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Ausgekocht: Ein Mira-Valensky-Krimi

Ausgekocht: Ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Ausgekocht: Ein Mira-Valensky-Krimi
Autoren: Eva Rossmann
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sein, sondern bei meiner Schwägerin, bei der er auch ist, wenn ich arbeite. Hinzufügen möchte ich noch, dass die Anschläge meinem Exmann nicht nützen sollten.«
    Ihr Exmann springt auf, brüllt: »Wehe, du schiebst mir die Vorfälle in die Schuhe! Das hat sie nämlich schon getan! Das ist Rufschädigung!«
    Seinem Anwalt gelingt es kaum, ihn zu beruhigen.
    Die Entscheidung über das Sorgerecht wird schließlich noch einmal vertragt. Das heißt: Inzwischen bleibt Hannes bei Billy, die nächste Verhandlung soll in einem Monat stattfinden.
    »Hoffen wir, dass der Täter oder die Täterin bis dorthin gefasst ist.«
    Billy nickt mir zu. Sie lächelt. Mir wird heiß. Das ist viel zu viel Verantwortung für mich.

16.
    Am Mittwochnachmittag setzen wir uns im Apfelbaum zu einer Lagebesprechung zusammen. Daniel, der heute Ruhetag hat, Mahmet, der sich sichtlich freut, ins Vertrauen gezogen worden zu sein, Onkel Franz, weil ihn kein Argument dazu bringen konnte, mit seiner Kopfverletzung daheim zu bleiben.
    Hans-Peter hat heute frei, wir haben ihn nicht erreicht, aber das ist mir ohnehin lieber so. Als Kellner ist er zweifellos gut, ansonsten …
    Billy grinst. »Die alten Rivalitäten zwischen Küche und Service. Du benimmst dich schon wie ein alter Hase.«
    Ich nehme es als Kompliment. Wir sind angespannt. Wenn unsere Theorie stimmt, haben wir erst in der Nacht mit einem Angriff zu rechnen. Vorausgesetzt, es ist mir gelungen, den Täter anzulocken.
    Mahmet erzählt, dass er auf der Seite der Kurden gekämpft hat. Er sei nie ein Radikaler gewesen, aber die Regierungstruppen hätten bei ihnen im Dorf Freiheitskämpfer vermutet und in einer Strafaktion versucht, vorsorglich alle Männer festzunehmen.
    »War wie im Krieg«, sagt er.
    Onkel Franz ist sehr interessiert und will mit ihm Kriegserinnerungen austauschen. Ich kann ihn gerade noch stoppen.
    Daniel erzählt, dass er Zivildienst gemacht hat.
    Onkel Franz schaut Billy an und sagt abfällig: »Das sieht ihm ähnlich.«
    Ich halte nichts von den verschiedenen Spielarten des Militärs und sage das auch zu Mahmet. Er beginnt sich zu verteidigen. Was tun, wenn das ganze Dorf niedergemacht wird? Man muss sich wehren.
    »Was warst du von Beruf?«, frage ich.
    Er sieht zu Boden. »Lehrer im Dorf.«
    Wir starren ihn an.
    »Falsche Dokumente, nur weg. Familie später gekommen.«
    »Willst du zurück?«
    »Bin ich verrückt? Später ja. Jetzt nicht. Geht nicht.«
    »Wir reden viel zu wenig miteinander«, sagt Billy. »Dass es so eine Situation braucht, damit …«
    »Will ich nicht viel sagen«, erwidert Mahmet.
    Wir werden ihn wohl trotzdem in Zukunft mit etwas mehr Respekt behandeln. Als ob es auf den Beruf ankäme. Aber das ist nun einmal so.
    Das Abendgeschäft ist flau, doch diesmal klagt Billy nicht darüber. Immer wieder geht jemand von uns nach draußen und schaut sich misstrauisch um. Wer weiß, ob wir mit unserer These Recht haben, dass der Täter erst in der Nacht kommt. Vesna hat jedenfalls den Auftrag, genauer als sonst auf Demetz Acht zu geben.
    Die letzten Gäste gehen.
    Der Lehrling und unsere Praktikantin werden abgeholt. Auch die Abwäscherin hat Billy zu ihrer großen Freude schon früh heimgeschickt. Mahmet fährt mit dem Auto davon, dann fahre ich. Wir sind vorsichtig.
    Auf einem einsamen Parkplatz an der Schnellstraße treffen wir uns, Mahmet steigt in meinen Wagen, wir nähern uns dem Apfelbaum über den schmalen Weg durch den Wald. Einen Kilometer vor dem Lokal stellen wir das Auto ab. Ich keuche, so schnell geht mein Kollege.
    Wir sehen uns um, huschen durch den Hintereingang ins Lokal, bleiben im Durchgang zwischen Küche und Schankraum stehen. Das ist der einzige Platz, an dem man durch kein Fenster beobachtet werden kann. Billy hat trotzdem das Licht ausgemacht. Ich zucke zusammen. In der Ecke steht jemand. Es ist Onkel Franz. Er ist heimgegangen und hat sich, ähnlich wie wir, von hinten wieder angeschlichen.
    »Ich kenne da jeden Baum seit Jahrzehnten«, sagt er. Wir werden auf ihn aufpassen müssen. Ihm soll nicht noch einmal etwas passieren.
    Schon am Nachmittag haben wir festgelegt, wer sich wo versteckt. Klar ist, dass wir den Angreifer nicht vorzeitig in die Flucht schlagen wollen. Aber Billy darf auch nicht gefährdet werden. Außerdem sollten wir auf alles vorbereitet sein.
    Ob der Feuerlöscher noch funktioniert, weiß niemand. Billy befestigt an einem der Wasserhähne in der Küche sicherheitshalber ein Stück Gartenschlauch. Das wird
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