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Auszeit für Engel: Roman (German Edition)

Auszeit für Engel: Roman (German Edition)

Titel: Auszeit für Engel: Roman (German Edition)
Autoren: Marian Keyes
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mich kümmerte, während er stumm seine eigene Trauer trug. Wie erniedrigend musste es für ihn gewesen sein, als er impotent wurde. Wie frustrierend, als ich
aufhörte, mit ihm zu sprechen – denn er hatte Recht: Ich hatte aufgehört, mit ihm zu sprechen.
    Dann dachte ich an ihn und die Schokotrüffel-Frau, und Zorn flackerte in mir auf; ich war entschlossen gewesen, ihm nie zu verzeihen. Aber was war wichtiger – meine Selbstgerechtigkeit oder die Wahrheit? Und schließlich musste ich zugeben, dass ich auch nicht perfekt gewesen war.
    Das gehört zu einer Beziehung, begriff ich: Es bedeutet nicht, dass wir uns nicht weh tun – das zu vermeiden ist unmöglich, denn schließlich sind wir nur menschlich. Aber wenn man jemanden liebt, und er tut einem weh, dann kann man ihm verzeihen. Und umgekehrt kann einem verziehen werden. Garv war gekommen, um mir zu verzeihen, und ich hatte ihm die kalte Schulter gezeigt.
    Ich rollte mich auf den Rücken und blickte in den dunkellila Himmel. Plötzlich wusste ich, wonach Garv gerochen hatte, als wir uns zum Abschied umarmt hatten. Nach zu Hause.
    »Man sieht keine Sterne«, sagte ich.
    Aber die Sterne sind immer da, auch am Tag. Wir können sie manchmal nur nicht sehen.
    Ich sprang auf. »Ich muss gehen.«

48
    I ch fuhr schnell, aber alle Ampeln waren gegen mich, und ich brauchte fast eine Stunde, um zum Ocean View zu kommen. Ich parkte so schlecht wie nie und hastete in die geflieste Lobby. Und wem sollte ich begegen, wenn nicht Mum, Dad, Helen und Anna? Später erfuhr ich, dass sie im Kino gewesen waren.
    »Ich dachte, du triffst dich mit Shay Delaney«, sagte Mum überrascht.
    »Ich habe mich mit ihm getroffen.«
    »Und was machst du hier?«
    »Ich suche Garv.«
    »Warum?« Plötzlich nahm ihr Gesicht einen kämpferischen Ausdruck an.
    Ich antwortete nicht, und sie sagte erregt: »Wenn er einmal untreu war, ist er es vielleicht wieder.«
    Der Mann an der Rezeption verfolgte diesen Dialog mit großem Interesse. »Hallo«, sagte ich, »können Sie bitte Paul Garvan auf seinem Zimmer anrufen?«
    »Er ist ausgezogen.«
    Mein Herz pochte laut. »Wann?«
    »Ungefähr vor einer Stunde.«
    »Wohin wollte er?«
    »Nach Hause.«
    »Gut. Danke, ich fange ihn am Flughafen ab.«
    Aber als ich mich umdrehte, stand Mum mir im Weg. Sie
richtete sich zu ihrer vollen Größe auf. »Du wirst ihm nicht hinterherlaufen!«
    »Tu es nicht, Liebes, meinetwegen«, flehte Dad.
    »Margaret, wir lassen dich nicht gehen!«
    Ich sah die beiden an, sah sie lange und verwirrt an, dann sagte ich: »Ich heiße Maggie, und jetzt passt mal auf.«
    Als ich zum Auto spurtete, hörte ich das Klappern von Schuhen hinter mir. Es war Anna. »Ich komme mit«, sagte sie atemlos.
    Sie sprang neben mir ins Auto, knallte die Tür zu, legte den Sicherheitsgurt an und befahl: »Drück aufs Gas!«
    Die Fahrt dauerte eine Ewigkeit; der Verkehr war trotz der späten Stunde sehr dicht, und obwohl Anna ständig irgendwelche Beschwörungsformeln vor sich hin murmelte, waren die Ampeln immer noch gegen mich.
    »Mit welcher Fluggesellschaft ist er, meinst du, geflogen?«, fragte ich Anna und hoffte, ihr sechster Sinn wüsste die Antwort.
    »American Airlines?«
    »Vielleicht. Wenn er nicht über London geflogen ist, wie ich.«
    »Maggie, was ist mit der anderen.«
    »Das ist vorbei.«
    »Aber wirst du ihm verzeihen können?«
    »Ja, ich glaube schon, ich hoffe es. Tatsache ist ja, dass ich auch nicht vollkommen war.«
    »Und das macht es leichter?«
    »Ja, ich liebe ihn, wir kommen da durch.« Dann sagte ich: »Allerdings, wenn er so was noch einmal macht, dann ist er ein toter Mann.«
    »Gut. Ich habe immer gedacht, dass ihr beide füreinander geschaffen seid.«
    »Wirklich?«
    »Du nicht?«
    »Ich muss zugeben«, sagte ich, »es hat Zeiten gegeben, da hatte ich meine Zweifel. Ich habe mich manchmal gefragt, ob ich vielleicht eine Wilde bin und mit der Ehe nur auf Nummer Sicher gehen wollte.«
    Anna kicherte, und ich sah sie fragend an. »Tut mir Leid«, sagte sie. »Wenn ich mir vorstelle … du und wild. Entschuldige.«
    Nach ein paar Sekunden sagte ich: »Macht nichts. Denn seit ich hier bin, habe ich versucht, ein bisschen wild zu sein, aber ich konnte mich nicht dran gewöhnen.«
    »Hast du wirklich was mit Lara gehabt oder hast du das nur gesagt, um Helen eines auszuwischen?«
    »Nein, ich hatte wirklich was mit ihr.«
    »Meine Güte.«
    »Aber was ich meine, ist: Ich bin nicht auf Nummer Sicher gegangen, als ich Garv
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