Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Babel und Bibel

Babel und Bibel

Titel: Babel und Bibel
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
Morgenland – – –«
    Alle Ān’allāh
(blind und taub für ihren Fehler):
    »Nur für die Ān’allāh!«
     
    (großer Jubel bei den Ān’allāh, Tusch, Interjektionen. Die acht angeblich Verbündeten springen auf; sie verlassen ihre Plätze und treten von den Ān’allāh zurück. Da erst merken diese, daß sie so unbesonnen gewesen sind, sich selbst zu verraten. Der Lärm verwandelt sich sofort in tiefe Stille, durch welche voll und scharf die Stimme der Phantasie erklingt)
     
    Phantasie
(im Zelte, hoch aufgerichtet, die eigenen Worte des Scheikes wiederholend)
    »Sie läßt den Gegner Zug um Zug gewinnen, Bis fast zuletzt; dann aber greift sie ein,

    Läßt Schlag auf Schlag und Stoß auf Stoß erfolgen
    Und haut ihn endlich māt zu Boden nieder.
    Das ist ihr Trick, an dem man sie erkennt!«
    Scheik
(in zorniger Verwirrung):
    Was sollen diese meine Worte? Sprich!
    Phantasie:
    Bisher hast du gewonnen, Zug um Zug;
    Gib Acht, die Hexe kommt!
    Scheik der Todeskarawane:
    Man spürt sie schon!
    Erster Scheik
(der von dem tieferen Sinne dieser Plänkelei keine Ahnung hat, in kaltem, schneidendem Tone zum Scheik):
    »Das Morgenland nur für die Ān’allāh!«
    Was dann für uns?
    Zweiter Scheik:
    Was dann für uns?
    Dritter bis achter Scheik
(durcheinander):
    Was dann für uns?
    Erster Scheik:
    Der Bet telstab! Wohl gar die Sklaverei!
    Zweiter Scheik:
    Der Bet telstab!
    Dritter Scheik:
    Der Bet telstab!
    Vierter Scheik:

    Der Bet telstab!
    Fünfter bis achter Scheik
(durcheinander):
    Der Bettelstab!
    Zweiter Scheik:
    Wohl gar die Sklaverei!
    Dritter Scheik:
    Wohl gar die Sklaverei!
    Vierter bis achter Scheik
(durcheinander):
    Wohl gar die Sklaverei!
    Scheik
(höchst verlegen):
    Es war ein Fehler, ein Versehen nur!
    Imām
(beistimmend):
    Ein Fehler!
    Kādi:
    Ein Versehen! Ein – – –
    Erster Scheik
(scharf, ihm das Wort abschneidend):
    Wir wissen!
     
    (zum Scheik)
     
    Leb wohl, ersehnter, wahrer Erdenherrscher!
     
    (geht fort, während draußen die Gebetsbretter geläutet werden)
     
    Zweiter Scheik
(zum Scheik):
    Der Geist besitzt, genug für alle Andern!
     
    (geht fort)

     
    Dritter Scheik
(zum Scheik):
    Du Held und Hort!
     
    (geht)
     
    Vierter Scheik
(zum Scheik):
    Du Riese des Islām!
     
    (schickt sich auch zum Gehen an)
     
    Scheik
(den diese plötzliche Absage wie ein Schlag auf den Kopf trifft):
    Warum – – – wieso – – – das ist – – – sie wollen fort!
     
    (springt vor und faßt den vierten Scheik, um ihn zurückzuhalten, wobei die Stimme des Vorbeters schon nahe hinter der Szene zu hören ist)
     
    Du bleibst – – – du bleibst! Ich will es – – – ich befehle!
    Vierter Scheik:
    Befehlen willst du? Mir? Dem Bēni Hār?
    Fahr hin, du Knabe! Lerne erst gehorchen!
     
    (schleudert ihn von sich und geht. Der Scheik taumelt einige Schritte zurück und strauchelt dann nieder. Er ist über diese Niederlage so perplex, daß er das Aufstehen vergißt und fast tonlos vor sich
    hinzürnt)

     
    Scheik:
    Vergriffen hat er sich an mir! Vergriffen!
    Zu Boden mich geschleudert! Mich!
    Schēfakā
(eilt herbei, um ihn zu unterstützen):
    Steh auf!
    Phantasie
(noch hoch und aufrecht im Zelte):
    Nun hast du dir den König selbst entblößt – – –Herunter mit dem Mantel von Elissa!
    Scheik
(steht auf, noch ganz konfus, zur Phantasie):
    Wie meinst du das?
    Schēfakā:
    Sei still! Der Schwarze kommt!
     
    (führt ihn nach seinem Throne, auf den er sich, wie bewußtlos, niederläßt)
Elfter Auftritt
    Die Vorigen, ohne die ersten vier Scheike. Der Vorbeter, hinter ihm seine Adjutanten und das übrige Gefolge. Er läutet die Hölzer und singt dazu:

     
    Heeehhh alas salāh! Heeehhh alal = felāh! Auf zum Gebete! Auf zum Heile! Heeehhh alas salāh! Heeehhh alal = felāh! Allāh akbar! Allāh hu!
     
    (Dann kniet er nieder, hinter ihm auch Alle, die mit ihm gekommen sind. Das Ūmehā mit den stupiden Verbeugungen beginnt. Das rüttelt den Scheik aus dem Zustande halber Betäubung auf. Er fährt empor, reißt die Peitsche aus dem Gürtel und springt zornig auf den Vorbeter ein)
     
    Scheik:
    Was fällt dir ein, du Wurm, du Laus, du Milbe!
    Ein solches Schnurren und ein solches Schnarren,
    Nachdem du das Gebet der Bibel hörtest!
    Bist du verrückt?
    Vorbeter
(bleibt knieen):
    Was soll ich beten, Herr?
    Scheik:
    Die heilge Fāt’ha, nicht das Ūmehā!
    Vorbeter
(bescheiden, aber fest):
    Die Fāt’ha bet ich nicht!
    Scheik
(zunächst erstaunt, daß der Neger überhaupt
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher