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Ballsaison: Palinskis siebter Fall

Ballsaison: Palinskis siebter Fall

Titel: Ballsaison: Palinskis siebter Fall
Autoren: Pierre Emme
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seinen Gesprächspartner mit Fragen.
    »Das ist ja großartig«, meinte er dann. »Und Sie sagen, die Waffen wurden entdeckt, wie sie von zwei angeblichen Rettungssanitätern aus dem Stadion gerollt wurden«, des Ministers Gesicht hatte einen glücklichen Ausdruck angenommen. »Was? Ah, die Waffen waren neben dem angeblich Verletzten, der auf der fahrbaren Trage lag, unter dem Leintuch versteckt. Ich verstehe, ganz schön raffiniert. Und die Polizei hat unter anderem einen als TV-Kamera getarnten Raketenwerfer sichergestellt? Ja, was wollten denn diese Leute bloß damit ?«
    »Vielleicht hat es sich dabei ja um einen missglückten Terroranschlag gehandelt«, scherzte Wallner ungeduldig. Immerhin dauerte das Spiel nur mehr zwölf Minuten. Vielleicht noch ein paar mehr, wegen der Nachspielzeit.
    »Großartig, ja, das ist es. Das muss es sein. Ein Terroranschlag, den unsere wunderbare, jederzeit wachsame Polizei bereits im Keim erstickt hat«, jetzt strahlte der Minister förmlich.
    »Gratulieren Sie den Leuten und bringen Sie mindestens einen der Helden zur Pressekonferenz mit. Ja, ja, in einer halben Stunde hier im VIP-Center.« Fuscheé beendete das Gespräch, wählte aber sofort eine weitere Nummer. Nämlich die von Ministerialrat Dr. Schneckenburger, den er in aller Deutlichkeit aufforderte, sofort, aber wirklich sofort hier im Stadion zu erscheinen. »Wir konnten eben einen Terroranschlag erfolgreich verhindern und müssen daher sofort eine Pressekonferenz veranstalten. Veranlassen Sie alles Notwendige .«
    Jetzt wandte er sich Wallner zu. »Das sind wir dem Souverän, dem Volk, schuldig. Es muss wissen, dass es in diesem Lande sicher leben, sich auf seine Polizei verlassen kann. In einem Lande, in dem i c h Innenminister bin.« Jetzt fehlte gerade noch, dass sich Fuscheé selbst auf die Schulter geklopft hätte.
    Bei so viel Selbstgefälligkeit stand der Oberinspektor knapp davor, sich anzuspeiben. Er war an den Bartresen getreten und hatte einen doppelten Wodka bestellt. Nein, sicherheitshalber gleich einen dreifachen.
    Der Barkeeper aus Potsdam guckte gleichfalls etwas zweifelnd aus der Wäsche. »Ick versteh ja nischt von, aber wieso ham de Terroristen det Kriegsspielzeuch eijentlich aus dem Stadion raus und nich rein jekarrt?«
    Gute Frage, dachte Wallner und kippte den Hochprozentigen in einem Zug hinunter. Er überlegte, welchem der in Kürze zu erwartenden Pressevertreter er diese Frage besonders ans Herz legen sollte.

     
    * * *

     
    Es war wieder einmal Harry Bachler, dem etwas seltsam vorkam. Die unscheinbare Frau war ihm zuerst aufgefallen, als sie hinter Anselm bei dem riesigen Fernsehgerät stand, aber nicht für das Spiel, sondern offenbar für den Hauptkommissar Interesse zeigte. Nicht der Art, dass sie überlegte, wie sie ihn kennenlernen konnte. Nein, vielmehr abschätzend, mit einem »Wie werde ich denn den am besten los«-Blick. Beim ersten Mal hatte er sich nichts dabei gedacht, denn die Frau war beim nächsten Hinsehen schon wieder verschwunden gewesen. Er hatte sie aber wenige Minuten später wieder entdeckt, wie sie Wiegele von der Galerie im ersten Stock aus beobachtete. Dann schien sie auch ihn entdeckt zu haben, wie Harry an einem kaum merklichen Zusammenzucken erkannt zu haben glaubte. Wer war diese Frau? Harry hatte das Gefühl, sie schon einmal gesehen zu haben. Konnte das sein?
    Er schlich sich in den ersten Stock hinauf, um die Person besser beobachten zu können. Wie sie da stand und diese gigantische Skulptur, das seltsame Ungetüm am Ende der Plaza, betrachtete. Oder war es der offenbar in die Betrachtung des Fußballspieles versunkene Konsul Kehl, dem ihre Aufmerksamkeit galt? Und dann passierte etwas, und Harry erkannte es sofort.
    Die Dame richtete den Zeigefinger ihrer rechten Hand auf den Alten, und das in einer ganz typischen Art und Weise. Körpersprache war verräterisch und das Weib Konsul Emden. Oder Dr. Matreier, auf jeden Fall aber Johann Friedrich Kehl, der leibhaftige Sohn des Alten da unten.
    Aufgeregt wollte Harry Wiegele übers Handy informieren, ihn warnen. Denn dass hier etwas höchst Unheiliges im Gange war, war für ihn völlig klar. Aber wie häufig im Leben, versagte die Technik gerade jetzt den Dienst, wo es am wichtigsten gewesen wäre. Der erste Versuch scheiterte daran, dass Anselm in dem Moment ebenfalls telefonierte, der zweite am inzwischen völlig leeren Akku. So ein verdammter Mist! Er blickte sich suchend um und ging dann entschlossen in den
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