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Auserwählt – Die Linie der Ewigen (German Edition)

Auserwählt – Die Linie der Ewigen (German Edition)

Titel: Auserwählt – Die Linie der Ewigen (German Edition)
Autoren: Emily Byron
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Daron, der da draußen liegt, sondern Alan, würdest du dann nicht genau das Gleiche für ihn tun?“
    Für eine gefühlte Minute blickte sie mich entsetzt und verständnislos an, dann sah ich in ihren Augen ein Flackern. Sie schloss ihren Mund und schüttelte den Kopf, als sie mit der rechten Hand in ihre Kitteltasche griff.
    „Ich wünschte, du würdest das nicht von mir verlangen, Aline. Aber ich verstehe, warum du das tust. Und du hast recht. Wäre es Alan, ich würde ebenfalls alles versuchen, um ihn zu retten. Selbst wenn es bedeuten würde, einen Tausch zu erzwingen, dessen Chancen auf Erfolg minimal stehen. Ja, ich verstehe dich.“
    Vorsichtig holte sie die Spritze hervor und nahm die Kappe von der Nadel. Ich ergriff sanft ihre Hand und hielt sie fest.
    „Nein, das muss ich selber erledigen. Es muss freiwillig sein. Du darfst damit nichts zu tun haben.“
    „Wieso?“, flüsterte Franziska, und ich sah, wie sich erneut Tränen unter ihrer Brille sammelten.
    „Weil das Mord wäre. Du würdest eine Sünde begehen. Und außerdem ist es meine alleinige Entscheidung, also muss ich auch alleine den Mut haben, es zu Ende zu bringen.“
    Nach einem kurzen Moment des Abwägens nickte Franziska, nahm meine Hand und legte mir beinahe zärtlich die Spritze hinein. Sie schniefte laut, als ich sie bat, nicht traurig zu sein. Sie durfte sich einfach nichts anmerken lassen, wenn ich sie gleich nach draußen schickte. Die Männer würden noch rechtzeitig genug Wind von unserer Vereinbarung bekommen. Bis dahin hoffte ich, mein Vorhaben bereits in die Tat umgesetzt zu haben.
    „Mach es hier“, schluchzte Franziska leise und berührte mit ihrem Zeigefinger einen Punkt an meinem Halsansatz. „Von dort aus geht es direkt ins Herz, und du wirst nicht allzu viel spüren. Es wird schnell vorbei sein.“
    Dankbar nickte ich und umarmte meine inzwischen lieb gewonnene Freundin, die sich wie
    eine Ertrinkende an mich klammerte.
    „Du wirst mir sehr fehlen, Aline.“
    „Du mir auch, Franziska“, antwortete ich und strich ihr eine Träne von der Wange.
    „Danke für alles. Und hab keine Angst. Victor ist bereits drüben. Er wird wieder auf mich aufpassen.“
    Ein kleines Lachen ließ Franziskas Augen unter all den Tränen kurz aufleuchten.
    „Ja, das wird er. Da bin ich mir sicher.“
    Mit diesen Worten straffte sie ihre Schultern und räusperte sich, atmete zweimal tief durch, wischte sich grob über die Augen und verließ ohne sich noch einmal umzusehen die Toilette. Dann war ich allein in dem weiß gekachelten, kleinen Raum.
    Ich ging in eine der Kabinen und schloss hinter mir ab, bevor ich mich auf den Boden sinken ließ. Ich wollte nicht riskieren, dass Franziska im letzten Moment doch noch Skrupel bekam und die Männer zu Hilfe rief.
    Wie einen kostbaren Schatz wog ich das kleine Gefäß in meiner Hand und betrachtete die wunderschöne, purpurne Flüssigkeit in seinem Innern. Schon merkwürdig, dachte ich, als ich mir die Nadel an den Hals setzte, dass die Flüssigkeit, die mich töten würde, ausgerechnet meine Lieblingsfarbe hatte. Nach Pink, versteht sich.
    Vielleicht war das ja auch ein Wink. Wenn es diese Flüssigkeit war, die das Schicksal dazu zwingen würde, einen Handel einzugehen, dann sollte es mir recht sein. Und sollte das Schicksal auf den Handel pfeifen, dann waren Daron und ich wenigstens für immer auf derselben Seite.
    So oder so, es gab keine andere Lösung.
    Es musste passieren.
    Das Schicksal musste Daron einfach leben lassen.
    Meinen Daron.
    Meinen sanften Riesen mit den schwarzen Haaren und dem Duft nach Frieden und Freiheit. Ich dachte noch an meine Mutter und hoffte inständig, sie würde mir vergeben können. Es tat mir so weh, ihr diesen Kummer bereiten zu müssen. Erst ihr Mann und nun die Tochter. Doch meine Entscheidung war gefallen. Leise sprach ich ein kleines Gebet, in dem ich meine Mutter um Verzeihung bat. Gleichzeitig bat ich darum, dass Betty auf sie aufpassen möge. Sie würden mir beide so unendlich fehlen.
    Doch es gab kein Zurück mehr, mein Entschluss war gefasst. Mir war klar, wenn ich jetzt die Nadel absetzte, hatte ich gegen mich selber verloren. Alles, worauf es jetzt ankam, lag draußen im Cubarium und kämpfte seine eigene Schlacht gegen das Aevum.
    „Lebe, Daron. Lebe durch mein Opfer. Und bete, dass das Schicksal uns gnädig gestimmt ist.“
    Mit diesen letzten Worten rammte ich mir die Nadel voller Wucht in meinen Hals.
    Es war schrecklich schmerzhaft, als sich der
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