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Ausgekocht: Ein Mira-Valensky-Krimi

Ausgekocht: Ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Ausgekocht: Ein Mira-Valensky-Krimi
Autoren: Eva Rossmann
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hoffentlich nicht auffallen. Ich blicke auf die neue, chromglänzende Faschiermaschine. Die alte will Billy nicht mehr verwenden. Außerdem kann es lange dauern, bis die Kriminalpolizei sie freigibt.
    Billy wird in der Küche bleiben und einiges für morgen vorbereiten. Mahmet ist im Raum für die Trockenvorräte untergebracht, der liegt nur einen Meter von der Küche entfernt und ist vom Gang durch einen Vorhang abgegrenzt.
    Der Vordereingang ist versperrt, wie immer, nachdem die letzten Gäste gegangen sind. Da wir annehmen, dass der Täter durch die Hintertür kommen wird, verstecken sich Daniel und ich auf der Damentoilette. Sie hat ganz oben ein kleines Fenster ins Freie. Abwechselnd wollen wir auf der Leiter stehen und sehen, ob sich jemand von hinten dem Haus nähert.
    Onkel Franz wollten wir eigentlich einen Sessel in den Aufgang zum Dachboden stellen, aber das ist ihm zu weit entfernt vom Geschehen. Er will hinter der Tür zum Keller lauern.
    Einmal noch nicke ich Billy zu, dann verschwinde ich auf die Toilette. Es ist eine halbe Stunde vor Mitternacht. Ich löse Daniel auf der Leiter ab und starre nach draußen. Man glaubt gar nicht, wie anstrengend es ist, eine Viertelstunde auf einer Haushaltsleiter zu balancieren. Die Zeit scheint stillzustehen. Einmal huscht ein Marder über den Weg hinter dem Haus. Wir hören Billy in der Küche rumoren. Was, wenn es der Täter durch das Seitenfenster der Küche probiert? Längst ist die Scheibe ersetzt, durch die er die Melone geworfen hat. Er könnte diesmal mit etwas anderem schießen.
    Ich klettere von der Leiter, Daniel übernimmt wieder. Ich überlege, ob ich ihm von meiner Sorge erzählen soll.
    »Hast du auch etwas gehört?«, zischt er plötzlich.
    »Was?«
    »Mir kommt vor, als hätte ein Auto geparkt. Vorne. Auf dem Parkplatz.«
    »Kann nicht einer der Nachbarn heimgekommen sein?«
    »Ist möglich.«
    Der Parkplatz ist von der Hauptstraße aus zu sehen, unwahrscheinlich, dass der Angreifer dieses Risiko eingeht. Oder ist er endgültig durchgeknallt? Wir hätten trotz allem Zuckerbrot verständigen sollen. Niemand von uns hat eine Waffe. Das ist mir grundsätzlich auch lieber so. Ich fürchte mich vor Schusswaffen. Aber wenn jemand auf mich zielt … Dann wäre er ohnehin schneller. Ich klettere zwei Stufen die Leiter hinauf, lehne nun hinter Daniel. Unter anderen Umständen hätte ich das durchaus reizvoll gefunden. Er riecht gut nach Küche und Seife. Angestrengt lausche ich gemeinsam mit ihm auf weitere Geräusche.
    »Es kommt wer«, flüstert Daniel.
    Jetzt höre auch ich es. Schritte im Kies, dann nichts mehr. Er könnte über den Grasstreifen zum Weg hinter dem Haus gehen.
    »Ich sehe ihn«, krächzt Daniel.
    Nicht nur mein Herz schlägt offenbar bis zum Hals. Ich versuche, eine Stufe höher zu steigen, um ihn auch zu sehen. Jedenfalls hat meine Falle funktioniert. Hoffentlich klappt der Rest unseres Plans auch so gut.
    Ich sehe einen hohen Schatten, dann hören wir beide, wie die Hintertür geöffnet wird, und klettern so lautlos wie möglich von der Leiter. Billy weiß von nichts. Daniel hat schon die Hand an der Türklinke. Jetzt geht der Eindringling an unserer Tür vorbei. Ich halte Daniel zurück. Warum haben wir kein Zeichen vereinbart, das sie warnen soll? Welches Zeichen?
    Wir müssen noch etwas warten. Die Schritte verschwinden Richtung Durchgang zur Küche. Der Eindringling kennt sich hier aus. Er scheint sich seiner Sache sicher zu sein, sonst hätte er seine Schritte gedämpft. Ich kann Daniel nicht mehr länger zurückhalten, er drückt die Klinke nieder, läuft auf den Gang. Ich schleiche hinter ihm her.
    Jetzt muss der Eindringling in der Küche sein. Billy schreit auf. Daniel hechtet nach vorne, stürzt sich auf ihn. Mahmet stößt mich zur Seite, drückt den Mann zu Boden. Billys Augen sind geweitet. Vor Schreck bringt sie kein Wort heraus.
    »Seid ihr verrückt?«, keucht der Eindringling. Mahmets entschlossener kurdischer Kampfblick weicht einem eher irritierten Gesichtsausdruck, so als ob er wieder einmal vergessen hätte, der Mousse-au-chocolat-Masse Gelatine hinzuzufügen.
    Es ist Manninger.
    »Lasst ihn los«, kreischt Billy.
    Ist sie verrückt geworden? Wer ist hier verrückt?
    Manninger schüttelt Mahmet ab. »Ich wollte …«
    Onkel Franz steht im Durchgang und schüttelt den Kopf.
    »Was wollten Sie?«, frage ich. Daniel hält Manninger noch fest, aber es ist kein harter Griff. Manningers Ruf zählt eben in der Welt der
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