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Bär, Otter und der Junge (German Edition)

Bär, Otter und der Junge (German Edition)

Titel: Bär, Otter und der Junge (German Edition)
Autoren: TJ Klune
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mich damit aus meinen Gedanken. „Wenn er etwas will, stellt er sicher, dass er es bekommt.“
    „Wow, ein Typ mit Klasse“, sage ich, in einem Anflug von Bosheit. „Er scheint wie der Typ von Mann, der seinen Freund verprügelt. Hat er dich geschlagen? Durftest du allein das Haus verlassen?“
    „Hey“, sagt er streng. „Wenn ich mich richtig erinnere, bist du der einzige, der hier irgendwen geschlagen hat.“
    „Tja, nun, man sollte halt in meine Richtung keinen auf selbstgefällig machen. Besonders, wenn man sich an was vergreifst, das mir gehört“, knurre ich.
    „Dir gehört, hm?“ Er wirft mir wieder einen Blick zu, sein Ausdruck unlesbar.
    Plötzlich fühle ich mich peinlich berührt. Ich laufe rot an und sehe wieder aus dem Fenster. Ich will nicht, dass es so rüberkommt, als würde ich besitzergreifend klingen - so bedürftig . Eine Menge Mist ist zwischen uns gesagt worden, hauptsächlich von mir, und hier bin ich nun und brabble ohne einen verfluchten Filter. Und doch fühle ich wie noch schlimmere Dinge als Galle in meiner Kehle aufsteigen und ich sie wieder herunterschlucke. Scheiß auf den Filter - ich brauch 'nen Maulkorb.
    „Wohin fahren wir?“, frage ich und wechsle damit elegant das Thema.
    „Wirst du schon sehen.“
    „Oh.“
    Stille. Nur für ein paar Augenblicke, dann: „Bär?“
    „Ja?“
    „Er ist zurück nach San Diego gefahren. Er ist hergekommen, um zu versuchen, mich mitzunehmen.“
    „Oh.“
    „Bär?“
    „Ja?“
    „Ich hab nein gesagt.“

    E IN PAAR Minuten später biegen wir in ein Viertel ab, dass ich nicht kenne. Die Häuser sind älter, untere Mittelklasse. Bei einigen liegen Spielsachen im Garten verstreut. Eines hat pinkfarbene Flamingos im Vorgarten stehen. Ein Anderes hat noch immer die Weihnachtsbeleuchtung montiert. Oder schon wieder. Keine Ahnung.
    Er hält vor einem Haus gegen Ende der Straße. Es ist klein und in einem eigenartigen Grün gestrichen. Ein hüfthoher Maschendrahtzaun schließt ein, was man normalerweise einen Vorgarten nennen würde. Wenn der dazu groß genug wäre. Die Einfahrt hat Risse. Die Garagentür sieht aus, als würde sie abfallen, wenn man sie öffnet. Makler würden es als ` gemütlich` und ` tolles Anfängerhaus` bezeichnen. Makler sind elendige Lügner.
    Otter schaltet den Motor aus, legt seine Hände aufs Lenkrad und trommelt nervös darauf herum. Er sieht zu dem Haus und holt tief Luft.
    „Wolltest du mit ihm zurückgehen?“, sprudelt es, ohne das ich es will, aus mir heraus. Jetzt, wo ich darüber nachdenke, reicht wahrscheinlich auch ein Maulkorb nicht.
    Er atmet hörbar aus und lacht. „Nein.“
    „Warum sollte er dann herkommen?“
    Er zuckt mit den Schultern. „Wie gesagt. So ist Jonah. Nein ist keine Antwort, die er gerne hört. Erinnerst du dich daran, dass ich gesagt habe, dass er gedroht hat, zu kommen, falls ich nicht ans Telefon gehe?“
    Ich nicke.
    „Ich bin nicht ans Telefon gegangen. Er ist hergekommen. So einfach ist das. Auch wenn ich erwartet hatte, dass es deutlich früher passieren würde.“
    Hipp hipp, hurra. „Kling nicht so enttäuscht“, sage ich abfällig.
    Er hebt eine Augenbraue. „Du wirst das hier nicht einfach machen, oder?“
    „Nein“, antworte ich. Ich halte inne. „Was einfach machen?“
    „Steig aus dem Wagen“, befielt er in dem Tonfall, den er so gut drauf hat. Ich steige schnell aus dem Wagen. Meine Knie knacken und ich lehne mich nach hinten, um meinen Rücken zu strecken. Sand rutscht mir hinten an den Beinen herunter, kitzelt über meine Haut, verfängt sich in den Haaren. Er kommt ums Auto herum, stellt sich neben mich und sieht zu dem Haus. Es braucht ein neues Dach. Es braucht neue Regenrinnen. Warum, zum Geier, sind wir hier? Ich will nach Hause gehen, duschen, mich umziehen, dann die Klamotten wieder ausziehen und es wie die Karnickel mit ihm treiben. Es ist komisch, wirklich. Auch wenn ich vor weniger als einer Stunde noch dazu bereit war, mit ihm zu reden, bis ich blau anlaufe, bin ich es inzwischen leid, über meine Gefühle zu reden, und seine Gefühle und die Gefühle aller anderen. Der Quatsch kann auch bis morgen warten. Ich hole tief Luft, um das zu sagen, aber Otter redet zuerst. Ausnahmsweise unterbreche ich ihn mal nicht.
    „Er ist hergekommen und hat versucht, mich dazu zu bringen, mit ihm zu gehen“, sagt er, den Blick noch immer aufs Haus gerichtet. „Ich weiß nicht, ob er dachte, dass er mich würde überzeugen können, aber das hat ihn nicht
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