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Ausgebrannt - Eschbach, A: Ausgebrannt - Ausgebrannt

Titel: Ausgebrannt - Eschbach, A: Ausgebrannt - Ausgebrannt
Autoren: Andreas Eschbach
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Ärztin unvermittelt an und sagte: »Wir mussten Sie in einem künstlichen Koma halten. Deswegen fühlen Sie sich noch etwas seltsam.«
    Er erwiderte den Blick, schluckte, nickte.
    »Es war nötig, um alle Gifte aus Ihrem Körper zu spülen. Ich werde Ihnen das alles irgendwann genauer erklären, heute ist nicht der Zeitpunkt dazu. Sie brauchen sich auf jeden Fall keine Sorgen zu machen, Sie sind auf dem Weg der Besserung.«
    Gut. Das war gut. Er hatte sich das gedacht, hatte auch das entsprechende Gefühl, aber es war gut, es einmal ausgesprochen zu hören.
    Die Ärztin klappte die grüne Akte zu, trat näher, sah ihm forschend ins Gesicht. »Herr Pohl? Verstehen Sie mich?«
    Pohl? Wieso Pohl? Er hieß doch nicht Pohl. Das war eine Verwechslung.
    Doch, jetzt konnte er es lesen. Auf der Vorderseite der Mappe stand in dicken, großen schwarzen Buchstaben MATTHIAS POHL .
    Und er hätte schwören können, dass sein Name Mark war. Mark S. Westman. Oder so ähnlich.
    So konnte man sich täuschen.
    »Ja«, brachte er heraus. »Ich verstehe Sie.«
    »Gut. Wie gesagt, Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen. Morgen wird es Ihnen schon viel, viel besser gehen. Wir werden dann auch gleich mit dem Aufbautraining anfangen.«
    »Okay.«
    »Fein.« Die Ärztin wandte sich ab, steckte die Akte zurück an ihren Platz und ging. Die Tür klappte zu, und ohrenbetäubende Stille trat ein.

Kapitel 3
    Vergangenheit
    D er Vorbesitzer des Hauses hieß Achim Anstätter und war ein kräftiger, braun gebrannter Mann, der mit wiegendem Schritt ging, schwielige Hände hatte und in kurzen, knappen Sätzen sprach. Seine Frau und eine seiner Töchter waren mit ihm gekommen. Vier Kinder hätten sie insgesamt, erzählte die Frau, zwei Jungs und zwei Mädchen, immer schön abwechselnd. Das Mädchen in den hautengen Reithosen war die älteste Tochter. Sie trug die Haare zu einem kecken Pferdeschwanz gebunden, und der Gesichtsausdruck, den sie zur Schau stellte, zeugte von frisch ausgebrochener Pubertät.
    Anstätter erklärte, was zum Betrieb des Schwimmbads an Technik erforderlich war. »Das hier ist der Filter«, sagte er und deutete auf einen blauen Zylinder von der Größe eines Wäschekorbs. »Sie schalten hier ab, dann legen Sie diesen Hebel um. So, sehen Sie? Nun schalten Sie wieder ein.« Er zeigte auf ein Schauglas. »Hier, sehen Sie, wie braunes Wasser hochkommt? Da wird der Filter rückgespült. Einmal pro Woche müssen Sie das machen, das reicht. Fünf Minuten, höchstens zehn. Bis das Wasser klar kommt.«
    »Man darf nicht vergessen, wieder auszuschalten, nicht wahr?«, warf der Makler ein, der ihnen keinen Schritt von der Seite wich. Vermutlich wollte er verhindern, dass sie heimlich Nebenabsprachen trafen, die sich negativ auf seine Provision auswirkten.
    »Genau«, nickte Anstätter ernst. »Sonst pumpen Sie das halbe Becken leer, ehe Sie es sich versehen. Und Wasser ist teuer.«
    Werner war in seinem Element. Dorothea überließ es ihm nur zu gerne, sich mit all den Hebeln, Schiebern, Knöpfen und Schalttafeln vertraut zu machen; schließlich war er der Ingenieur im Haus. Sie tat, als höre sie interessiert zu, aber in Wirklichkeit beobachtete sie die Frau und ihre Tochter.
    Die Frau wirkte traurig. Wahrscheinlich fiel es ihr schwer, sich von diesem schönen Haus zu trennen. Doch das alleine war es nicht, sagte sich Dorothea nach dem dritten raschen Seitenblick. Da lag noch etwas unter der Trauer. Angst. Das war der Blick von jemandem, der nicht wusste, wie es weitergehen sollte.
    Dorothea erhaschte Werners Blick, hob bedeutungsvoll die Augenbrauen, und oh Wunder, Werner erinnerte sich tatsächlich an das Gespräch, das sie auf der Herfahrt geführt hatten. Er räusperte sich, rieb verlegen die Hände und fragte endlich: »Ähm, mal eine ganz andere Frage, Herr Anstätter, die mich in dem Zusammenhang beschäftigt …«
    »Ja?« Der Mann sah ihn an, mit hellwachen, aber eigenartig unsteten Augen.
    »Warum verkaufen Sie dieses Haus eigentlich?«
    Der Makler musste auf einmal hingebungsvoll husten. Anstätter sah beiseite, musterte rasch seine Frau und seine Tochter und erwiderte dann mit einem dünnen, freudlosen Lächeln: »Sie haben von Herrn Oswald vielleicht gehört, dass wir einen Bauernhof gekauft haben. Ein schönes, altes Gut; ganz wunderbare Anlage. So ein Gut, wissen Sie, Herr … ähm …?«
    »Utz«, sagte Werner.
    »Herr Utz. Entschuldigen Sie, mein Gedächtnis für Namen ist legendär schlecht. Jedenfalls, ich habe schon
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