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Auszeit für Engel: Roman (German Edition)

Auszeit für Engel: Roman (German Edition)

Titel: Auszeit für Engel: Roman (German Edition)
Autoren: Marian Keyes
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meine unausgesprochene Frage. »Und jedesmal, wenn wir am Haus der Delaneys vorbeigefahren sind, hast du dich umgedreht.«
    Wirklich? Auch das war mir nicht bewusst gewesen. Na ja, jetzt, da er es erwähnte, vielleicht habe ich mich manchmal umgedreht, aber nicht jedesmal. Nur manchmal.
    »Oft habe ich einen Umweg gemacht, damit wir nicht an dem Haus vorbeifahren mussten. Ich hatte das Gefühl, dass wir nie Ruhe vor ihm haben würden. Stell es dir doch mal andersherum vor – wenn ich mich jedesmal, wenn eine frühere Freundin von mir erwähnt wurde, und zwar eine, wegen der ich dich verlassen hatte, komisch verhalten hätte. Das hättest du nicht sehr gut gefunden, oder?«
    »Hör auf, mir die Schuld zuzuschieben.«
    »Und dann steht was in der Zeitung über Dark Star Productions, vier Tage später verlässt du mich, und als wir das nächste Mal miteinander sprechen, willst du nach Los Angeles fliegen.«
    »Ich habe dich nicht verlassen, weil in der Zeitung was über Dark Star Productions stand«, sagte ich aufgebracht. »Ich habe dich verlassen, weil du eine AFFÄRE hattest. Und du hast nicht mal versucht, mich daran zu hindern –«
    »Jetzt versuche ich es aber«, sagte er grimmig.
    »Du hast nur gesagt, dass du das Haus weiter abbezahlst, und dann hast du mir beim PACKEN geholfen, verdammt.«
    »Ich habe wohl versucht, dich zu hindern, ich hatte tagelang
versucht, mit dir zu sprechen, aber du hast mich ignoriert, oder du bist so betrunken nach Hause gekommen, dass es keinen Zweck hatte. An dem Tag, als du gegangen bist, hatte ich einfach keine Kraft mehr, und ich dachte, du würdest mich sowieso verlassen.«
    »Wie bist du denn zu diesem Schluss gekommen?«
    »Es lief schon so lange so schlecht zwischen uns. Und du hast nicht mit mir gesprochen.«
    »Du hast nicht mit mir gesprochen! Du bist schuld.«
    »Ich hatte gehofft, dass wir das hinter uns lassen könnten. Reicht es nicht, wenn wir uns eingestehen, dass wir beide nicht gerade vollkommen waren …?«
    »Du kannst dir eingestehen, was du willst, aber ich habe mir nichts zuschulden kommen lassen.« Ich bebte vor Wut. »Wenn ich mal zusammenfassen darf – du hast eine Affäre gehabt, aber das war in Ordnung, denn es war alles meine Schuld.«
    Dann passierte etwas, das bei Garv sehr selten ist – er rastete aus. Er schien regelrecht anzuschwellen. Seine Muskeln spannten sich, und als er näher an mich herankam, waren seine Augen von einem wütenden Blau. »Das habe ich nicht gesagt.« Er stieß die Wörter hervor. »Du weißt GENAU, was ich gesagt habe. Aber du willst es nicht hören, so ist es doch, oder?«
    Ich blickte auf meine Uhr. »Ich muss gehen.«
    »Warum?«
    Eine Pause. »Ich treffe mich mit jemandem.«
    »Mit wem? Mit Shay Delaney?«
    »Genau.«
    Garv wurde kreidebleich, und mein Zorn verpuffte, und was blieb, war ein Gefühl der Lähmung, wie in den ersten Wochen unserer Trennung.
    »Garv, warum bist du gekommen?«
    »Ich wollte dich dazu bringen, mit nach Hause zu kommen, weil ich die Hoffnung hatte, dass wir wieder zusammenfinden können.« Er lächelte ein kleines, schiefes Lächeln. »Scheint, die Reise war vergeblich.«
    »Du warst untreu, wie könnte ich dir je verzeihen? Oder dir je wieder vertrauen?«
    »Oh, Gott«, sagte er und rieb sich die Augen, und einen Moment lang dachte ich, er würde weinen.
    »Sag mir doch eins«, fuhr ich fort. »War sie schön, deine Karen?«
    »Maggie, so war es nicht, darum ging es nicht …« Er war verzweifelt.
    »Sag einfach ja oder nein«, unterbrach ich ihn. »War sie schön?«
    »Attraktiv, könnte man sagen«, gab er gequält zu.
    »Ach ja?« Ich grinste, und er sah mich aufmerksam an. »Na, ich wette, sie war nicht so attraktiv wie die Frau, mit der ich mich eingelassen habe.«
    Es dauerte einen Moment. Ich konnte förmlich beobachten, wie er die Worte verarbeitete, dann begriff er sie, und als er sie begriff, brach das Lachen aus ihm heraus. »Wirklich?«
    Garv war der Einzige – außer Emily –, der wusste, welche Wirkung die Mädchen in den Pornofilmen auf mich hatten.
    »Nicht schlecht«, sagte er, dann ein wenig trauriger: »Nicht schlecht.«
    Mit einer Geste, die aus einem anderen Leben stammte, berührte er mein Gesicht und strich mir die Haare hinter die Ohren, erst auf der einen, dann auch auf der anderen Seite, dann bemerkte er meinen roten, aufgekratzten Arm. »Himmel, dein Arm sieht ja schlimm aus«, sagte er unglücklich. Erstaunlicherweise war es nur natürlich, dass wir uns
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