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Bär, Otter und der Junge (German Edition)

Bär, Otter und der Junge (German Edition)

Titel: Bär, Otter und der Junge (German Edition)
Autoren: TJ Klune
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betritt er den Raum. Er erlaubt mir nicht, mit ihm hineinzugehen, und wird nicht müde zu bekräftigen, inzwischen „alt genug zu sein, um zu wissen, wie alles funktioniert“. Aber bevor er hineingeht, stellt er sicher, wo ich sein werde. Und ich meine die exakte Stelle. Wenn ich mich auch nur einen oder zwei Meter von der Stelle weg bewege, bemerkt er es. Ich weiß, dass ihm klar ist, dass ich ihn niemals auf diese Weise verlassen würde, aber er braucht die Sicherheit trotzdem. Es ist das Gleiche mit der Uhrzeit, zu der ich ihn von der Schule abhole oder zu welcher Zeit ich von der Arbeit nach Hause komme. Wenn ich spät dran bin, bekommt er eine Art Panikattacke, in der ihm das Atmen schwerfällt und ihm Gedanken durch den Kopf schießen, von denen er weiß, dass sie Unsinn sind. Ein Arzt in einer von diesen Praxen, die umsonst arbeiten, hat vorgeschlagen, ihm irgendwelche Medikamente gegen Angstzustände zu verschreiben, die gerade der Hit zu sein scheinen. Aber Ty hat dem Arzt und mir deutlich zu verstehen gegeben, dass er keines von „diesen Kindern“ werden möchte. Ich versuche, mich nicht zu verspäten. Das ist einfacher.
    Ich kann ihn summen hören, während er pinkelt, ein Zeichen, dass es eine Weile dauern wird, also drehe ich mich um und sehe in den Regen. Es ist Ende Mai, aber in Oregon spielt das keine Rolle. Es kann noch immer kalt und regnerisch sein, wenn es das möchte, besonders, wenn man wie wir in Seafare lebt, einem kleinen Ort am Pazifischen Ozean. Für jeden, der noch nie an der Küste Oregons war: Sie hat nichts mit der Kaliforniens gemein. Es ist kalt und es regnet fast immer. Oh, sicher, wir haben auch sonnige Tage, aber der Pazifische Nordwesten hat seinen Ruf nicht ohne Grund. Man sagt, dass hier oben eine Menge Leute Selbstmord begehen. Spinner.
    Wir sind zurzeit die sechzig Meilen nach Portland unterwegs, um meinen besten Freund, Creed Thompson, vom Flughafen abzuholen. Ich habe ihn nicht mehr gesehen, seit er für den Spring Break nach Hause gekommen ist. Er ist im Juniorjahr in der Arizona State, um seinen Abschluss in Informatik zu machen. Ziemlich bald wird er seinen Abschluss in der Tasche haben und für IBM oder Google arbeiten und damit eine Trillion Dollar verdienen. Aber bis jetzt ist er noch immer Creed, der Typ, den ich schon seit dem ersten Tag der zweiten Klasse an der Seafare Grundschule kenne. Wir waren sofort wie an der Hüfte zusammengewachsen; vielleicht nur deshalb, weil wir so grundverschieden sind. Er ist extrovertiert und kann sich mit jedem unterhalten, ich dagegen mag die meisten Leute nicht. Seine Eltern sind noch immer verheiratet (und anwesend und am Leben). Sie sind reich, aber nicht so reich, dass du von dem, was sie haben, irritiert bist. Ich bin, wie du sicher schon bemerkt hast, nicht reich. So ist nun mal das Leben.
    Mr. Thompson hatte in den späten Achtzigern und frühen Neunzigern eine Computerfirma in Seattle gehabt und alles verkauft, bevor sie zum Teufel gehen konnte. Danach hatte er entschieden, dass er es hasste, in einer großen Stadt zu leben und viel zu besitzen. Er verkaufte alles, was er nicht mehr wollte und zog mit seiner Familie nach Seafare. Ich fand es schon immer seltsam, dass Mr. Thompson die einzige reiche Person der Welt zu sein schien, die es hasste, reich zu sein. Es hatte ihn trotzdem nicht davon abgehalten, eines der größten Häuser Seafares zu kaufen. Dort habe ich im Laufe der Jahre eine Menge Zeit verbracht. Dasselbe Haus, in dem wir bald eine Überraschungsparty für Tys Geburtstag schmeißen werden. Vorausgesetzt, ich kann es geheim halten.
    Creeds Eltern sind - für Eltern - eigentlich cool, aber ich bin froh, dass sie weg sind. Nicht weg-weg, aber fort, in irgendeinem Land, wo sie helfen Häuser in Afrika zu bauen oder Lepra in Schweden zu heilen, was weiß ich. Ich weiß, dass sie bis November unterwegs sein werden, also gibt es ein großes leeres Haus, das wir über den Sommer nutzen können. Es wird schön sein, die nächsten paar Monate aus dem miesen Appartement verschwinden zu können.
    Versteh mich nicht falsch; ich habe Freunde. Es ist nur so, dass die meisten von ihnen irgendwo anders aufs College gehen und ihr Leben leben – tun, was auch immer es ist, das sie tun. Die meisten kommen, wenn sie es verhindern können, nicht zurück nach Seafare. Die restlichen Freunde könnten imaginär sein. Creed kommt häufig zurück. Er sagt, Arizona läge eigentlich auf der Oberfläche der Sonne und nicht neben
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