, was in so einem Fall zu tun war, und auch die anderen wussten es. Für so einen Fall sahen die Sicherheitsvorschriften eindeutig vor, dass man bei dem anonymen Gepäckstück vom denkbar Negativsten ausgehen musste, von dem man nur ausgehen konnte.
    Im Falle eines Flugzeuges war das ein Gegenstand, der durch die chemische Reaktion zweier oder mehrerer Substanzen plötzlich ungeheuer viel Energie entwickeln und diese nach allen Seiten hin abgeben konnte. Auf gut Deutsch, man befürchtete das Vorhandensein einer Bombe, im Fachjargon Explosivkörper genannt.
    Und das bedeutete jede Menge Ärger, gefährliche ›Action‹ für die für die Entschärfung vorgesehenen Spezialisten und vor allem auch, dass die Sondermaschine des DFB mit Sicherheit erst mit einiger Verspätung nach Wien starten konnte.
    Seufzend holte Wiegele sein Handy heraus und setzte sich mit seinem Chef, dem ehemaligen Grenzschutzmajor Herwig Riesser, der bereits in Wien war, sowie mit der Delegationsleitung in Verbindung, um sie über die aktuelle Entwicklung zu informieren.

     
    * * *

     
    Die Bahnhofspolizei in Zürich hatte rasch reagiert und den Ankunftssteig bei Einfahrt des Zuges aus Wien bereits gesperrt. Bis zum Eintreffen Oberleutnants Beat Vonderhöh von der Mordkommission bei der Zürcher Kantonspolizei vergingen allerdings 20 Minuten. Das bedeutete, dass die Fahrgäste der Schlaf- und Liegewägen, die man bisher freundlich, aber bestimmt am Verlassen des Bahnsteiges gehindert hatte, langsam sauer wurden. Noch dazu, da die meisten nicht wussten, worum es eigentlich ging.
    Vonderhöh hatte drei Kollegen mitgebracht und im ohnehin schon reichlich gut besuchten Bahnhofsrestaurant einen kleinen Raum requirieren lassen. Zum großen Ärger des Managements, das sich aus Erfahrung und zu Recht von der Kantonspolizei nicht allzu viel Umsatz erwartete.
    Viel konnten die vier Beamten zu diesem Zeitpunkt nicht machen. Mithilfe von Fotos, die mit einer Sofortbildkamera gemacht worden waren, versuchten sie herauszubekommen, welche Fahrgäste Arthur Mellnig überhaupt wahrgenommen hatten oder möglicherweise sonst etwas zur Klärung der Angelegenheit beitragen konnten. Die Namen und Anschriften dieser Personen, aus dem vorderen Zugsteil waren das nur ganz wenige, wurden schließlich notiert. Dann konnten sie gehen.
    Als deutlich ergiebiger erwiesen sich schließlich einige Fahrgäste der drei am Zugschluss gereihten Wagen der ›Caile Ferate Romane‹ (CFR), also der Rumänischen Staatsbahnen. Mit diesen hatte die rumänische Fußballnationalmannschaft samt Betreuerteam die Reise in die Schweiz angetreten. In den beiden Liegewägen hatte man zwar nicht sehr viel mitbekommen, in dem zwischen dem übrigen Zug und den beiden anderen Waggons geführten Speisewagen dagegen so einiges.
    Das Zugrestaurant war eigentlich nur für die rumänische Reisegruppe bestimmt gewesen. Aber die Crew war nicht nur gastfreundlich, sondern auch gut bevorratet und einem kleinen Nebengeschäft gegenüber nicht abgeneigt gewesen. Langer Rede kurzer Sinn: Reisende aus Wien, die nach der vergeblichen Suche nach Speis und Trank im vorderen Zugsteil endlich auf den leicht verschmutzten, in dieser Situation ungemein einladend riechenden und von freundlichen Menschen bewirtschafteten Fresswaggon aus Bukarest gestoßen waren, waren herzlich willkommen geheißen und
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