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Babylon in Hongkong

Babylon in Hongkong

Titel: Babylon in Hongkong
Autoren: Jason Dark
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den der Killer hätte entwischen können…
    Ich lag bis zum Kinn im heißen Wasser. Durch die aufsteigenden Dampfschwaden musterte ich rechts und links der Wanne die gelblichen Trennwände, die dem Gast so etwas wie ein Gefühl von Geborgenheit und Alleinsein in diesem ansonsten großen Raum geben sollten. Der Dampf stieg nicht nur in die Höhe, er besaß auch einen besonderen Geruch. Suko hatte mir von diesem chinesischen Badehaus schon seit Tagen vorgeschwärmt und es mir so schmackhaft gemacht, daß ich einfach nicht nein sagen konnte und mit ihm hingegangen war. Nur hatte er sich nicht blicken lassen und mich schon vorgeschickt. Ein Typ mit der Figur eines Catchers hatte mich freundlich lächelnd zu meiner im Boden eingelassenen Wanne gebracht und mir die verschiedenen Essenzen gezeigt, die das Badewasser angeblich zu einer Wohltat machen sollten. Entschieden hatte ich mich für ein gelbgrünes Zeug, das die Haut angeblich reinigte wie drei Saunagänge, sie zudem geschmeidig und weich wie ein Babypopo machte.
    »Baden Sic auch darin?« hatte ich gefragt.
    »Ja.«
    »Dann müßten Sie die doppelte Menge nehmen, bei Ihrer Haut.«
    Der Knabe war beleidigt gegangen, ich hatte die Packung ins Wasser geschüttet und sollte mich, was die Reklame auf der Außenseite versprach, fühlen wie im Siebten Himmel.
    Die Ansichten über den Siebten Himmel sind wohl unterschiedlich. Ich merkte nur, wie das Zeug meinen Kreislauf anregte und zudem für eine bessere Tragfähigkeit des Wassers sorgte, denn der Salzgehalt war gesteigert worden.
    Eine typische Badehausatmosphäre umgab mich. Dazu gehörte in erster Linie Dampf.
    Nicht nur aus meiner Wanne, in der ich ziemlich tief lag, dampfte es, auch die anderen gaben dieses Zeug ab, so daß sich die verschiedenen Gerüche miteinander mischten, bevor sie irgendwann einmal durch eine Absauganlage verschwanden.
    Nebel, wohin ich schaute.
    Wenn neue Badegäste erschienen, sahen sie aus wie geisterhafte Gestalten, die über die Fliesen schlichen. Hin und wieder hörte ich gedämpfte Stimmen oder das Klatschen nackter Füße auf den Fliesen. Das war dann auch alles.
    Ansonsten hatte ich meine Ruhe im warmen Wasser, das durch einen Zu— und Ablauf ständig auf Temperatur gehalten wurde, so daß ich hin und wieder von dem Gel nachkippen mußte.
    So begeistert wie Suko von diese Badeanstalt war, so locker sah ich das. Wenn ich unbedingt schläfrig werden wollte, konnte ich auch bei mir zu Hause Wasser einlassen, mich langstrecken und abwarten, bis mir die Augen zufielen.
    Soweit war es hier schon beinahe gekommen. Die Müdigkeit drang in meinen Körper, wobei ich den Eindruck nicht loswurde, daß es an den Füßen begann und immer höher kroch.
    Allmählich ärgerte ich mich über Suko. Wir hatten keinesfalls davon gesprochen, daß der eine den anderen allein lassen sollte. Die Nachbarwanne rechts von mir war nämlich für meinen Freund und Partner reserviert worden. Man kannte ihn hier und hatte uns beide mit großer Freundlichkeit empfangen, was wohl mehr an Suko lag als an mir.
    So blieb mir weiterhin nichts anderes übrig, als auf meinen Freund zu warten und mir auszudenken, mit welchen Bemerkungen ich ihn empfangen würde, wenn er erschien.
    Ich veränderte meine Liegehaltung etwas, preßte die Beine zusammen und drückte sie in die Hohe, damit sie vom Wasser getragen wurden und meine Zehenspitzen wie ein kleines Kunstwerk aus dem Wasser hervorschauten. Ich grinste, als ich an die Plastikente oder das Schiffchen dachte, das mir jetzt noch gefehlt hätte. So vom Wasser getragen zu werden, konnte man durchaus als angenehm empfinden. Auch ich hatte nichts dagegen, schloß die Augen, hob beide Arme aus dem Wasser, winkelte sie an und stützte mich an den Wannenrändern ab, wo auch die beiden großen Badetücher bereitlagen.
    Da geschah es!
    Den Anfang hatte ich nicht richtig mitbekommen, wahrscheinlich waren mir die Augen zugefallen. Ich konnte auch geträumt haben, jedenfalls bekam ich das Ende mit, und das sah für mich wenig gut aus. Aus den Schwaden vor mir erschien eine Gestalt. Ziemlich kräftig gebaut, es hätte fast Suko sein können, doch der Knabe war angezogen. Urplötzlich war er da, stand neben dem Wannenrand und hob einen Fuß. Ich wollte noch schreien ›Sind Sie wahnsinnig!‹, als ein Schatten über meinem Kopf erschien, etwas Hartes brutal auf meinen Schädel drückte und die angesetzten Worte in einem Blubbern erstarben, denn der Druck des Fußes hatte mich blitzschnell
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