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Auszeit

Auszeit

Titel: Auszeit
Autoren: Marco von Münchhausen
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Status diejenigen in ihrem Beruf zufriedener und motivierter sind, die einen Sinn in ihrer Tätigkeit sehen: sei es, dass sie sich für ihre Arbeitskollegen, das Unternehmen oder für ihre Kunden einsetzen oder sich für die Produkte, die sie herstellen, begeistern. Und je größer das Projekt ist, zu dem sie einen Beitrag leisten, desto stärker ist die Motivationskraft, die der Sinn ihnen vermittelt. Dies veranschaulicht auch die vielzitierte Geschichte der Steinmetzen:
    Drei Steinmetze arbeiten auf einer Baustelle. Ein Passant fragt sie danach, was sie tun. Der erste Steinmetz räumt mürrisch Steine zusammen und sagt: »Ich verdiene meinen Lebensunterhalt.« Der zweite Steinmetz klopft mit wichtiger Miene weiter auf seinen Stein, während er antwortet : »Ich liefere die beste Steinmetzarbeit weit und breit.« Der dritte Steinmetz aber schaut den Fragenden ruhig und mit glänzenden Augen an und sagt: »Ich baue eine Kathedrale.«
    Ohne die beiden genannten Voraussetzungen wird echte Tätigkeitsmotivation |42| kaum entstehen. Fraglich bleibt allerdings, ob man dies als Führungskraft primär geldmotivierten Menschen, wie in der ersten Geschichte, vermitteln kann. Zumindest aber kann man so weit möglich darauf achten, dass die Mitarbeiter auf Dauer weder über- noch unterfordert werden, und gegebenenfalls gegensteuern. Jedenfalls ist dies eine der grundlegenden Führungsaufgaben. Außerdem gilt es den Sinn zu vermitteln, den die jeweilige Arbeit für das Gesamtunternehmen hat, und auch welche Ziele das Unternehmen insgesamt verfolgt – außer Profit zu machen –, also ihren Mitarbeitern zu vermitteln, an welcher »Kathedrale« sie mitbauen.

    Fragen zum Nachdenken
Was motiviert mich am meisten an meiner Arbeit?
Wie wichtig ist mir mein Einkommen?
Was ist meine »Kathedrale«, an deren Errichtung ich mitwirke?
Womit kann ich andere außer mit Geld motivieren?

    Tipp: Erstellen Sie für sich eine Liste Ihrer Hauptmotivatoren und ordnen Sie diese in einer Hierarchie.

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|43| Vergänglichkeit
    » Memento mori , bedenke, dass du einmal sterben musst«, lautet die alte Aufforderung aus antiker Philosophie, doch begegnet einem die Ermahnung, sich mit der Vergänglichkeit des Lebens und dem Tod auseinanderzusetzen, in fast allen religiösen Traditionen und Weisheitsbüchern. Im Gegensatz zu den östlichen Kulturen, in deren Alltag Tod und Sterben integriert und präsent sind, die also einen eher natürlichen Umgang damit haben, wird in unserer westlichen Zivilisation dieses Thema tabuisiert und aus dem normalen Leben so weit es geht ferngehalten. Und in der Tat ist es zunächst für die wenigsten angenehm, sich mit der Endlichkeit des eigenen Lebens auseinanderzusetzen, auch dann nicht, wenn sie aufgrund ihrer Weltanschauung an ein Weiterleben nach dem Tode glauben. Die Angst vor dem Tod ist eine der stärksten uns angeborenen Ängste. »Warum soll ich mich jetzt damit beschäftigen und mich damit belasten? Dafür ist im Alter noch genug Zeit. Ich will lieber die Gegenwart unbeschwert genießen und den Augenblick auskosten.« So denken viele, und vordergründig ist diese Einstellung ja auch sinnvoll.
    Paradoxerweise kann uns aber gerade die Auseinandersetzung mit dem Tod und unserer Sterblichkeit befähigen, den gegenwärtigen Augenblick noch intensiver wertzuschätzen und zu genießen. Denn nur aufgrund der Endlichkeit entsteht die Kostbarkeit unseres gegenwärtigen Lebens. Würden wir unbegrenzt und ewig leben, hätte der heutige Tag keinen Wert. Alles, was |44| wir im Überfluss haben, würde seine Bedeutung und Kostbarkeit für uns verlieren. Wenn ein Stadtmensch zwei Wochen Urlaub in der Südsee verbringen kann, ist er wahrscheinlich jeden Tag von neuem vom Anblick des Meeres begeistert und mag sich wundern, dass der Palmenstrand für die Einheimischen zur Selbstverständlichkeit geworden ist und damit auch keine Kostbarkeit darstellt. Und so mancher, der davon träumte, eine bestimmte Sache zu besitzen, und hoffte, dadurch sein Lebensglück zu steigern, musste – bewusst oder unbewusst – die Erfahrung machen, dass diese Sache nach einiger Zeit zum nun ständig verfügbaren und selbstverständlichen Lebensinventar gehörte und somit ihren emotionalen Wert einbüßte. – Eine Stunde mit einem vermissten und geliebten Menschen ist wahrscheinlich intensiver und kostbarer als ein Tag mit einer ebenso geliebten Person, mit der wir unbegrenzte Zeit zur Verfügung haben. Daher kann das Memento mori
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