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Auszeit für Engel: Roman (German Edition)

Auszeit für Engel: Roman (German Edition)

Titel: Auszeit für Engel: Roman (German Edition)
Autoren: Marian Keyes
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umarmten, und ich lehnte meinen Kopf an seine Schulter; sein Geruch erinnerte mich an etwas, aber ich wusste nicht, was. Eine enorme Traurigkeit breitete sich in mir aus, so dass ich kaum atmen konnte.
    »Wir haben alles verdorben«, schluchzte ich in sein T-Shirt.
    »Nein«, sagte er. »Nein, wir hatten einfach nur Pech.«

47
    D iesmal wartete Shay auf mich und sah mir, als ich durch die Lobby kam, mit einem trägen, sinnlichen Lächeln entgegen. Bei seinem Anblick flackerte ein vager Gedanke in mir auf, aber ich schob ihn weg und erwiderte das Lächeln.
    »Lass uns auf einen Drink in die Bar gehen«, sagte er.
    Aber die Bar im Mondrian war nicht wie eine normale Hotel-Bar, kein trauriger Raum ohne jede Atmosphäre. Es war die Skybar, Treffpunkt berühmter und schöner Menschen, weit offen zum warmen Abendhimmel hin, um einen türkis leuchtenden Swimmingpool herumgebaut. Die seidenen Sitzkissen und die Sofas mit den weichen Polstern schufen eine sexy, leicht verruchte Atmosphäre. Die Beleuchtung bestand allein aus brennenden Fackeln, die ein geheimnisvolles Glimmern verbreiteten und alle Anwesenden in ein schönes, mildes Licht tauchten.
    Männer wie FBI-Typen, mit Sonnenbrillen und Walkie-Talkies, standen an der Rezeption – in Fort Knox waren die Sicherheitsvorkehrungen wahrscheinlich viel weniger streng –, und erst, als Shay seinen Zimmerschlüssel vorzeigte, öffneten sich uns die Glastüren.
    Wir schlenderten zwischen mannshohen Pflanzen in Kübeln umher auf der Suche nach Sitzplätzen, fanden aber nur eine riesige Matratze mit weißem Satinbezug. Zögernd ließen wir uns darauf nieder, und ein außergewöhnlich hübsches Mädchen nahm unsere Bestellung entgegen.
    Dann waren Shay und ich allein, wir saßen auf der Matratze und blickten einander an.
    »Ich dachte schon, du würdest heute Abend wieder absagen«, plapperte ich drauflos, weil mir das Schweigen unbehaglich war.
    »Ich habe doch gesagt, dass es gestern Abend mit Arbeit zu tun hatte, ich konnte nichts dafür«, sagte er so abwehrend, dass ich mich zum ersten Mal fragte, ob er vielleicht log. Schließlich hatte er auch dieses Treffen zu verhindern versucht, denn als er gestern Abend anrief, hatte er gehofft, auf den Anrufbeantworter sprechen zu können …
    »Du fühlst dich mit mir unbehaglich«, sagte ich traurig.
    »Keineswegs.« Dazu ein strahlendes Lächeln.
    »Doch, ich weiß es«, neckte ich ihn. »Du schüttelst mir immer nur die Hand und verdrückst dich.«
    Er lachte beinah. »Vielleicht habe ich Schuldgefühle.«
    »Warum?«
    »Wegen damals, als wir Teenager waren. Aber das liegt alles lang zurück, und du hasst mich dafür nicht, oder?«
    »Nein, ich hasse dich nicht.«
    Er lächelte erleichtert.
    »Aber als du weggegangen bist und nie geschrieben hast«, sagte ich plötzlich und war selbst überrascht, »da wäre ich beinahe dem Wahnsinn verfallen.«
    Er sah mich an, als hätte ich ihn geohrfeigt. »Es tut mir Leid. Ich dachte, es wäre so das Beste. Weniger schmerzlich, wenn wir es einfach verklingen ließen.«
    »War es aber nicht, wenigstens nicht für mich. Ich habe Jahre auf dich gewartet.«
    »Es tut mir Leid, Maggie, ich war erst achtzehn, ein dummer Junge. Ich hatte von nichts eine Ahnung. Wenn ich etwas tun kann, um es wieder gutzumachen …« Er lehnte sich zurück auf einen Ellbogen, eine Hand legte er auf meine. Wir saßen schweigend da.
    »Shay, sag mir eins: Bist du glücklich verheiratet? Liebst du deine Frau?«
    »Beide Male ja.«
    »Bist du ihr treu?«
    »Ja.« Und einen Moment später: »Meistens.«
    »Meistens? Was soll das heißen?«
    »Normalerweise bin ich in Irland«, sagte er verlegen. »Aber, wenn ich … wenn ich hier arbeite …«
    »Ach sooo …«, sagte ich gedehnt.
    »Maggie, ich will dir etwas sagen.«
    Etwas in seiner Stimme bewirkte, dass ich sofort auf der Hut war.
    Er sah mich mit seinen braunen Augen an. »Maggie, ich möchte, dass du weißt …«
    Dass er immer nur mich geliebt hat?
    Dass er sich all die Jahre, seit wir am Fährhafen voneinander Abschied genommen haben, nach mir gesehnt hatte?
    »Maggie, ich werde meine Frau nie verlassen.«
    »Ehem …«
    »Mein Dad hat uns verlassen, und ich weiß, was er uns, der Familie, angetan hat.«
    »Aha …«
    »Aber du und ich … ich bin oft in L. A., wenn du auch öfter hier bist, vielleicht könnten wir …«
    Jetzt begriff ich: Ich bekam einen Teilzeit-Anteil an Shay Delaney angeboten. Einen Trostpreis: Es tut uns Leid, dass Ihr Leben
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