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Bär, Otter und der Junge (German Edition)

Bär, Otter und der Junge (German Edition)

Titel: Bär, Otter und der Junge (German Edition)
Autoren: TJ Klune
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muss.“
    Seine Augen verengen sich. „Ich würde dir ja zustimmen, aber du machst dich offensichtlich über mich lustig.“
    Ich wuschle ihm durchs Haar. „Offensichtlich. Wo wir schon vom System reden, vergiss nicht, dass die Sozialarbeiterin morgen um drei kommt.“
    „Wie könnte ich Olga Ehrlichmann vergessen?“, sagt er düster, „Ich schwöre, sie macht ihren deutschen Akzent schlimmer, um mich zu irritieren.“
    „Ich glaub nicht, dass sie Deutsche ist, Junge.“
    Er wirft seine Hände in die Luft. „Das denkst du . Ich weiß, dass sie versucht, mich in die Schutzstaffel zu bekommen. Können wir sie nicht verjagen und eine Neue bekommen? Wir könnten ihr sagen, dass wir Juden sind.“
    Ich schüttle den Kopf und versuche, mein Lächeln zu verstecken. „Ich denke nicht, dass das so eine gute Idee ist. Nächsten Monat haben wir wieder einen Gerichtstermin, und wir wollen doch nicht das Risiko eingehen, dass deine Mutter tatsächlich mal auftaucht.“
    „Ich weiß nicht, warum wir immer wieder vor Gericht müssen“, brummelt er. „Wenn sie sich trauen würde, was zu versuchen, wäre es bestimmt schon geschehen.“ Ich denke, dass er Recht hat, aber das sage ich ihm nicht. Nicht, bis Bär und ich sicher sein können. Und wir können nicht sicher sein, bis der Junge nicht legal zu Bär gehört. Laut der Anwältin sollte es nicht mehr viel länger dauern. Der Richter hat versucht, wegen der ganzen Vollmacht-Sache Ärger zu machen („Diese illegal bezogene Vollmacht wurde durch einen Austausch von Zigaretten erworben?“), doch Erica Sharp, die illustre Weiss, Goldstein und Eddington, hat ihr Hai-ähnliches Grinsen gegrinst und dem Richter den Arsch aufgerissen. Es war brutal mit anzusehen gewesen, als sie den Jungen wie einen Fernsehhund hat heraus trotten lassen. Der Junge hat es schließlich besiegelt, indem er sein bestes Oliver Twist -„Bitte Sir, kann ich noch etwas haben?“-Gesicht aufgesetzt hatte, das er so gut drauf hat. Seine Augen waren riesig und seine Unterlippe hat leicht vibriert, und ich schwöre bei Gott, ich konnte aus zehn Metern Entfernung hören, wie das Herz des Richters dahin geschmolzen ist. Hölle nochmal, ich war kurz davor aufzustehen und zu verlangen, den Jungen sofort adoptieren zu dürfen. Ja, er war so gut.
    Die Besuche der Sozialarbeiterin sind gut verlaufen, egal was der Junge über ihr Herkunft vermuten mag. Er ist nicht dumm und benimmt sich immer vorbildlich, wenn sie da ist. Vor ihrem ersten Besuch hatte ich mich gefragt, ob sie etwas wegen Bär und mir sagen würde. Aber natürlich hat sie nicht einmal geblinzelt, als sie Bär dabei erwischt hat, wie er mich geküsst hat, auch wenn Bär rot geworden war und etwas von wegen `ertappt werden` vor sich hin gebrummt hat. Sie hat vermutlich einen Arsch voll Schlimmeres gesehen, als zwei Typen, die sich küssen.
    „Wir werden sehen“, sage ich dem Jungen. „Mach nur locker bei Frau Ehrlichmann.“
    Der Junge geht zum Kühlschrank und holt seine Zuckererbsen heraus. „Alles bereit für heute Abend?“, fragt er und wechselt somit taktvoll das Thema.
    Ich seufze. „So bereit es nur sein kann.“ Ich lange nach unten und berühre die zwei kleinen Objekte in meiner Hosentasche. Zum tausendsten Mal in der letzten Stunde. „Bist du dir sicher?“
    Er knabbert an seinem Gemüse und sieht mich an. „Bist du ?“
    Ich nicke einmal.
    Er zuckt mit den Schultern. „Na dann, natürlich bin ich sicher.“ Er hält inne und kichert. „Papa Bär wird ausrasten. Ich wünschte, ich könnte da sein und es sehen.“, fügt er wehmütig hinzu.
    „Danke, Junge. Als wäre ich nicht schon nervös genug“, knurre ich ihn an.
    Er lacht. „Wird schon gut gehen. Hast du alles, was ich gesagt hab?“
    Ich nicke wieder.
    „Und hast du das, was wir geschrieben haben?“
    Ich verdrehe die Augen. „Ernsthaft? Denkst du wirklich, dass ich das sagen sollte?“
    Der Junge lächelt. „Ernsthaft. Meinst du, er versteht die versteckte Bedeutung darin?“
    „Junge, du magst der schlaueste lebende Mensch sein, aber ein Meister des Subtilen bist du nicht.“
    Er geht zu seinem Zimmer. „Bei Bär“, sagt er über seine Schulter, „muss man offensichtlich sein. Ansonsten verpasst er die ganze Aussage.“
    „Und das ist die Aussage dessen, was ich tun werde?“, rufe ich ihm hinterher.
    „Ich kann dich nicht hören!“, ruft er zurück. Der kleine Lügner. „Ich muss fertig sein, bevor Mrs. Paquinn ankommt. Und du musst dich umziehen. Ich hab
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