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Ausgekocht: Ein Mira-Valensky-Krimi

Ausgekocht: Ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Ausgekocht: Ein Mira-Valensky-Krimi
Autoren: Eva Rossmann
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Mittag noch etwas Neues erfahre. Oder ich gehe das Risiko doppelter Arbeit erst gar nicht ein, besuche Onkel Franz und schreibe morgen, was mir richtig erscheint.
    Vesna verabschiedet sich und hetzt zurück zu den Zwei Tauben.
    Ich habe keine Lust, in die Redaktion zu fahren. Wieder einmal überlege ich, ob ich nicht den Job oder wenigstens das Ressort wechseln sollte. Aber was ich momentan mache, hat ohnehin nicht viel mit Lifestyle zu tun – eher schon mit der dunklen Seite des schicken Lebens. Vielleicht sollte ich auf Köchin umsatteln? Da sind meine Artikel allemal besser bezahlt. Um mich zur Spitzenköchin hinaufzuarbeiten, bin ich zu alt. Und mein Vater würde sich strikt weigern, mir ein hübsches Lokal zu sponsern.
    Ich nehme die U-Bahn, fahre zu meinem Auto und setze mich wieder einmal Richtung Apfelbaum in Bewegung.
    Billy sitzt mit Daniel und Onkel Franz im Garten des Lokals, die Spannung zwischen ihnen ist spürbar. Onkel Franz dreht Daniel fast den Rücken zu, spricht nur mit Billy.
    »Natürlich kann ich Sie schützen. Einmal habe ich ihn schon vertrieben. Jetzt bin ich gewappnet. Ich habe daheim ein altes Jagdgewehr, es funktioniert. Ich ziehe ins Hinterzimmer, bis alles vorbei ist. Eine Dusche gibt es im Lokal, ein Bett auch. Mehr brauche ich nicht.«
    Ein Pflaster am Hinterkopf ist das Einzige, was von der Verletzung zu sehen ist. Auch sonst hat er sich kaum verändert.
    Billy widerspricht lebhaft.
    Daniel mischt sich ein: »Es ist zu gefährlich.«
    Onkel Franz wirft ihm einen raschen und bösen Blick zu. »Was wollen Sie schon von Gefahren wissen? Müssen Sie nicht kochen? Haben Sie nicht gesagt, dass Sie bald wieder fahren müssen?«
    Billy beherrscht sich so offenkundig, dass ich lachen muss. Jetzt erst nehmen mich die drei wahr.
    »Schön, dass Sie wieder da sind, Onkel Franz«, sage ich und küsse ihn auf die Wange. Sie fühlt sich rau und stoppelig an.
    »Hallo Mädchen«, erwidert er. Onkel Franz darf das.
    »Warum wollen Sie nicht, dass Daniel bleibt?«
    Er sieht mich mit zusammengekniffenen Augen an. »Ein hübsches Gesicht, und schon ist es um den Verstand geschehen.«
    »Meinen Sie mein Gesicht und Ihren Verstand?«, necke ich ihn.
    Er macht eine wegwerfende Handbewegung. Geistig ist er rege wie eh und je.
    Daniel sieht drein, als hätte man ihn geohrfeigt.
    Besser, das Gespräch in andere Bahnen zu lenken. Ich habe ohnehin eine Menge zu erzählen. Die Einschätzung der drei ist mir wichtig.
    Billy reagiert auf meinen Verdacht, Demetz habe die Medien über die Vorfälle informiert, mit Unglauben. »Da will jemand einem Alkoholkranken etwas anhängen, das ist einfach.«
    Daniel zweifelt. »Klar kann er nach wie vor viel erfahren und das dann weitererzählen. Offenbar hat er sich einige Feindbilder aufgebaut. Wir gehören dazu.«
    Ich erinnere daran, was Rosa Flieder gesagt hat: Seit Demetz nicht mehr Küchenchef im Royal Grand sei, habe er sich zurückgezogen.
    »In Küchen kennt er sich aus«, ergänzt Daniel langsam.
    »Schnell ist er auch nach wie vor, hat Vesna erzählt. Zumindest, wenn er noch nicht allzu viel getrunken hat.«
    Billy sagt: »Ganz zu Beginn, als ich den Apfelbaum übernommen hatte, war er einmal hier. Ich habe ihm alles gezeigt. Er war irgendwie – seltsam. Wahrscheinlich hatte das mit dem Alkohol zu tun.«
    »Hast du ihn eingeladen?«, frage ich nach.
    »Nein, er hatte die Meldung von Guttner über den Wechsel gelesen und mich angerufen. Ich habe mich gefreut, nach den Spannungen, die es zwischen uns gegeben hatte. Aber freundlich war er nicht, als er da war. Eher reserviert.«
    »Hast du seither von ihm gehört?«
    »Nein.«
    »Was ist übrigens mit Manninger? Wird er kommen?«
    Billy murmelt: »Das ist schon irgendwie seltsam. Er hat mir nichts Genaues gesagt, eher herumgeredet. Das war nie seine Art. Er ist oft von einem Tag auf den anderen in ein Flugzeug gestiegen, hat sich zwei Tage in Hongkong die Gastronomiemesse angesehen oder ist bei einem großen Dinner irgendwo in London eingesprungen. Beziehungen hat er in der ganzen Welt, außer in der Antarktis hat er schon auf jedem Kontinent gekocht. Wenn er kommt, hole ich ihn vom Flughafen ab, habe ich ihm angeboten. Er wollte es nicht, nur keine Umstände, hat er gesagt.«
    »Weil er vielleicht ohnehin schon da ist. Von wo aus hat er angerufen? Hast du eine Nummer gesehen?«
    »Nein, wenn er anruft, steht immer ›unbekannter Teilnehmer‹ auf meinem Display.«
    »So ungewöhnlich ist das nicht«, meint Daniel,
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