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Ausgebrannt - Eschbach, A: Ausgebrannt - Ausgebrannt

Titel: Ausgebrannt - Eschbach, A: Ausgebrannt - Ausgebrannt
Autoren: Andreas Eschbach
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immer von so einem Gut geträumt, von Kindesbeinen an. Und jetzt ist es so weit. Wir haben zwei Ponys. Die Kinder können reiten, sind überhaupt in der Natur … Das ist wichtig, verstehen Sie? Die Nähe zur Natur.«
    »Verstehe.« Werner nickte mit zufriedenem Lächeln. Auch der Makler lächelte; bei ihm sah es eher nach Erleichterung aus.
    Doch in den Augen der Frau stand Schmerz. Ihr Mann mied ihren Blick, sah stattdessen auf die Uhr und meinte: »Es tut mir Leid, wenn ich ein wenig zur Eile drängen muss, aber wir haben noch einen Termin.«
    »Er verheimlicht etwas«, erklärte Dorothea auf der Rückfahrt nach Stuttgart.
    »Wer? Dieser Anstätter?« Werner sah sie voller Erstaunen an. »Was sollte er uns verheimlichen?«
    »Das weiß ich nicht. Aber hast du seine Augen gesehen? Keine zwei Sekunden Blickkontakt am Stück. Der Mann hat ein schlechtes Gewissen. Ich wüsste nur gern, weshalb.«
    Werner gab Gas, überholte den dahinzuckelnden Lastwagen einer Supermarkt-Kette. »Das darf man nicht überbewerten. Bei uns in der Nachbarabteilung ist auch so einer. Doktor der Physik, rasend intelligent und so weiter, aber er sieht dir nie in die Augen. Völlig irritierend. Und man gewöhnt sich nur schwer daran.«
    »Das hier war kein Doktor der Physik. Das war jemand, der mit den Händen arbeitet.«
    »Ja, okay. Stimmt, der Makler hat irgendwann am Telefon so was gesagt. Dieser Anstätter muss so einer sein, der immer viel auf Montage im Ausland ist. Oder gewesen ist; er hat anscheinend vor kurzem damit aufgehört. Wahrscheinlich ist er deswegen so braun. Baustellen unter südlicher Sonne, das prägt.«
    »Ich glaube, seine Frau ist dagegen, das Haus zu verkaufen.«
    Werner grinste. »Das hab sogar ich bemerkt. Dieser Anstätter ist ein Macho, wenn du mich fragst. Setzt vier Kinder in die Welt, und dann hört die ganze Familie auf sein Kommando. Und wenn er seinen Jugendtraum verwirklichen will, darf auch keiner aufmucken.«
    »Fahr nicht so schnell.«
    »Ich fahr doch nicht schnell«, erwiderte Werner, nahm aber den Fuß vom Gas. »Die Tochter war auch ziemlich stinkig. Und von wegen Nähe zur Natur! Als ob das Haus da im Stadtzentrum läge. Ich meine, mehr Nähe zur Natur gibt’s doch kaum, oder?«
    Sie näherten sich der Tankstelle am Ortseingang von Duffendorf, hinter der man abbiegen musste, wenn man zur Autobahn wollte – vertrackte Stelle; hier hatten sie sich schon zweimal verfahren. Dorothea schüttelte den Kopf. »Ich habe das Gefühl, er hat uns irgendetwas Wichtiges verschwiegen und deswegen ein schlechtes Gewissen.«
    Nun wurde sogar Werner nachdenklich, der sie manchmal mit seiner Unbekümmertheit rasend machte. »Meinst du?«, fragte er. »Aber was könnte das sein?«
    »Keine Ahnung.«
    »Irgendein Schaden am Haus? Aber das ist von einem Gutachter geprüft worden; in solchen Dingen würde Volker mich nicht bescheißen. Ich meine, er hätte mir gesagt, wenn irgendeine teure Reparatur anstünde oder eine neue Norm käme, der das Haus nicht entspricht. Weißt du, was er mir gestanden hat? Volker, der Schuft? Dass er den Anstätters am Anfang zugeredet hat, dass sie mehr verlangen könnten für das Haus; dass der Preis quasi am unteren Ende der Skala für so ein Objekt läge. Hat dabei natürlich an seine Provision gedacht, klar, und er hat den Mund gehalten, sobald er wusste, dass wir uns interessieren … Aber Anstätter wollte nicht weiter rauf mit dem Preis.«
    »Und? Findest du das normal?«
    Werner gab einen seiner abgrundtiefen Seufzer von sich. »Eher nicht.«
    »Also. Sag ich doch. Irgendwas stimmt da nicht.«
    Werner schwieg. Lenkte. Schaltete. »Meinst du, wir sollten es lieber doch nicht nehmen?«, fragte er schließlich.
    Es ging in Schleifen den Albtrauf hinab, ein Blick wie im Märchen. Die Autobahn glitzerte in der Ferne wie ein Band aus Silber.
    Es war fast so schön wie der Blick von der Terrasse des Hauses, das sie haben konnten, wenn sie wollten.
    Samstags wurde nicht von ihnen erwartet, dass sie arbeiteten. Aus den Gesprächen der regulären Mitarbeiter hatte Markus jedoch herausgehört, dass die meisten zumindest den Samstagvormittag in der Firma verbrachten. Sonntags dagegen herrschte ausdrückliches Arbeitsverbot: Niemand sollte daran gehindert werden, in die Kirche zu gehen.
    Nach dem Frühstück am Samstagmorgen ging Markus über die Straße zur Tankstelle und sprach so lange Leute an, bis ihn jemand in dichter besiedelte Bereiche von Paradise Valley mitnahm. Da, wo einmal so
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