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Ausgekocht: Ein Mira-Valensky-Krimi

Ausgekocht: Ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Ausgekocht: Ein Mira-Valensky-Krimi
Autoren: Eva Rossmann
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Teufel soll ich den Täter locken? Noch dazu einen, der vielleicht verrückt ist? Wer sagt, dass es nicht der Typ aus dem Internet war?
    Ich habe drei Seiten zur Verfügung. Am meisten Platz widme ich der Geschichte, die ich exklusiv habe: Josef Dvorak lebt und ist Chefkoch in Prag. Ich habe diese Passage schon fast geschrieben, als mir einfällt, dass ich ihn anrufen sollte. Wenn ich Demetz draußen lasse, dann muss er es auch tun. Es ist klar, dass er ab Mittwoch von meinen Kollegen bestürmt werden wird. Peppi ist eindeutig ängstlich, er wird nicht wollen, dass sein Gönner Demetz auf ihn böse ist.
    Ich warte eine Zeit lang, bis er ans Telefon geholt wird. Es ist, wie ich mir gedacht habe. Er dankt mir, dass ich Demetz nicht hineinziehen möchte. Ja, die Polizei sei schon bei ihm gewesen. Wie er gesagt habe: Nichts sei strafbar, natürlich habe er ihnen alles erzählt, so wie mir.
    Ich kann nur hoffen, dass die Geschichte bis übermorgen hält.
    Natürlich muss ich noch über eine Menge an Fakten schreiben, auch wenn viele davon schon in anderen Zeitungen gestanden sind. Die Sache mit der Hand … Ist das tatsächlich erst einige Tage her? Ich bin jedenfalls jene, die sie am besten beschreiben kann. Unwillkürlich taste ich nach der Beule auf meiner Stirn, zum Glück ist sie durch meine Haare gut verdeckt.
    In der untersten Lade krame ich nach meinem Notvorrat an Whiskey. Zwei Fingerbreit sind noch in der kleinen Flasche. Ich nehme einen Schluck, ein Fingerbreit bleibt mir noch.
    Was ich bisher geschrieben habe, lockt den Täter nicht an.
    Es ist inzwischen beinahe Mitternacht. Das kurze Interview mit Manninger. Es ist rasch formuliert und harmlos, aber Manninger gehört zu den Starköchen. Und Stars mag man in unserem Blatt.
    Ich mache den Seitenumbruch, berechne grob den Platz für die Fotos. Viel Raum habe ich nicht mehr. Warum ist das alles geschehen? Bösartigkeit, Rache, zumindest soweit es um die Anschläge auf den Apfelbaum und das Offen geht, der Wille, die Lokale und ihre Betreiber zu ruinieren. Ich kann nicht an einen Verrückten glauben. Aber die Grenze zwischen dem, was als verrückt und was als normal gilt, ist bekanntlich fließend. Perspektiven können sich verschieben, sie hängen vom eigenen Standpunkt ab.
    Ich muss vor dem Computer eingenickt sein. Kein Schreibtisch ist mehr besetzt, auch Corinna, die am anderen Ende des Großraumbüros eben noch vor sich hin getippt hat, ist in der Zwischenzeit gegangen.
    Ich sehe nach draußen. Nur mehr wenig Verkehr. Hellgrau glänzt die Straße im künstlichen Licht, dunkelgrau der Donaukanal. Der Täter hat uns eine Reihe von Signalen geliefert. Man muss ernst nehmen, was er getan hat. Egal, ob es um Salz oder Pfeffer oder um vergiftete Pilze geht. Und das Mordwerkzeug war beide Male ein Messer. Setzt er die Zeichen, weil er jemand aus der Branche ist, oder reagiert er damit nur auf die, die er treffen will?
    Würde ein Verrückter so handeln? Nichts scheint zufällig geschehen zu sein.
    Ich gähne, schüttle den Kopf, um ihn wieder klar zu kriegen. Wie war das? Alles geplant? Jemand, der alles plant, will auf keinen Fall als Verrückter abgetan werden, egal, ob er aus unserer Sicht verrückt ist oder nicht, er will ernst genommen werden. Macht man sich über ihn lustig, wird er sich rächen wollen.
    Das ist es. Billy wird sich, nach all dem, was passiert ist, über ihn lustig machen. Zum Glück hat sie nicht klein beigegeben und das Lokal zugesperrt. Das hat ihr Manninger geraten. Warum ausgerechnet er?
    Ich kürze einige Sätze aus der Hauptstory und schaufle mir so Platz frei für ein Interview mit Billy. Ich platziere es so auffällig wie möglich, natürlich auf einer rechten Seite:

    Am nächsten Morgen fahre ich in die Redaktion, lese alles noch einmal durch, überarbeite das eine oder andere. Ich bin mir nicht sicher, ob unsere Falle funktionieren wird. Das Dumme ist nur, selbst wenn sie funktioniert: Am Tag darauf werden die Medien darüber berichten. Ich aber habe erst in einer Woche die nächste Ausgabe.
    Ich gehe selten freiwillig zum Chefredakteur, in diesem Fall tue ich es. Natürlich kann ich ihn nicht einweihen, er würde darauf bestehen, dass ich alle möglichen Spekulationen mit ins Blatt nehme. So sage ich ihm nur, dass ich das Gefühl habe, in den nächsten Tagen könnte sich Entscheidendes ereignen. Er reagiert misstrauisch.
    »Wissen Sie etwas?«
    »Dann würde ich es schreiben.«
    »Was ist das für ein ›Gefühl‹? Woher kommt
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