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Babylon in Hongkong

Babylon in Hongkong

Titel: Babylon in Hongkong
Autoren: Jason Dark
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so besser!«
    Wir hatten uns jetzt länger unterhalten. Ich versuchte herauszubekommen, woher der Chinese stammte. Aus London?
    Vielleicht, aber die Londoner Chinesen sprachen ein anderes Englisch. Sie hatten sich in der Zwischenzeit an unseren Slang gewöhnt, den ich bei dem Killer vermißte. Er redete so wie ein Chinese, der aus dem Heimatland kam. Oder vielleicht aus Hongkong. Bevor ich ihn danach fragen konnte, wurde er wieder unruhig. »Die Minute ist um!« flüsterte er scharf. »Sie ist vorbei, und es hat sich nichts getan. Sinclair, was ist das? Kannst du dich auf deinen Freund nicht mehr verlassen?«
    »Er wird den Brief erst suchen.«
    Sein Lachen klang widerlich. Zudem spie er mir Speicheltröpfchen ins Gesicht. »Er soll sich hüten, ihn zu lesen! Falls er es doch tut, seid ihr tot.«
    Die Chance darauf verringerte sich, denn innerhalb der Schwaden erschien eine Gestalt, die sich nicht umgezogen hatte und noch immer das Handtuch um die Hüften geschlungen hatte.
    Es war tatsächlich Suko, und mir fiel die Hälfte des großen Steins vom Herzen. Er kam, und er hielt etwas in seiner rechten Hand, das hell schimmerte. Es warder Brief. Wenn ich es recht erkannte, hatte Suko ihn nicht geöffnet.
    »Ist er das?« fragte er und kam noch einen Schritt näher, so daß er fast den unteren Wannenrand erreicht hatte, bevor der scharfe Ruf des Waffenträgers ihn stoppte.
    »Ja, das ist er.«
    »Gut, ich habe ihn nicht geöffnet.«
    Der Chinese nickte. Im Moment kam er mir unsicher vor. Offenbar suchte er nach einer Lösung, wie er an den Brief herankommen konnte, ohne daß er sich der Gefahr aussetzte, von uns überrumpelt zu werden. Auch ich war gespannt, wie er reagieren würde. Am besten war es, wenn er Suko zu mir lockte.
    So gut es ging, schielte ich nach links, wo ich einen Teil seines schweißüberströmten Gesichts sah. Seine Haut war dunkel. Das Haar hatte sich mittlerweile vollgesogen, es klebte wie eine schwarze, ölige Schicht auf seinem Kopf.
    Dann verschwand der Waffendruck von meinem Hals. Ich konnte es nicht glauben, weil es so plötzlich geschah. Die Stelle schmerzte noch nach. Ich saß bewegungslos in der Wanne, während er die Mündung auf Suko gerichtet hielt. Sie zielte genau auf seinen Kopf.
    »Na, komm schon, gib ihn her…«
    »Wie soll ich das machen? Ihn auf den Boden legen, damit du ihn dir nehmen kannst?«
    »Das ist gut, danke.« Der Killer nickte, während ich noch immer schielte und plötzlich erkannte, daß er einen Fehler gemacht hatte. Der Mörder saß in der Hocke, und wer in der Hocke sitzt, der hat keinen festen Stand. Schon der leichteste Stoß kann ihn aus dem Gleichgewicht bringen.
    Ich mußte schnell sein, mehr als schnell. Sehr vorsichtig hob ich den linken Arm an. Die Hand behielt ich dabei unter Wasser, der Kerl sollte nicht mißtrauisch werden.
    Mein Ellbogen reichte auch. Und damit hämmerte ich zu. Es war ein wilder, harter und hinterlistiger Stoß, der ihn erwischte und aus dem Gleichgewicht brachte.
    Plötzlich kippte er nach rechts, schoß nicht einmal, und ich wollte aus der Wanne, als ich Sukos blitzschnelle, schattenhafte Bewegung sah, wie er nach hinten griff und mir zuschrie: »Bleib unter Wasser, John!«
    Ich tauchte.
    Was geschah, bekam ich nicht mit, aber Suko hatte hervorragend reagiert. Er hielt die Beretta bereits in der Hand, als der Killer noch auf den feuchten Fliesen lag, zwar abdrückte, aber gegen die Decke schoß. Suko schrie ihn an, die Waffe fallen zu lassen, aber der Killer kümmerte sich nicht darum, sondern schwenkte sie herum.
    Da schoß Suko.
    Er mußte es tun, wenn er nicht selbst getroffen werden wollte, denn er wußte, welch verheerende Folgen ein abgeschossener Stahlpfeil mit sich bringen konnte.
    Seine Kugel war schneller, und sie traf den Killer im Liegen. Er versuchte trotzdem, seinen Oberkörper in die Höhe zu bekommen. Als er das nicht schaffte, wollte er seinen rechten Arm anheben und die Waffe auf Suko richten.
    Auch das gelang ihm nicht.
    Mit einem letzten Schrei auf den Lippen brach er zusammen, und sein aus der Wunde sickerndes Blut bildete auf den Fliesen unter ihm rosafarbene Schlieren, als es sich mit dem Wasser vermischte. Ich war wieder aufgetaucht, warf die Haare zurück und wischte mir das Wasser aus dem Gesicht. Mit offenem Mund holte ich Luft, schaute wieder nach links über den Wannenrand hinweg und sah Suko, wie er sich bückte und den Mann untersuchte.
    Im Hintergrund liefen Badegäste und Personal zusammen. Der Schuß
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