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Ballsaison: Palinskis siebter Fall

Ballsaison: Palinskis siebter Fall

Titel: Ballsaison: Palinskis siebter Fall
Autoren: Pierre Emme
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jetzt an ging alles sehr schnell. Eigentlich noch schneller, denn es war ja schon bisher reichlich flott abgegangen. Während die »Frau« noch an der Wagentüre rüttelte und ein erstes Mal vergebens versucht hatte, das Fenster mit der Waffe einzuschlagen, war der nach wie vor »Gnä’ Frau, Ihr Tascherl« rufende Florian Nowotny ebenfalls beim Wagen eingetroffen und hielt Johann Friedrich Kehl etwas Undefinierbares hin. Reflexartig streckte die ›Frau‹ die freie Hand aus, um die sich sofort die von Nowotny hervorgezauberten Handschellen legten. »Ich verhafte Sie wegen«, ihm fielen die richtigen Worte offenbar nicht ein, »Gefährdung der Öffentlichkeit durch Verwendung einer Schusswaffe .«
    So kam der sofort nach Absolvierung der Polizeiakademie karenzierte Polizist und Assistent Palinskis zur ersten Festnahme seines Lebens.

     
    * * *

     
    Palinski hatte sich beim Sturz auf den Boden verletzt und verspürte ziemliche Schmerzen in der Schulter. Dazu gab es eine zerrissene Hose und ein ganz schön aufgeschlagenes Knie. Und da er auch ziemlich hart mit dem Kopf aufgeschlagen war, brummte ihm der Schädel mehr als nur gehörig.
    Dennoch fühlte er sich ganz gut, denn die Gefahr, in der sich zunächst sein Sohn und dann auch die anderen befunden hatten, war gebannt. Das hatte ihm Ministerialrat Schneckenburger gerade versichert und gefunden, dass sie die ganze Angelegenheit doch prima geschupft hatten. Was hatte Miki eigentlich damit zu tun gehabt? Und womit überhaupt?
    Der Sanitäter der Rettung, die ursprünglich wegen Konsul Kehl gekommen war, hatte sich entschlossen, sich doch lieber um den sichtlich verstörten Palinski zu kümmern. Angeblich war dem Alten nicht mehr zu helfen gewesen, alles Weitere lag jetzt bei der Gerichtsmedizin.
    Dem anderen, dem, dem noch zu helfen war, hatte man zunächst ein schmerzstillendes Mittel gegeben. Eine ordentliche Portion, denn wie es aussah, konnte der sie auch vertragen. Ehe er jetzt gleich ins Sozialmedizinische Zentrum Ost gebracht werden sollte. Mit dem Verdacht auf eine mittelschwere Gehirnerschütterung.
    Bevor man ihn fortbrachte, wollte Palinski aber unbedingt noch eines wissen. Das große Problem war allerdings, dass er total vergessen hatte, was das war. Es musste etwas sein, das ihn beschäftigt hatte, kurz bevor die ganze Sache losgegangen war, die schließlich mit seinem Sturz geendet hatte.
    Es war zu blöd. Er fühlte, dass es etwas war, das ihn ungemein interessiert hatte. Aber je mehr er darüber nachdachte, desto mehr schien er sich von einer Antwort zu entfernen.
    Jetzt wurde er in den Ambulanzwagen gehievt. Niemand begleitete ihn, was ihn ein wenig traurig stimmte. Aber die …, wie hieß sie noch? Und verdammt, jetzt hatte er auch den Namen seines … wer war das gewesen, ach ja, seines Sohnes vergessen, mussten sich um … ja, um die beiden Mädchen im Auto kümmern. Und da war auch noch Janina. Wo hatte er den Namen bloß schon … ? Ach ja, das Armband, er musste … unbedingt bald nach Dubro…vnik. Ja, versprochen. Branko liebt sie.
    Während Palinski mehr oder weniger amnesisch dem Donauspital entgegendämmerte, schnappte er einen Satz des Gespräches zwischen Sanitäter und Fahrer auf. Nämlich:
    »Mit dem Ergebnis können sowohl wir als auch die Deutschen leben .«
    Genau, das war es gewesen. Mit einem Schlag wusste er nicht nur wieder, wie die Frage gelautet hatte. Nein, jetzt war er sich auch ziemlich sicher, die Antwort darauf zu kennen.
    Die Antwort lautete Wilma. Oder doch nicht? Das ergab eigentlich keinen Sinn, wieso sollten die Deutschen mit Wilma leben können? Na, denen würde er es zeigen, wenn sie sich auch nur das Geringste herausnahmen. Das mussten diese Piefkes sofort wieder hineingeben, oder er … Was? Jetzt kannte sich Palinski gar nicht mehr aus. Seltsam, wie … wurscht ihm das war.
    »Auf jeden Fall ein tolles Spiel«, lobte der Fahrer. »Nicht so eine geschobene Sache wie vor 25 Jahren bei der WM in Gijón.«
    Welche …? Ach ja, trotz seiner Kopfschmerzen hatte Palinski wieder den vollen Durchblick.
    Gijón, also nicht Wilma. Er hatte gewusst, dass sie nicht der Typ dafür war. Nicht Wilma. Das war gut so, sehr … gut, sondern … nein, ein Unentschieden. Ja, das musste es sein. 3:3 unentschieden, so musste … das Spiel ausgegangen sein.
    Jetzt machte auch dieses seltsame Motto ›Expect emotions‹ endlich Sinn, denn Palinski freute sich riesig. Über Wilma und das andere, das … Resultat. Das schmerzstillende
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