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Auszeit für Engel: Roman (German Edition)

Auszeit für Engel: Roman (German Edition)

Titel: Auszeit für Engel: Roman (German Edition)
Autoren: Marian Keyes
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guten Dinge erinnern können – doch plötzlich fiel mir haufenweise Gutes ein. Zum Beispiel, wenn wir uns abends umzogen, um auszugehen: Garv kam dann in seinen Calvins und einem uralten Paar Cowboy-Stiefel an und sagte: »Ich bin so weit!« Und dann runzelte ich die Stirn und sagte: »So kannst du nicht gehen. Es ist kalt draußen, du brauchst eine Jacke.« Dann tupfte ich mir Grundierungscreme auf das Gesicht, ohne sie zu verreiben, und
er sagte: »Sieht sehr hübsch aus, meine Teure, wie eine Blume. Aber dürfte ich den zartesten Hauch Lippenstift vorschlagen?« Also zog ich mir mit dem Lippenstift einen Strich über das Kinn oder die Stirn, und er sagte: »Absolut perfekt!« und reichte mir die Wattebällchen, damit ich es abreiben konnte.
    Und Freitagabend war immer besonders schön – meistens haben wir uns ein Video ausgeliehen und etwas zu essen geholt (immer das Gleiche), dann haben wir uns auf das Sofa gelümmelt und nach der anstrengenden Woche einfach gefaulenzt. Und vor der zweiten Fehlgeburt war Freitag auch Sextag – womit nicht gesagt ist, dass wir es nicht auch zu anderen Zeiten machten, Sonntags morgens zum Beispiel war sehr schön – aber der Freitag stand fest. Und obwohl es, wie schon erwähnt, lange her war, dass wir es auf dem Küchentisch miteinander getrieben hatten, konnte ich mich nicht beklagen. Es war immer wunderschön gewesen, mit jemandem zu schlafen, der meinen Körper fast so gut kannte wie ich.
    Dann fiel mir ein, wie einer immer für beide die Zahnpasta auf die Zahnbürsten gedrückt hatte. Und wenn wir zu dem Tex-Mex um die Ecke gingen, teilten wir uns jedesmal ein Körbchen mit Hühnerflügeln als Vorspeise und eins als Hauptgang und eins als Dessert. Und die Male …
    Erinnerungen, eine glücklicher als die andere, stürzten auf mich ein und wollten geprüft werden, und ich musste mir in die Hand beißen, um nicht laut loszuheulen, weil ich alles verloren hatte.
    Ich hatte es oft von anderen gehört, aber nie geglaubt, dass es auch auf mich zutreffen würde: Man begreift erst, was man hatte, wenn man es verloren hat.
    Wir kamen nach Santa Monica, obwohl mir nicht richtig klar war, wie ich den Weg dorthin gefunden hatte. »Möchtest du, dass ich dich zum Ocean View bringe?«, fragte ich Anna.
    »Nein, ich komme mit dir zu Emily.«
    Hastig schloss ich auf und stolperte fast in Emilys Wohnzimmer  – wo so viele Menschen still beisammen saßen, dass ich unwillkürlich dachte: Ist jemand gestorben? Im Nu hatte
ich alle erfasst: Emily, Troy, Mike, Charmaine, Luis, Curtis, Ethan …
    »Du hast Besuch«, sagte Ethan kalt und zeigte auf den, der neben ihm saß. Das war Garv.
    »Ich dachte, du wärst nach Iowa zurückgeflogen.« Vor lauter Überraschung konnte ich mich nicht klar ausdrücken.
    »War kein Platz mehr in der Maschine. Ich hatte nur ein Stand-by-Ticket. Wie war deine Verabredung?«
    »Kurz. Lachhaft. Ich bin zum Flughafen gefahren, um dich abzufangen.«
    In dem Wirrwarr von Gefühlen wurde mein Gesicht heiß, und alle starrten mich an, durchbohrten mich mit Blicken. Vielleicht war es meine Fantasie – aber waren sie nicht schützend um Garv geschart und betrachteten mich mit Feindseligkeit?
    Emily stand auf. »Wie wär’s, wenn wir sie mal allein ließen?« Und nach einem kurzen Zögern trotteten sie alle hinter ihr her aus dem Zimmer und aus dem Haus. Als Curtis an mir vorbeiging, zeigte er auf Garv und sagte: »Der Typ hier ist viel besser als dieser aufgemotzte Schönling mit dem schicken Auto, der dich am Freitag Abend nach Hause gebracht hat!«
    »Woher weißt du das?«, fragte Emily.
    »Er hat ein Teleskop«, sagte Luis.
    »Oh, nein«, stöhnte Emily.
    »Mit der Liebe ist es anders als mit einer Frisur«, sagte Luis eindringlich zu mir. »Wenn man die mal versaut hat, wächst sie nicht wieder nach, hab ich recht?«
    »Ehm, stimmt.«
    »Wenn es nicht zurückkommt, war es nie deins«, war Ethans Beitrag. »Und wenn es zurückkommt, dann kannst du es für immer behalten.«
    »Vorsicht mit deinen Wünschen«, sagte Mike und nickte bedeutungsvoll. Er hatte Recht – ich hatte mir Shay gewünscht.
    »Denk an die Schnecke«, sagte Charmaine.
    »Wie bitte?«, sagten die anderen.
    »Die Schnecke?«, fragte Emily. »Was soll das nun wieder?«
    Dann waren sie alle gegangen, und Garv und ich waren allein.
    »Was ist hier eigentlich los?«, fragte er erschöpft.
    »Du hattest Recht. Und es tut mir Leid.«
    »Womit hatte ich Recht?«
    »Shay Delaney. Ich war noch
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