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Auszeit

Auszeit

Titel: Auszeit
Autoren: Marco von Münchhausen
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Ort, umgeben von den ihm liebsten Menschen glücklich zu sein. Und solange wir glauben, wir müssten erst noch dieses oder jenes erreichen, um endlich das Glück zu erfahren, werden wir den einzigen Augenblick verpassen, in dem Glück möglich ist, nämlich die Gegenwart, in der sich das Glück ganz oft, völlig unspektakulär und überraschend einstellen kann.
Wenn man grundsätzlich seine Arbeit liebt (mögen dabei auch immer wieder Probleme und Herausforderungen auftreten), wenn man immer wieder mit Menschen zusammen sein kann, die man mag oder gar liebt, und wenn man merkt, dass man diesen und auch anderen, die es brauchen, etwas geben kann, damit das eigene Leben sinnvoller wird, und wenn man schließlich auch ein paar Menschen kennt, die einen einfach so nehmen und mögen, wie man ist, dann hat man wohl die wichtigsten Zutaten eines erfüllten Lebens, in dem man sich dieser Glücksfaktoren immer wieder bewusst werden und sie genießen kann.
Wenn man schließlich sich immer wieder aufmacht, das eigene Leben mit Unternehmungen und Dingen zu würzen, bei denen man Glück erfahren kann: in der Natur, bei schöner Musik, bei einer Feier oder irgendetwas, von dem Sie wissen, |220| das es Sie belebt und erfreut … das ist dann die Schlagsahne auf der eigenen Glückstorte, für deren Qualität ein einziger verantwortlich ist: Sie selbst.
    Lassen Sie also das Glück zu, das Sie schon in Ihrem Leben haben, lassen Sie die Glücksillusionen, die Ihnen nur die Gegenwart vermiesen, los, und sorgen Sie für die richtigen Zutaten Ihrer persönlichen »Glückstorte«.

    Fragen zum Nachdenken
Mit welchen Illusionen und Sichtweisen tendiere ich selbst dazu, mich von der Erfahrung des Glücks abzuhalten?
Welche der maßgeblichen Glücksfaktoren sind eigentlich in meinem Leben vorhanden, und wo könnte ich etwas verändern?
Bei welchen kleinen Unternehmungen oder Anlässen bin ich besonders glücklich? Sorge ich dafür, mein Leben damit ausreichend zu würzen?

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|221| Himmel und Hölle
    Viele religiöse und geistige Traditionen verwenden die Vorstellung eines paradiesischen Himmelsreiches und als Gegenpol die einer schrecklichen und qualvollen Hölle. In vielfältiger und unterschiedlichster Weise werden diese beiden geschildert, und immer wieder gab es Bestrebungen, Erkenntnisse und Einsichten darüber zu gewinnen, so auch bei dem Samurai in der folgenden Geschichte.
    An die Pforten eines Zen-Klosters hoch oben im Gebirge klopfte eines Tages ein Mann, der dringend darum bat, zum Meister vorgelassen zu werden, da er eine lebenswichtige Frage an diesen habe. Er wolle wissen, was Himmel und Hölle seien. Der Mann war ein edler und berühmter Samurai mit der erkennbaren Haltung und Erwartung, dass seinem Anliegen sofort stattgegeben werde. Doch zu seinem Erstaunen und Verdruss ließ man ihn warten, erst tagelang, dann wochenlang. Jeden Tag von neuem kam er, klopfte und forderte mit wachsendem Ärger, endlich den obersten Zen-Mönch sprechen zu dürfen. Schließlich wurde er zum Meister gerufen, der ihm jedoch nur gebot, sich auf den Boden zu werfen und ihn einen elenden und widerlichen Wurm schimpfte, der nicht würdig sei, angehört zu werden, und das Kloster mit seiner Gegenwart nur verunreinigen würde. Das war zu viel für den Samurai. |222| Wutentbrannt und außer sich vor Zorn sprang er auf, zog sein Schwert und wollte den Zen-Meister erschlagen. Kurz bevor die Klinge auf den Mönch niedergehen sollte, blickte dieser auf, sah den Samurai mit einem weisen Lächeln an und sagte: »Genau jetzt bist du in der Hölle.« – Da durchfuhr es den Ergrimmten, er begriff, ließ sein Schwert beschämt sinken, sank auf die Knie und bat den Meister, ihm zu vergeben. Da lächelte dieser wieder und sprach: »Und genau jetzt bist du im Himmel.«
    Himmel und Hölle stehen hier nicht erst für das »Jenseits«, sondern dienen als Metaphern für mögliche Zustände unserer inneren emotionalen und seelischen Verfassung. Beide Extreme scheinen in uns angelegt und bewusst oder unbewusst erlebbar. »Wo viel Licht ist, ist auch viel Schatten«, und manchmal kann es erstaunlich sein, wie nahe beide Zustände im Leben beieinander liegen und in uns Raum greifen können. Nach allen Erkenntnissen der Weisheit und der Psychologie ist es nicht möglich, sich ganz von diesen Schattenseiten zu befreien. Doch kann man lernen, sie zu erkennen, sich ihrer bewusst zu werden und sie zu integrieren. Erkenntnis und Bewusstheit sind dabei, wie
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