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Ausgebrannt - Eschbach, A: Ausgebrannt - Ausgebrannt

Titel: Ausgebrannt - Eschbach, A: Ausgebrannt - Ausgebrannt
Autoren: Andreas Eschbach
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etwas wie das Zentrum der Stadt gewesen sein mochte, standen eine Menge Läden leer, und selbst die »Zu vermieten«-Schilder in den Schaufenstern waren vom Staub langer Jahre bedeckt. Die Western Union -Filiale, deren Adresse Markus aus dem alten Telefonbuch im Hotel hatte, existierte jedoch noch, und auch das Geld, das er von Deutschland transferiert hatte, ließ sich anstandslos abheben. Er fühlte sich reich und bedroht zugleich, als er mit einem dicken Bündel Dollarnoten in der Tasche wieder auf die Straße trat, den Platz überquerte und eine Filiale der First Atlantic Bank betrat. Er eröffnete ein Konto und zahlte einen Teil des Geldes darauf ein. Mit dem Rest machte er sich auf die Suche nach einem Gebrauchtwagenhändler.
    Er fand endlich einen, mit eher überschaubarer Auswahl zwar, aber da ihm schon die Füße wehtaten, betrat er das Gelände. Die Wagen glänzten frisch gewaschen, und nachdem Markus eine Weile zwischen ihnen umhergewandert war, bequemte sich der Händler aus seinem Büro, von dem aus er ihn bis dahin kaugummikauend beobachtet hatte.
    »Sie suchen was Fahrbares, nehme ich an?«, fragte er. Er war untersetzt, noch fünf Zentimeter kleiner als Markus, trug ein grauenhaftes Hawaii-Hemd und einen Schnauzbart, der auch einem Walross gestanden hätte.
    Markus nickte. »Exakt. Und flott aussehen darf es auch.« Er deutete auf die rasant metallic-blaue Corvette , vor der er stand. »Was soll die hier zum Beispiel kosten?«
    Der Mann schüttelte den Kopf. »Kann ich Ihnen nicht empfehlen. Ist Schrott. Nett lackiert, zugegeben, aber die Stoßdämpfer sind im Eimer, die Sitze durchgevögelt, und der Motor stöhnt auch schon.« Er zuckte mit den Schultern. »Aber was will ich machen? Es ist eine Corvette , hey! Da kann ich unmöglich weniger als 2000 Dollar verlangen; alles andere wäre eine Beleidigung.«
    »Verstehe.« Eigenartige Verkaufsmethoden hatte der Mann. »Welchen Wagen können Sie mir denn empfehlen?«
    »Puh!« Der Händler sah sich mit ratlosem Gesichtsausdruck um. »Wenn Sie mich so fragen … eigentlich keinen.« Er deutete auf ein martialisches Monstrum von einem Auto, das wie ein Militärfahrzeug in ziviler Lackierung aussah. »Diese Hummer -Imitation da drüben, beispielsweise. Stabil wie ein Panzer, klar, aber säuft wie ein Loch. Und hässlich! Sagen Sie selber, wer will so ein Teil in pissgelb?« Er seufzte. »Aber es ist einfach geil, das Ding zu fahren. Muss ich zugeben. Damit hat der Typ mich rumgekriegt, von dem ich’s habe. Scheiße – von drinnen sieht man von der Farbe fast nichts. Das war der Trick.«
    Markus musste unwillkürlich grinsen. Der Mann fing an, ihm zu gefallen. Er brachte das Kunststück fertig, seine Wagen auf eine Art schlechtzureden, dass einen schier unwiderstehliche Lust befiel, sie zu kaufen. Hier konnte er als Vertriebsmensch noch was lernen.
    »Ich hatte an etwas Sportlicheres gedacht«, sagte er.
    Der Mann blies seinen Kaugummi auf, bis er platzte. »Was meinen Sie mit sportlich? Ein Auto, das man schieben muss? Hab ich da.«
    »Es würde mir reichen, wenn es einfach nur schnittig aussieht. So was zum Beispiel.« Er deutete auf einen hellroten Ford Mustang mit Stoffverdeck. Es musste sich um das Revival-Modell handeln, mit dem man wenig erfolgreich an die glorreiche Vergangenheit des Bautyps anzuknüpfen versucht hatte.
    »Ach so. Die Art von Sport meinen Sie. Okay, ich geb zu, mit der Mühle kriegen Sie wahrscheinlich mehr Bräute rum als mit jedem anderen Schrotthaufen, der hier steht. Hat ’nem Kerl gehört, der die Frauen von Scranton bis Allentown beglückt hat – legendär. Bis ihn doch eine vor den Altar gezerrt hat, und die hat drauf bestanden, dass er den Wagen verkauft … Aber ich muss Ihnen sagen, damit halsen Sie sich Probleme auf.« Er tippte mit dem Fuß gegen eines der Räder. »Die Reifen – platt wie Radiergummi. Ich werd niemanden mit dieser Karre von meinem Hof fahren lassen, der mir nicht auf die Bibel schwört, dass er als Erstes neue Reifen kauft. Der Motor geht. Säuft Sie eben arm, ganz egal, was der Sprit kostet. Das muss es Ihnen wert sein. Die Tankanzeige können Sie übrigens vergessen; die zeigt an, was sie will, den Stand des Mondes oder den Wasserpegel vor Miami oder was weiß ich, jedenfalls nichts, was Sie interessiert. Aber wie das heute überall ist, eine Reparatur kostet das Doppelte von dem, was die Mühle noch wert ist. Was sonst? Okay, sämtliche Getränkehalter, die im Weg sind, wenn man im Wagen ’ne
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