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Babylon in Hongkong

Babylon in Hongkong

Titel: Babylon in Hongkong
Autoren: Jason Dark
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begreifst du?«
    »Ich habe dir sehr gut zugehört, Meister.«
    »Dann geh jetzt und trage dafür Sorge, daß meine Befehle in Taten umgesetzt werden.«
    »Sehr wohl, großer Mandarin, sehr wohl…« Dienernd zog sich Tao zurück. Da er die brennenden Kerzen zurückgelassen hatte, konnte er den Mandarin sehen.
    Er hockte auf seinem Stuhl und wand sich unter Qualen. Dabei knackte es an all den Knochen. Erwirkte wie ein Gerippe, das jeden Augenblick zusammenfallen konnte.
    Doch so schnell starb der Mandarin nicht. Es war noch einiges zu erledigen. Nur durfte sein großes Geheimnis nicht an die Öffentlichkeit gelangen. Die Menschen fürchteten den anderen mehr, wenn er sich mit einem Geheimnis umgab…
    ***
    Es war ein langer Flug gewesen bis Hongkong, und ich hatte einen Freund neben mir sitzen, der mit einer Statue zu vergleichen war. So wenig hatte Suko noch nie gesprochen. Auf Fragen meinerseits waren seine Antworten nur sehr einsilbig gewesen.
    Ich hatte es schließlich bleiben lassen, die Augen geschlossen und war irgendwann eingeschlafen. Zu den Mahlzeiten hatte ich mich wecken lassen. Irgendwann am späten Vormittag erreichten wir Hongkong und damit auch den Flughafen Kai Tak.
    Kai Tak Airport — dieser Name löst bei nicht wenigen Piloten leichte Schauder aus, denn sie denken dabei an die Landebahn, die wie ein langer Finger in die Bucht stößt und manch wackerem Flugzeugführer fast zum Verhängnis geworden wäre, denn oft genug mußte wegen der Kürze der Bahn wieder durchgestartet werden.
    Das passierte den Piloten der Cathay Airline nicht. Sie kannten sich aus und machten sich sogar einen Spaß daraus, auf Kai Tak zu landen. Und was für eine Landung!
    Wohnhäuser, Fenster und Wäscheleinen huschten zum Greifen nahe vorbei. Wir konnten in die Wohnräume schauen, sahen Menschen bei der Arbeit, gut geschützt durch schallisolierte Fenster. Ich hatte das Gefühl, auf der Straße zu landen, und auch mir wurde ein wenig komisch zumute.
    Suko bekam die Landung ebenfalls mit, nur kümmerte er sich nicht darum. Verbissen hockte er angeschnallt in seinem Sitz und starrte gegen die Rückenlehne seines Vordermanns.
    Noch immer tobte der Sturm an Gefühlen in seinem Innern. Wenn ich ehrlich war, ich konnte ihn verstehen. Mir wäre es an seiner Stelle kaum anders ergangen.
    Dann erschien das Meer.
    Fin graugrünes, wogendes Feld zu beiden Seiten der Landebahn, die aus der Höhe so verdammt schmal aussah, dann an Breite zuzunehmen schien, so daß wir normal einschweben und ebenso normal aufsetzen und ausrollen konnten.
    Einige Passagiere klatschten, andere wischten sich den Schweiß von der Stirn.
    Suko und ich taten nichts. Wir würden auch nach dem Aussteigen nicht viel tun, denn wir waren avisiert worden. Ein Kollege von der Hongkong Police erwartete uns.
    Es war schon ein kleines Wunder, daß er uns in dem wahnsinnigen Gedränge überhaupt fand. Wir kamen uns ziemlich hilflos vor, dabei hatten wir die Paßkontrolle noch vor uns.
    Plötzlich stand jemand vor uns, grinste breit und sagte: »Ich bin Sergeant Tarn.«
    »Wie?«
    Er behielt das Grinsen auch nach meiner Frage bei. »Ich bin Sergeant Tarn. Sie müssen Oberinspektor Sinclair sein. Und das ist natürlich Suko. Was bin icht stolz darauf, zwei Männer wie Sie in Hongkong begrüßen zu können. Ich freue mich darüber.«
    Erst jetzt geriet mein Denkapparat allmählich in Schwung. Vielleicht hatte ich auch unter dem langen Flug gelitten. Der Mann in Jeans und dunkler Jacke vor uns, der seinen Ausweis hielt und das Haar wie ein College-Schüler gescheitelt hatte, gehörte tatsächlich zur Hongkonger Polizei. Auch wenn er keine Khaki-Uniform mit kurzen Hosen trug, wie man es von den Kollegen kannte.
    »Well, dann freue ich mich, Sie kennengelernt zu haben, Sergeant.«
    »Lassen Sie das Sergeant weg. Sagen Sie einfach Tarn, das machen alle, die mich kennen.«
    »Ich bin John.«
    Suko redete kaum. Er schaute in die Runde wie jemand, der einen Verdächtigen sucht.
    »Auf die Gepäckkontrolle können wir verzichten. Ich habe eure Koffer bereits aussortieren lassen.«
    »Wie schön.«
    Er lachte wieder. »Was tut man nicht alles für seine Gäste.«
    »Das finde ich toll. Mich wundert nur, daß Sie keine Uniform tragen. Wie kommt das?«
    »Ich bin ein ziviler Bulle. Ja, ein ziviler.« Wieder lachte er. »Das ist hier üblich, versteht ihr? Man muß sich manchmal tarnen, Hongkong ist voller Rätsel. Da ist es besser, wenn man selbst ein Rätsel ist. Undercover-Agent
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