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Babel und Bibel

Babel und Bibel

Titel: Babel und Bibel
Autoren: Karl May
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auf!
     
    (nimmt den Säbel in die Linke und schlägt ihm bei der Silbe »auf« mit der Rechten auch noch den Schild aus der Hand. Das reißt die Menge hin. Lauter Beifall erschallt. Die bekannten Interjektionen erklingen. Der Scheik starrt den Sieger wie abwesend an. Er läßt die Arme wie Flügel hängen und spreizt alle zehn Finger auseinander. Er weicht vor ihm zurück, immer weiter zurück, wie vor einem Gespenste. Der Scheik der Todeskarawane aber bleibt stehen und steckt die Klinge des Kismēt in seinen Gürtelstrick)
     
    Phantasie
(zum Scheik):
    Nun auch herunter mit der Suri-Klinge!
    Scheik
(fast stotternd):
    Nun auch – – – herunter mit – – –
     
    (er richtet vor Entsetzen über seine für ganz unmöglich gehaltene Niederlage einen stupiden Blick zur Phantasie hinüber, ist nicht im Stande, ihre Worte vollständig nachzusprechen, und wankt zum Throne, auf den er wie gebrochen niedersinkt)
     
    Scheik der Todeskarawane
(zum Vorbeter):

    Steh auf und geh!
    Abū Kitāl wird nie dich wieder schlagen!
     
    (Vorbeter mit seinem Gefolge und den Musikanten ab, die nun nicht mehr am Platze sind und zu andern Rollen verwendet werden können.)
Zwölfter Auftritt
    Die Vorigen, ohne den Vorbeter, sein Gefolge und die Musikanten.

     
    Fünfter Scheik:
    Nun gehn auch wir!
    Sechster Scheik:
    Auch wir!
    Siebenter Scheik:
    Auch wir!
    Achter Scheik:
    Auch wir!
    Babel
(verlegen):
    Ich bitte, doch zu bleiben!
    Imām:
    Ich bitte, doch zu bleiben!
    Kādi:
    Ich bitte, doch zu bleiben!
    Babel:
    Es ist noch viel zu sagen.
    Imām:
    Es ist noch viel zu sagen.
    Kādi:
    Es ist noch viel zu sagen.
    Fünfter Scheik:
    Wir wollen nichts mehr hören!
    Sechster Scheik:

    Nichts mehr!
    Siebenter Scheik:
    Nichts!
    Achter Scheik
(in entschiedenem Tone):
    Wer das Gebet uns mit der Peitsche drillt,
    Der kann auf unsre Hilfe niemals rechnen.
    Fünfter Scheik:
    Drum gehn auch wir!
    Sechster Scheik:
    Drum gehn auch wir!
    Siebenter Scheik:
    Drum gehn auch wir!
    Achter Scheik:
    Drum gehn auch wir!
     
    (Einer nach dem andern würdevoll ab.)
Dreizehnter Auftritt
    Die Vorigen ohne die vier Scheike.

     
    Scheik
(jammert, zusammengesunken auf seinem Throne):
    Sie gehn, sie gehn! Das hab ich nicht verdient!
    Ich war ihr Freund, ihr stets bereiter Helfer!
    Scheik der Todeskarawane
(ernst, nicht unfreundlich):
    Schrei nicht, o Scheik; ich sage dir, schrei nicht!
    Denn wer da schreit, ist dieser Qual nicht wert,
    Wird weggeworfen, in den Brack und Plunder
    Und muß dann wieder eingeschmolzen werden!
    Scheik
(verstört):
    Die Geisterschmiede – –! Fabel – –! Märchen – –!
    Phantasie:
    Horch!
    Kann, was man wirklich hört, ein Märchen sein?
     
    (man hört in der Ferne Hämmer klingen, schwere, mittle und kleine. Das macht einen ganz eigenen Eindruck. Alle lauschen. Man weiß es sich nicht zu erklären)
     
    Babel:
    Das sind doch Hämmer, Schmiedehämmer!
    Imām:

    Hämmer, Schmiedehämmer!
    Kādi:
    Hämmer, Hämmer!
    Alle
(durcheinander):
    Hämmer!
    Phantasie
(erklärend):
    Der Schmerz erscheint!
    Babel
(tritt teilnehmend zum Scheik):
    Für wahr!
    Hākawāti:
    Die Geisterschmiede!
    Scheik
(versucht, sich zusammenzuraffen):
    Was soll das Spiel?!
    Phantasie:
    Es wird zur Wirklichkeit!
    Wir stehen auf dem Schachbrett Nummer Zwei.
    Bedenke das! Du selbst hast es erfunden!
    Du hast vor allen Dingen zu beweisen,
    Daß du der Geist des Morgenlandes bist,
    Der es versteht, den Geist des Abendlandes
    An beiden Ohren an das Licht zu ziehen!
    Scheik
(aufbrausend):
    Er komme nur!
    Phantasie:
    Er ist schon da!
    Scheik:
    Schon da?

    So zeige ihn! Grad dazu bist du hier!
    Phantasie
(tritt aus dem Zelt heraus, geht auf den Scheik der Todeskarawane zu und richtet ihn gegen den Scheik):
    Wenn du befiehlst, so will ich gern gehorchen.
     
    (wieder die eigenen Worte des Scheikes zitierend)
     
    »Es lagert eine Todeskarawane
    Im alten Bette von Abū Hasēf,
    Wohl vierzig Männer stark, zerlumpt, zerrissen,
    Die Schuftigkeit in jedem Angesicht,
    Noch schwimmend im Gestank der Perserleichen,
    Die sie nach Mēschhed Hōssein gebracht,
    Von aller Welt verlassen, ausgestoßen,
    Geborne Teufel, jeder Sünde fähig.
    Ihr Scheik, zwar noch nicht alt, wie man mir sagt,
    Doch ebenso verkommen wie die Andern« – – –
     
    (nun mit eigenen Worten fortfahrend)
     
    Soll im Turniere euer »König« sein
    Und ist doch jener Geist des Abendlandes – – –
    Scheik
(sie unterbrechend, während der Scheik der Todeskarawane so ruhig, als ob es sich gar
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