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Ballsaison: Palinskis siebter Fall

Ballsaison: Palinskis siebter Fall

Titel: Ballsaison: Palinskis siebter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Emme
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hatte.
    Schuldbewusst hatte er schon sein Handy herausholen und sich eine ruhige Ecke zum Telefonieren suchen wollen, als ihm Zweifel gekommen waren.
    Wie konnte er behaupten, dass alles in Ordnung war und die Gerüchte jeder Substanz entbehrten? Nur weil sich diese eine Sache mit Mellnig als Schwindel erwiesen hatte? Niemand konnte wissen, wie viele Sauereien daneben noch abliefen.
    Nein, nein, die Fußballbosse sollten ruhig wachsam bleiben, denn die Gefahr von Schweinereien bestand im Sport immer. Gleich hatte er sich wieder besser gefühlt und das Handy weggesteckt. Jetzt musste er nur noch irgendwo ein Platzerl im VIP-Bereich finden.

     
    * * *

     
    Palinski und seine beiden Mitfahrerinnen näherten sich der Ausfahrt Auhof und damit dem Ende der Autobahn. Offenbar saß halb Österreich und mehr jetzt vor den Fernsehern, um sich das Spiel anzusehen. Denn die Autobahn war fast leer gewesen. Falls sie durch die Stadt ebenso wenig Verkehr vorfanden, würden sie nach nur 20 Minuten das Happel-Stadion erreichen.
    Vor etwas mehr als einer halben Stunde war es ihnen endlich gelungen, Sabines Mutter zu sprechen. Die überglückliche Frau hatte sich überschwänglich bei Palinski bedankt, der gar nicht wusste, wie er eigentlich dazu kam. In seiner Verlegenheit hatte er Frau Pleschke, die mit dem nächsten Zug nach Wien kommen wollte, einige Tage ins Gästezimmer des ›Instituts für Krimiliteranalogie‹ eingeladen. »Wenn Sie und Ihre Tochter nun schon einmal hier sind, sollten Sie doch die Gelegenheit nützen, die Stadt kennenzulernen«, hatte er gemeint.
    Dann hatten sie auch noch Tinas Mutter angerufen und über die aktuelle Entwicklung informiert. Wilma, die schon sehnsüchtig auf ein Lebenszeichen ihrer Lieben gewartet hatte, wollte sich gleich darauf ein Taxi rufen, um ebenfalls zum Stadion zu kommen.
    Während die beiden jungen Frauen Pläne machten, was Sabine und ihre Mama in den nächsten Tagen anstellen sollten, versuchte Palinski zu erfahren, was sich im Ernst-Happel-Stadion so abspielte. Mit Befriedigung hatte er zur Kenntnis genommen, dass die Deutschen in der zweiten Hälfte mit Toby Nachen im Tor spielten. Ein Tausch, der auch von den Schlachtenbummlern lautstark goutiert worden war.
    Dieser Wechsel hatte offenbar auch eine psychologische Auswirkung auf das DFB-Team gehabt, denn bereits zwölf Minuten später schloss Heiner Ribarski eine Traumkombination mit Bleiheimer mit einem satten Schuss aus etwa elf Metern Entfernung ab. Die Kombination hatte die österreichische Abwehr sehr alt aussehen lassen, gegen die Granate unter die Latte hatte Pobacker keine Chance gehabt.
    3:1 für die Piefke, das war hart. Palinski seufzte, damit war das Spiel wohl gelaufen. Na ja, wenn er ehrlich war, dann war auch nicht viel anderes zu erwarten gewesen. Das DFB-Team war nach der erfolgreichen WM 2006 und der souveränen Qualifikation für die EM natürlich haushoher Favorit nicht nur für dieses Spiel.
    Nach einer mehr als zweijährigen Vorbereitung ausschließlich mit Freundschaftsspielen, in denen man noch nicht einmal restlos überzeugt hatte – Palinski musste dabei an die blamablen Spiele gegen Kanada, Kroatien und Ungarn denken und an die Pleiten gegen Malta –, konnten die Österreicher gegen einen Gegner wie den heutigen eben nicht bestehen.

     
    * * *

     
    Wallner war richtig sauer, und zwar auf den Minister, der ihn im VIP-Raum mehr oder weniger festhielt, um sich den Fall Mellnig/Immenseh berichten zu lassen. Während draußen das Spiel der Spiele lief. Um zu erfahren, was die plötzlichen Unmutsäußerungen vor den Fenstern der Nobelkantine zu bedeuten hatten, hatte sich der Oberinspektor mit einem dringenden Klobesuch entschuldigen müssen und bei der Gelegenheit vom Barkeeper das mit dem 3:1 für Deutschland erfahren. So ein Mist! Aber wenigstens hatte er jetzt nicht mehr ganz so das quälende Gefühl, etwas zu versäumen. Dennoch fühlte er sich schlecht.
    Wenn er ehrlich war, musste Wallner sich eingestehen, war er vor allem auf sich selbst sauer. Wieso, verdammt noch einmal, hatte er nicht die Courage, den Minister ganz einfach auf später zu vertrösten? Ob es der dezente Hinweis des großen Mannes war, ihn demnächst im Bundeskriminalamt sehen zu wollen? Wenn würdeloses Kuschen der Preis für die Karriere war, musste er seine diesbezüglichen Erwartungen noch einmal überdenken.
    Also gut, das Jetzt und Hier musste er wohl durchstehen.
    Und so berichtete er Fuscheé, wie sich Serge Hiebler und

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