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Auserwählt – Die Linie der Ewigen (German Edition)

Auserwählt – Die Linie der Ewigen (German Edition)

Titel: Auserwählt – Die Linie der Ewigen (German Edition)
Autoren: Emily Byron
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sich nicht eine einzige Blume bewegte. Ich dagegen spürte, wie der Wind mir immer stärker entgegen blies, bis ich keine Kraft mehr hatte, mich ihm entgegenzustemmen und erschöpft beschloss, mich von ihm treiben zu lassen. Er packte mich unter meinen Armen und drückte gegen meine Beine, bis ich mich schließlich wie von selber zurück auf dem Platz fand, wo ich Abigail getroffen hatte. Er trieb mich unbarmherzig auf den Torbogen zu, hinaus in die Weite der Wüste. Noch einmal stemmte ich mich erfolglos gegen die unsichtbare Macht, dann gab ich auf und setzte meinen Fuß in den heißen Sand der roten Unendlichkeit.
    Im nächsten Moment schlug ich meine Augen auf. Der blaue Himmel war verschwunden, ebenso wie der intensive Duft der abertausend Blüten. Stattdessen blickte ich an eine dunkle Decke, von der vereinzelte Lampen auf mich herableuchteten.
    „Daron?“, krächzte ich leise und hoffte inständig, ich wäre im Cubarium.
    „Ich bin hier, Kleines“, hörte ich eine Stimme an meinem Ohr und spürte im nächsten Moment, wie mir jemand die Hand drückte. Ich drehte den Kopf nach links, und mein Herz tat einen Freudensprung von hier bis an die Decke.
    Daron saß neben meinem Bett, seine Hände um meine linke Hand geschlungen, deren Finger er nun immer und immer wieder küsste.
    „Ich bin hier“, wiederholte er, „und hier bleibe ich auch. Bei dir.“
    Erleichterung zeichnete sich auf seinem Gesicht ab, das blasser und markanter wirkte als sonst.
    „Bin ich wieder zurück?“, fragte ich vorsichtig und hatte Angst, die Antwort könnte Nein lauten.
    „Ja, du bist wieder zurück“, lächelte Daron, stand auf und gab mir einen sanften Kuss auf den Mund. Wie hatte ich es vermisst, seine Lippen auf meinen zu spüren, diese sanfte Stärke, so zärtlich und mächtig zugleich. Ich küsste ihn so innig zurück, als würde ich mich nie mehr von ihm lösen wollen. Daron umarmte mich, als hätte er gerade genau den gleichen Gedanken gehabt.
    „Sie ist wach! Aline ist wach!“, hörte ich Alan von irgendwoher brüllen, gefolgt von jeder Menge hektischer Stimmen und schneller Schritte. Keine Minute später sah ich Alan, Franziska und Cayden an mein Bett eilen. Alle strahlten um die Wette. Cayden hatte inzwischen wieder seine menschliche Gestalt angenommen, sein silbernes Haar glänzte mit seinen Augen um die Wette. Was war ich froh, sie alle zu sehen.
    „O Gott, Aline, wir dachten, wir hätten dich verloren!“, rief Franziska, schob den lachenden Daron zur Seite und umarmte mich so stürmisch, dass ich kaum noch Luft bekam.
    „Vorsicht“, musste ich ebenfalls lachen, „wenn du mich weiter so zerdrückst, stehen meine Chancen auf eine zweite Rückkehr schlecht.“
    „Bitte mach darüber keine Scherze“, ermahnte mich Alan. „Wir dachten wirklich, du würdest das Aevum nicht überleben. Als Franziska aus der Toilette kam, hat sie es ganze fünf Minuten geschafft, die Tapfere zu spielen, aber dann hat sie euer Agreement doch gestanden. Cayden und ich haben die Toilettentür aufgebrochen und dich auf dem Boden gefunden. Dein Atem war praktisch nicht mehr vorhanden, und wir dachten schon, jetzt müsste einer von uns dich holen gehen. Doch erstaunlicherweise erhielt keiner den Ruf. Also haben wir dich zurück ins Cubarium gebracht und deinen Zustand die letzten Tage beobachtet.“
    „Die letzten Tage?“, fragte ich ungläubig. „Wie lange war ich denn weg?“
    „Drei Tage“, antwortete Cayden und fuhr sich mit der Hand durchs Haar. Woher nur kannte ich diese vertraute Geste? „Wie hast du es nur geschafft, das Aevum zu überleben?“
    Ich schluckte kurz, als ich daran dachte, was ich erlebt hatte. Unsicher blickte ich Daron an, der sich wieder seinen Platz an meinem Bett erkämpft hatte. Konnte ich ihnen erzählen, wen ich getroffen hatte, ohne ihre Gefühle zu verletzen?
    In Darons Blick lag so viel Liebe und Vertrauen, dass ich mich entschied, die Wahrheit preiszugeben. Es wäre nicht fair gewesen, ihnen das Erlebte vorzuenthalten, besonders nicht nach dem, was wir alle gemeinsam erlebt hatten. Ich berichtete von dem wunderschönen Garten und davon, wie Abigail mich darin gefunden hatte. Dass sie mich um Vergebung für Mael gebeten hatte, dies alles meine Prüfung gewesen und es keiner Bewahrerin jemals gestattet sei, sich selbst das Leben zu nehmen, wodurch meine geopferte Reinheit keine Sünde bedeutete. Ich erzählte davon, wie mich der Wind ergriffen und in die Wüste gedrängt hatte, nachdem Abigail mir
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