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Ballsaison: Palinskis siebter Fall

Ballsaison: Palinskis siebter Fall

Titel: Ballsaison: Palinskis siebter Fall
Autoren: Pierre Emme
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Evelyn Immenseh kennengelernt, ihr Leid geklagt und zu überlegen begonnen hatten, sich gegenseitig die Arbeit abzunehmen.
    »Nehmen Sie auch noch einen Kaffee ?« , unterbrach der Minister zwischendurch in einer Anwandlung von Fürsorglichkeit und bestellte, ohne eine Antwort abzuwarten. Auch gut.
    Wer letztlich die konkrete Idee gehabt und den anderen schließlich davon überzeugt hatte, die Immenseh oder Hiebler, war derzeit noch nicht klar, betonte Wallner.
    »Aber die Staatsanwaltschaft soll ja auch noch was zu tun haben«, scherzte der Oberinspektor, und der Minister nickte. »Das nennt sich Gewaltentrennung«, meinte er.
    Dann hatte sich die Immenseh im Zug nach Zürich mit einem Vorwand an Mellnig herangemacht, einen Tag später Hiebler an den Schweizer Architekten. Der blutige Rest konnte als bereits bekannt vorausgesetzt werden, selbst beim Minister.
    »Stimmt es eigentlich, dass man dem Architekten die …«, er deutet aufgeregt auf sein Hosentürl, »na, Sie wissen schon, abgeschnitten hat ?«
    Plötzlich war im Stadion die Hölle los. Tausende Menschen brüllten auf, jubelten und sangen: »Immer wieder, immer wieder, immer wieder Austria .« Da wusste Wallner, dass etwas sehr Wichtiges passiert sein musste. Ohne auf sein Gegenüber Rücksicht zu nehmen, sprang er auf und lief zu seiner Informationsquelle, dem Barkeeper. Der war, obwohl eigentlich aus Potsdam stammend, sehr glücklich darüber, dass Mundeler einen Traumfreistoß verwandelt hatte. Aus fast 30 Metern, da hatte ›nich mal der Nachen ne Schangse‹, wie man in seiner Heimatstadt gesagt hätte. Damit lag seine neue Heimat nur noch mit einem Treffer im Rückstand.
    »Entschuldigen Sie«, meinte Wallner zum Minister, als er an den Tisch zurückkam, »aber es hat mich einfach gepackt. Wir haben einen Treffer aufgeholt. Es steht nur mehr 2:3 .«
    »Schon in Ordnung. Ich habe ja gar nicht gewusst, dass Sie so ein Fußballfan sind«, Fuscheé winkte besänftigend ab.
    Und ich nicht, dass Sie so ein Blitzgneißer sind, lag es dem Oberinspektor schon auf der Zunge, doch er unterdrückte den Impuls.
    »Also wie ist das jetzt mit …«, der Minister deutete auf ein Neues nach unten. »Stimmt das? Und falls ja, warum hat der Mann das getan ?«
    »Ach, Sie meinen die abrasierten Schamhaare«, meinte Wallner mit normaler Stimme. »Oder denken Sie an das verbliebene Menjoubärtchen ?«
    »Na, ich würde noch lauter reden, damit das auch wirklich alle mitbekommen«, brummte der Minister, der offenbar gschamiger war, als man bei einem Mann seines Ranges und Alters annehmen durfte.
    »Wen meinen Sie eigentlich ?« , erwiderte Wallner fast ein wenig frech. »Es ist doch kein Mensch hier außer uns, die sehen sich doch alle das Match an .« Um sein Glück aber nicht allzu sehr zu strapazieren, kam er dann gleich wieder auf die Sache zurück.
    »Frau Immenseh hatte den Wunsch geäußert, dass ihrem Mann da unten die Haare entfernt werden. Vielleicht hat das etwas mit dem Samson-Mythos zu tun. Das mit dem Bärtchen ist dagegen auf Hieblers Mist gewachsen. Mellnig hatte früher, als Serge ihn kennengelernt hat, so einen Bart getragen. Wahrscheinlich war das, bewusst oder unbewusst, so eine Art Visitenkarte, eine Markierung .«
    Also entweder der Minister war wirklich gebildet oder er würde später im Lexikon nachsehen oder es war ihm egal. Auf jeden Fall hatte er bei dem Hinweis auf »Samson« mit keiner Wimper gezuckt.
    »Wie auch immer, den Schamhaaren und ihrem versuchten Versand in die Schweiz verdanken wir, dass die beiden Fälle so rasch als zusammengehörig erkannt und auf einen einzigen reduziert werden konnten. Obwohl es wahrscheinlich zwei Verfahren geben wird .«
    Inzwischen waren die letzten 15 Minuten der Partie angebrochen, und die wollte sich Wallner nicht nehmen lassen. Ob der Minister dafür wirklich Verständnis hatte, konnte der Oberinspektor nicht sagen. Eigentlich war ihm das aber egal. Die Frage war bloß, wie er das dem hohen Herrn rasch und unmissverständlich klarmachen sollte. Ohne damit sämtliche Brücken für die Zukunft abzubrechen.
    Während Wallner noch überlegte, machte sich das ministerielle Mobiltelefon mit einer eigenwilligen Version von Verdis Triumphmarsch bemerkbar.
    »Ja«, meldete sich Fuscheé knapp und ohne seinen Namen zu nennen. Das war auch nicht notwendig, denn jeder, der diese Rufnummer wählte, wusste ganz genau, wer und was ihn erwartete . Nach wenigen Worten wirkte der Minister aufgeregt und überschwemmte
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