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Ausgekocht: Ein Mira-Valensky-Krimi

Ausgekocht: Ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Ausgekocht: Ein Mira-Valensky-Krimi
Autoren: Eva Rossmann
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1.
    Ein Knall. Und dann überall Rot. Decke und Arme, Kopf und Spülbecken. Ich taumle und wische mir mit dem Handrücken über die Stirn. Zwecklos. Da Rot, dort Rot.
    Selbst schuld. Wer mit einem alten Druckkochtopf Tomaten zu Sauce kocht, sollte in dieser Zeit keine zwanzig Minuten telefonieren. Jetzt habe ich die Bescherung. Vesna, Putzfrau, Freundin und Partnerin in vielen schwierigen Lebenslagen, wird sauer sein. Erst vorgestern hat sie die Küchenkästen gewischt. Gismo sitzt unter dem Tisch, hat die Augen weit aufgerissen und sieht ansonsten aus wie immer: Ein orangeroter Streifen geht quer über ihre Brust, aber das ist normal, keine Spuren von explosionsartig verteilten Tomaten. Meine Katze ist das Einzige, was sauber geblieben ist.
    Ich beginne herumzuwischen, registriere dann erst, dass die Gasflamme am Herd noch immer brennt, drehe sie ab. Wie können sich drei Kilo Tomaten derart gleichmäßig über zehn Quadratmeter verteilen?
    Nach einer halben Stunde sind wenigstens Esstisch, Sessel und Boden halbwegs gesäubert. Die Decke wird man neu streichen müssen. Den zerstörten Druckkochtopf habe ich zur Eingangstür gestellt, er soll sofort in den Müll. Ich weiß besser denn je, warum mir diese Dinger unheimlich sind.
    Ich bin keine schlechte Köchin, vor allem, wenn es um venetische Gerichte geht. In letzter Zeit aber scheine ich unaufmerksam zu sein. Dabei ist nichts los. Gar nichts. Vielleicht liegt es gerade an dieser lähmenden Routinearbeit in der Redaktion. Ein Event heute, eine Story über den neuen Salzburger Jedermann morgen, Ärger mit der Moderedakteurin, der Chefredakteur schnöselig wie eh und je. Wieder einmal überlege ich, das Ressort zu wechseln. Eigentlich habe ich nichts dagegen, Lifestylejournalistin zu sein, es ernährt mich und meine Katze, und ab und zu noch Oskar dazu. Und es ist eine Arbeit, die Platz für vieles andere lässt. Vielleicht zu viel Platz.
    Ich bin gelernte Juristin, aber ausgeübt habe ich diesen Beruf nie, und ich habe auch keine Lust, es zu tun. Reiseredakteurin, das wäre etwas. Länder kennen lernen und darüber schreiben. Ich lehne mich träumerisch an einen Oberschrank und glitsche auf der Tomatenschmiere aus. Real spielt es sich in Reiseredaktionen anders ab, rufe ich mich zur Ordnung: Du fährst mit einem Pulk von Reiseredakteuren gratis irgendwohin, um dann Nettes darüber zu schreiben. Die Reise ist kurz, zum Kennenlernen eines Landes reicht die Zeit nicht, die Abende vertreibt man sich mit angetrunkenen Kollegen an der Bar, oder man hockt allein im Zimmer. Ich habe es schon erlebt.
    Ich gehe weitere Möglichkeiten durch. Chronikredaktion. Du liebe Güte, bei dem Ressortleiter. Und erst die Redakteure: Sie finden sich alle so cool und sind bemüht kaltschnäuzig. Außerdem: Keiner von denen hat auf eine vierzigjährige freie Mitarbeiterin vom Lifestyle gewartet, schon gar nicht auf eine, die ihnen in den letzten Jahren einige der besten Kriminalstorys weggeschnappt hat.
    Also ganz weg vom »Magazin«?
    Ich höre die Klingel und weiß, dass Oskar vor der Tür steht. Wer sollte um die Zeit auch sonst kommen? Außerdem hat er eine ganz eigene Art, zu läuten. Natürlich hat Oskar seit mehr als einem Jahr einen Schlüssel für meine Wohnung, aber er ist rücksichtsvoll. Rücksichtsvolle Anwälte? Kann es die geben? Dabei ist Oskar nicht nur rücksichtsvoll, sondern in seinem Beruf auch sehr erfolgreich. Vielleicht könnte ich bei ihm Sprechstundenhilfe werden, oder wie immer das bei Anwälten heißt? Das hätte gerade noch gefehlt. Abhängigkeit ist nicht gerade mein Fall, und so soll es bleiben, auch wenn ich an diesem Riesenmannsbild ziemlich hänge.
    Oskar erschrickt, als er mich sieht, vermutet aufs Erste ein Blutbad, glaubt mich einmal mehr in einen Fall verstrickt und fürchtet, er könnte schon wieder der sein, der keine Ahnung hat, was läuft. Ich kläre ihn auf, er plädiert dafür, auswärts essen zu gehen. Einem überzeugenden Anwalt sollte man nicht widersprechen. Ich habe auch schon eine Idee: »Wie wär’s mit dem Apfelbaum? Du hast deinen Weihnachtsgutschein nicht eingelöst. Beim Manninger isst man sicher noch immer großartig.«
    »Zumindest im Chez Trois war’s so.«
    Das Chez Trois war über Jahre das wohl beste Lokal von Wien, bis eben Manninger weggegangen ist, eine schöpferische Pause gemacht hat und dann zur Überraschung des werten Publikums außerhalb von Wien das alte Lokal seiner Tante, den Apfelbaum, übernommen hat.
    Meine
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