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Ballsaison: Palinskis siebter Fall

Ballsaison: Palinskis siebter Fall

Titel: Ballsaison: Palinskis siebter Fall
Autoren: Pierre Emme
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Konsul Kehl bis vor wenigen Minuten das Fußballspiel verfolgt hatte.
    Fast zur selben Zeit war eine weitere, bedeutend lautere Detonation zu vernehmen gewesen, die ihren Ursprung am Fuß der irrwitzigen Skulptur hatte, die man hier ›Baum des Lebens‹ nannte. Beziehungsweise, bisher genannt hatte. Die Explosion hatte nicht nur den Boden an der Stelle aufgerissen, an der der Baum aus dem Untergeschoss gewachsen war, sondern das gesamte Monstrum auch gekappt und etwa einen Meter in die Höhe geschleudert. Dann stürzten die immerhin rund fünf Tonnen aus Stahl, sonstigen Metallen und Plastik, das allerdings relativ wenig ins Gewicht fiel, nach vorne und landeten mit einem gewaltigen Getöse am Boden. Bedauerlicherweise fielen jetzt noch weitere Teile dieses Machwerks auf den alten Konsul und erschlugen das, was nach der ersten Bombe noch übrig geblieben war, endgültig. Da kam jede Hilfe zu spät, erkannte Wiegele, der sofort zu dem blutüberstömten, in seinem VIP-Fauteuil zusammengesunkenen alten Mann geeilt war. Während er sich über die Leiche beugte, hörte er Harry schreien: »Schnell, Anselm, Matreier will sich davonmachen !« Er blickte auf und sah Palinskis wachen Filius, wie er einer Frau mittleren Alters nachjagte, die erstaunlich schnell laufen konnte. Sehr undamenhaft und Richtung Ausgang.
    Wiegele wies sich gegenüber einem der herbeigeeilten Securities als deutscher Kriminalbeamter aus und »empfahl« ihm, sofort einen Notarzt zu rufen und dann die Polizei. Dann setzte auch er sich in Bewegung und folgte Konsul Emden alias Dr. Matreier, beide heute einmal als Mrs. Doubtfire verkleidet, ins Freie.

     
    * * *

     
    Palinski hatte sich zunächst verfahren und war bei der ›Fan-Arena‹ mit ihren gigantischen Videowalls gelandet. Hier verfolgten (nach späteren Angaben der Polizei) inzwischen mehr als 120.000 Fußballfans das Geschehen im Ernst-Happel-Stadion bei Bier, Würstel und Langos. Trotz des Spielstandes schien eine ausgezeichnete Stimmung zu herrschen.
    Schließlich war Palinski aber doch noch beim Einkaufszentrum gelandet und hatte den Wagen wie verabredet in etwa 15 Meter Entfernung vom Haupteingang abgestellt. Da er aber in einer Parkverbotszone stand, hatten sie den Wagen nicht verlassen. Vielmehr wartete er mit Tina und Sabine im Auto auf das, was nun kommen würde.
    Obwohl das Spiel seiner Meinung nach bereits verloren war, war Palinski mit einem Ohr nach wie vor bei der Übertragung. Die reguläre Spielzeit war zu Ende gegangen, die drei Minuten Nachspielzeit hatten eben begonnen, als einige nicht allzu laute, aber eindeutig explosionsartige Geräusche seine Aufmerksamkeit vom Kicken ablenkten. Dann kam ein gewaltiges ›Wuummm‹ mit entsprechendem Nachgrollen, und er glaubte plötzlich zu wissen, in welchem Film er sich befand. Immerhin hatte Harry erst gestern immer wieder davon gesprochen. Er hatte den armen Buben aber nicht ernst genommen, ja, nicht einmal richtig zugehört, war zu sehr mit dem Verhindern eines Attentates beschäftigt gewesen. Das war zwar eine exzellente Ausrede, aber dennoch kein Grund für sein Verhalten gewesen.
    Da drinnen ging etwas vor sich, das seine kriminalistische Ader heftig zum Pochen brachte. Er musste sofort in das EKZ eilen und nachsehen, was los war. Also zog er den Startschlüssel ab und wollte schon aussteigen, als ihn die aufgeregte Stimme des Radioreporters wieder gefangen nahm.
    »Also das war eindeutig Elfmeter«, brüllte der Mann, ein echt lautstarker Patriot, »und der Schiedsrichter will nichts gesehen haben. Also, das wäre ein Skandal ersten Ranges. Was macht Señhor Madrilaga da? Es sieht fast so aus, als ob er sich mit seinem Assistenten an der Outlinie bespräche. Und jetzt dreht er sich um, läuft zum Strafraum und zeigt, ja, er gibt Elfmeter. Unseren deutschen Freunden«, das kam schon mit einer saftigen Portion Häme rüber, »wird das sicher nicht schmecken. Einige Spieler sind auch schon zum Referee gelaufen, um zu protestieren. Einer wird sogar handgreiflich. Also, meine Herrn, so geht das nicht. Was ist jetzt los ?« Die Stimme des Reporters überschlug sich fast. »Ja, er holt die Gelbe Karte heraus. Für wen ist sie bestimmt? Das muss Brenzow sein, ja, es ist die Nummer 5 der Deutschen. Der hat doch schon …, die Gelbe in der 52. Minute hat der exzellente Pfeifenmann aus Toledo doch nicht vergessen? Nein, und das bedeutet Gelb-Rot für den hitzigen Karsten Brenzow und damit seinen vorzeitigen Abgang in die Kabine. Die
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