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Ave Maria - Roman

Ave Maria - Roman

Titel: Ave Maria - Roman
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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unten wärst.
    »Kein Problem«, meinte er. Und weißt du was? Er hat mich kaum angeschaut. Weshalb sollte er auch? Du bist der Star der Stars, fünfzehn Millionen pro Film, habe ich gehört. Für ihn war ich nur das Hausmädchen.
    Ich hatte das Gefühl, als spielte ich eine kleine Rolle in einem deiner Filme, aber glaube mir, ich hatte vor, dir diese Szene wenn irgend möglich zu klauen.
    Ich wusste, ich musste sehr bald etwas Dramatisches unternehmen. Er würde sich wundern, warum ich immer noch dastand. Ich wusste nicht, ob ich nicht zu sehr Angst bekäme, wenn er mir tatsächlich in die Augen blickte. Aber dann tat er genau das - und alles lief reibungslos ab.
    Ich stieß ihm die Waffe ins Gesicht und drückte auf den Abzug. So eine winzige Bewegung. Fast ein Reflex. Eine Sekunde später war er tot, einfach weggepustet. Jetzt hatte ich eigentlich freie Hand.
    Ich stieg in den Wagen und wartete auf dich. Ein schöner Wagen. So elegant und bequem, Leder, gedämpftes Licht, eine Bar und ein kleiner Kühlschrank, mit deinen Lieblingssachen bestückt. Mars und M&Ms, Antonia? Schäme dich.
    In gewisser Weise war es schade, dass du so früh aus dem Haus kamst. Mir hat es gefallen, in deiner Limousine zu sitzen. So still, welch ein Luxus. In diesen wenigen Minuten konnte ich begreifen, weshalb du sein wolltest, was du bist. Oder zumindest - was du warst.

    Mein Herz schlägt schneller, während ich das jetzt schreibe und mich an den Moment erinnere.
    Du hast eine Sekunde lang vor dem Wagen gestanden, ehe du selbst die Tür aufgemacht hast. Ungeschminkt und leger angezogen, aber dennoch atemberaubend. Du konntest mich durch die Einwegscheibe nicht sehen. Aber ich konnte dich sehen. So war es die ganze Woche, Antonia. Ich war ganz nah, und du hast mich nie bemerkt.
    Was für ein unglaublicher Augenblick war das für mich! Ich in deinem Luxusschlitten. Du draußen, in einer Tweedjacke, in der du wie eine Irin vom Land ausgesehen hast.
    Kaum warst du eingestiegen, habe ich die Türen blockiert und die Trennscheibe heruntergelassen. Du hattest diesen verblüfften Gesichtsausdruck, als du mich sahst. Den gleichen Ausdruck hatte ich früher schon gesehen - in deinen Filmen, wenn du Angst vorgetäuscht hast.
    Wahrscheinlich war dir in diesem Moment nicht klar, dass ich ebenso große Angst hatte wie du. Nicht nur meine Hand mit der Waffe zitterte, ich bebte am ganzen Leib. Ich klapperte sogar mit den Zähnen. Deshalb habe ich dich erschossen, ehe einer von uns beiden etwas sagen konnte.
    Der Moment ist viel zu schnell vergangen, aber damit hatte ich gerechnet. Dafür war das Messer bestimmt. Ich hoffe nur, dass es nicht deine Kinder sind, die dich finden. Ich möchte nicht, dass sie dich so sehen. Sie brauchen nur zu wissen, dass Mammi weggegangen ist und nicht wiederkommt.
    Diese armen Kinder - Andi, Tia, Petra, Elizabeth.
    Die tun mir ehrlich Leid. Arme, arme Babys ohne ihre Mammi. Kann es etwas Traurigeres geben?
    Ich kenne etwas, doch das ist mein Geheimnis, und niemand wird es je erfahren.

4
    Mary Smiths Wecker klingelte um halb sechs, aber sie war schon wach. Sie war hellwach und dachte ausgerechnet darüber nach, wie sie ein Stachelschweinkostüm für die Schulaufführung ihrer Tochter Ashley nähen könnte. Was sollte sie nur für die Stacheln benutzen?
    Gestern war es wirklich spät geworden, trotzdem konnte sie das Tickerband mit der »Was-ich-tun-muss-Liste«, das ihr unentwegt durch den Kopf ging, nicht anhalten.
    Sie brauchten noch Erdnussbutter, Cornflakes, Zyrtec-Sirup und eine kleine Glühbirne für die Nachtbeleuchtung im Bad. Um drei musste Brendan zum Fussballtraining. Gleichzeitig begann Ashleys Stepptanzunterricht, beides war fünfzehn Meilen voneinander entfernt. Finde da mal eine Lösung! Adams Schnupfen konnte sich im Laufe der Nacht so oder so entwickelt haben, und Mary konnte sich keinen weiteren Krankheitstag leisten. Bei diesem Punkt fiel ihr ein, dass sie unbedingt noch eine zweite Schicht an ihrer Arbeitsstelle anfordern musste.
    Und das war der ruhige Teil des Tages! In Kürze würde sie am Herd stehen, Anordnungen geben und müsste die übliche Flut der morgendlichen Aufgaben bewältigen.
    »Brendan, bitte, hilf deiner Schwester, die Schuhe zuzubinden. Brendan, ich rede mit dir!«
    »Mammi, meine Socken kratzen.«
    »Dann dreh sie um.«
    »Darf ich Cleo mit zur Schule nehmen? Darf ich, bitte, bitte, Mammi. Bitte?«

    »Ja, aber du musst sie aus dem Trockner holen. Brendan, worum habe ich dich
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